"Nehmen Sie die einfachste Software"

09.11.2005
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Sontow, der mit seinem "IT-Matchmaker" ein Werkzeug anbietet, das Kundenanforderungen und -prozesse mit denen der gängigen ERP-Pakete abgleicht, hält Tools - wenig überraschend - für ein probates Hilfsmittel. Natürlich dürfe man sich dem Werkzeug als Entscheidungshilfe nicht sklavisch unterwerfen, doch könne es sehr wohl dazu beitragen, in "unübersichtlichen Situationen eine Struktur zu schaffen". Tools könnten einen Einblick in die bestehenden Prozesse geben und dabei helfen zu entscheiden, welche davon mit Software unterstützt werden sollten.

Tools sind nur ein Hilfsmittel

GPS-Mann Schmid hält dagegen: "Das Werkzeug ist der Tod jedes Gedanken!" Gerade mittelständische Anwender neigten dazu, sich ganz darauf zu verlassen und am Ende nur noch das zu tun, was das Tool ihnen gebiete. "Die eigentlichen Anforderungen eines Unternehmens kommen nicht aus der Technik, sondern aus dem Umfeld - von Geschäftspartnern, Kunden etc." Darauf werde zu wenig geachtet. "Gehen Sie in die Produktionsabteilungen", forderte Schmid die Zuhörer auf, "und sehen Sie sich an, mit welch einfachen Anweisungen dort die kompliziertesten Maschinen und sonstigen Produkte hergestellt werden." Aber wenn es um Software gehe, werde ein "überkandideltes" Werkzeug genommen, und damit "spezifiziert bis zum Gehtnichtmehr". Das Ergebnis könne dann kein Mensch mehr verstehen, damit lasse sich nicht kommunizieren.

Sontow bestätigte, dass Werkzeuge im Prozess der Softwareauswahl nur einen von vielen Aspekten abdecken. "In ERP-Projekten menschelt es sehr viel, das muss man berücksichtigen", räumte er ein. Wichtig ist aus seiner Sicht vor allem die Vertragsgestaltung, die im Mittelstand nicht selten zu oberflächlich erfolge. Was bekommt man zu welchem Zeitpunkt und zu welchen Kosten? Und dann sei das Einführungsprojekt selbst von Bedeutung. "Man muss mit denjenigen, mit denen man den Vertrag unterzeichnen möchte, das Projekt im Detail durchsprechen. Wer sitzt drin in den Teams? Von der Anbieter- und der Anwenderseite? Das muss stabil sein!" Softwareauswahl sei ein "soziales Thema", wenn die Zusammenarbeit und Kommunikation nicht funktioniert, gingen solche Projekte oft daneben.