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Nehmen Kartellbehörden Microsofts Office-Pläne ins Visier?

17.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Microsoft hat vor, Buchhaltungsfunktionen in die Office-Produkte ("Microsoft Office Small Business Accounting") zu integrieren, um so mit kleinen Firmen ins Geschäft zu kommen. Diese Bundling-Pläne dürfte nach Meinung von Beobachtern jedoch die Kartellbehörden der Europäischen Kommission auf den Plan rufen. Die Regulierer hatten Microsoft im Frühjahr vergangenen Jahres mit einer Geldstrafe in Höhe von fast 500 Millionen Euro belegt und zudem eine Windows-Version ohne Media-Player gefordert.

An einem Verbot des geplanten neuen Angebots beziehungsweise an Kartellauflagen gegen Microsoft ist vor allem Sage gelegen. Der Anbieter von mittelständischer Business-Software beliefert mit Lösungen wie "PC Kaufmann" selbst Kleinunternehmen. Office sei ein Monopol und somit führe das Bundling von kaufmännischen Lösungen in das Produkt zu Wettbewerbsverzerrungen, erläutert ein Firmensprecher. Dies gelte selbst dann, wenn die Buchhaltungssoftware als separates Paket angeboten werden würde, da Microsoft diese Lösung viel tiefer mit der Bürosoftware integrieren könnte als andere Softwarehäuser.

Noch mehr befürchtet Sage, dass die Gates-Company das Bundling zu einem viel niedrigeren Preis anbieten könnte als für die Einzelprodukte zu zahlen wäre. Sage selbst versucht seine Wettbewerbsposition durch Übernahmen zu festigen. Vor kurzem kaufte die Firma einen Softwareanbieter in Polen und möchte auch in Deutschland zulangen, erläuterte Firmenchef Walker (Computerwoche berichtete).

Laut Microsoft stehen weder die Preise noch der Umfang des besagten Produkts fest. Der Hersteller hatte die Entwicklung solcher Funktionen vergangenen November angekündigt. Unter anderem zählen dazu Mechanismen zur Buchhaltung, Kundenverwaltung und zum Kontakt-Management. Kunden werden sich zwischen einer Office-Version mit und ohne Small Business Accounting entscheiden können, so ein Firmensprecher gegenüber dem Branchendienst "Computerwire". Noch gibt es nur eine Betaversion des Programms. Es soll 2005 in den USA auf den Markt kommen, später auch in anderen Ländern. Ob und wann die Lösung auch hierzulande erhältlich sein wird, teilte Microsoft bislang nicht mit.

Mit dem Angebot erweitert Microsoft sein Portfolio an kaufmännischen Lösungen, zu denen neben den Produkten der übernommenen Firmen Navision und Great Plains auch das selbst entwickelte CRM-System zählt. Unlängst hatte der Konzern angekündigt, die nächste Version der letztgenannten Software komme später. (fn)