Reaktionen kennen - Verhalten steuern

Nehmen Sie sich vor Ihren Gefühlen in Acht!

12.04.2010
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Die meisten Menschen reagieren nur auf Reize von außen. Welche das sind und was das für den Beruf bedeutet, sagt Kurt-Georg Scheible.

Viele Menschen sind überzeugt: Ich treffe meine Entscheidungen rational. Welch Irrtum! Meist reagieren wir nur auf Reize von außen. Wer diese Effekte kennt, läuft seltener in die Irre und kann das Verhalten anderer Menschen besser einschätzen - beruflich und privat.

Kennen Sie folgende Situation? Sie sind in einem Kaufhaus. Eigentlich suchen Sie Geschenke für Ihre Liebsten. Doch ehe Sie sich versehen, stehen Sie vorm Sockenständer und denken: "Socken kann man immer gebrauchen". Und schon laufen Sie mit drei Paar zur Kasse. Zu Hause wurmt Sie der Spontankauf. Denn Socken haben Sie eigentlich genug.

Quelle: Fotolia, pdesign
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Wir verhalten uns im Alltag oft nicht so rational wie gedacht. Wir tun Dinge "einfach so" - scheinbar ohne Grund. Faktisch reagieren wir aber auf Reize von außen. Wenn wir Dinge wahrnehmen, also zum Beispiel sehen, hören oder fühlen, löst dies in unserem Unterbewusstsein Emotionen aus. Und diese Emotionen setzen gewisse Effekte, also Verhaltensmuster, bei uns in Gang - fast automatisch.

Wenn wir jedoch wissen, welche Effekte unsere Reaktionen mitbestimmen, dann können wir unser Verhalten steuern. Davon profitieren wir beruflich und privat. Außerdem erleichtert uns diese Selbstkenntnis, das Verhalten anderer Menschen zu verstehen. Deshalb seien hier die wichtigsten Effekte beschrieben.

Der Herden-Effekt

Wann wird bei Ihnen die Mülltonne geleert? Wissen Sie das stets? Oder stellen Sie Ihre Tonne einfach vor die Tür, wenn dies die Nachbarn tun?

Das Verhalten anderer Menschen ist eine wichtige Orientierungshilfe für uns. Der Herden-Effekt hat aber zwei Gesichter. Mal rettet er Leben - etwa, wenn es darum geht, vor Gefahren zu flüchten. Manchmal lässt er uns aber auch ins Verderben "rennen". Zum Beispiel, wenn wir in faule Wertpapiere investieren, weil dies "alle tun".

Wie Sie sich dagegen wehren: Der Herdeneffekt gleicht einem Navigationssystem. Wer von ihm schon einmal in die Irre geleitet wurde, prüft seine Aufforderungen - und schaltet das Gerät im Zweifel aus.