Aufruf von Cambridge Technology an die IT-Industrie

"Nehmt den Datenschützern den Wind aus den Segeln"

19.05.2000
FRAMINGHAM (IDG) - In einem offenen Brief fordert Thornton May, Vice President des Beratungsunternehmen Cambridge Technologies, die IT-Branche auf, die Bedenken der Datenschützer endlich ernst zu nehmen. Ansonsten stünden für die Industrie unangenehme Gesetze ins Haus.

Um das Vertrauen der Branche zu finden, hält May es für nötig, sich als Gegner der Datenschützer zu bezeichnen. Er schimpft sie prozesssüchtige Eiferer und digitale Partisanen, weil sie zum einen beim leisesten Verdacht einer Verletzung der Privatsphäre eine Flut von Prozessen anzetteln, sich andererseits aber nicht scheuen, selbst am Rande der Legalität zu operieren. Außerdem nimmt May für sich in Anspruch, die IT-Verantwortlichen 17 Jahre lang gegen Anfechtungen von allen Seiten verteidigt zu haben. Dieses Ziel verfolge er auch in Sachen Datenschutz.

Allerdings habe er sich belehren lassen, dass es keine gute Strategie sei, die Datenschützer als digitale Maschinenstürmer zu diskreditieren, die die Privatsphäre um jeden Preis verteidigten - so richtig das im Einzelfall auch sei. Längst sei es diesen Fanatikern gelungen, die Bürger und vor allem die Regierung bis zu einem gewissen Grad für den Schutz einer Privatsphäre zu mobilisieren, deren Grenzen - nach seiner Meinung - gesellschaftlich nie klar definiert worden seien.

Ziel einer Strategie gegen die maßlosen Datenschützer müsse daher sein, ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. May: "Die IT-Industrie muss die zentralen Bedenken aufnehmen und dafür Regeln schaffen, bevor die Regierung das macht. Nichts wäre schlimmer, als wenn es den Aktivisten gelänge, Gesetze für den Umgang mit Kundendaten durchzusetzen."

May nennt folgende von den Datenschützern aufgeworfenen Probleme, denen sich die Industrie jetzt zu stellen habe:

-Bürger befürchten, ihre Privatsphäre sei nicht ausreichend geschützt;

-die Wahrnehmung, das Rechtssystem könne mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten;

-die Sorge, dass die Integration von Datenbanken zum gläsernen Kunden führt;

-die Befürchtung, dass jedes soziale Problem mit dem Hinweis auf die lange Bank geschoben wird, es müsse erst eine Datenbank (etwa über Jugendkriminalität) geschaffen werden;

-die Möglichkeit, für positive Zwecke geschaffene Datenbanken zu missbrauchen.