Flexible Lagerverwaltung

Neckermann stellt Logistikprozesse um

15.12.2009

Navigationssystem für das Lager

Neckermann zufolge ist es mit Hilfe der neuen Lösung auch gelungen, die Retourenverwaltung zu vereinfachen. Dieser Aspekt war für die Verantwortlichen des Versandhändlers ein zentraler Punkt, da im Textilbereich mit rund einem Drittel Rücksendungen und obendrein mit Varianten (wie Farbe und Größe) umzugehen ist. Die Einlagerung der Retouren wurde optimiert und erfolgt jetzt im "chaotischen Verfahren". Dabei ermittelt das Lagersystem freie Plätze unter Berücksichtigung möglichst kurzer Laufwege. So werden die Artikel über das ganze Lager verteilt, bis das System sie von dort neuen Aufträgen zuweist. Damit ist die früher sehr aufwändige Retourenverwaltung grundlegend vereinfacht. Die Funktionsweise des neuen Verfahrens beschreibt Marco Ehrhardt, geschäftsführender Gesellschafter von Ehrhardt + Partner, folgendermaßen: "Letzten Endes haben wir mit unserer Software ein Navigationssystem für das Lager geschaffen."

Die Vorteile des neuen Verfahrens:

  • Die Retouren werden ohne gesonderten Aufwand ins Lager übernommen und stehen unmittelbar wieder für den Versand bereit.

  • Die Kommissionier- und Sortierabläufe wurden erheblich beschleunigt und auch die Anzahl ihrer Arbeitsschritte reduziert.

  • Die Rüstzeiten wurden verkürzt, da Hilfsmittel wie etwa Behälter kaum noch benötigt werden.

Um die Logistikprozesse im Griff zu haben, muss man den richtigen Überblick über das Lager haben.
Um die Logistikprozesse im Griff zu haben, muss man den richtigen Überblick über das Lager haben.
Foto: Neckermann

Da die Umsetzung und Optimierung aller Prozesse auf Basis des von den Logistik-Spezialisten entwickelten Modells noch nicht abgeschlossen ist, dürften aus Sicht der Projektverantwortlichen noch weitere Einsparpotenziale zu erschließen sein. Die Verbesserung der einzelnen Prozesse liege mitunter im Sekundenbereich, erläutert Ehrhardt. Doch angesichts komplexer Abläufe und der Vielzahl von Aufträgen summiere sich dies zu beträchtlichen Größenordnungen.

"Kein Logistik-Prozess ist Standard"

Aus Sicht von Neckermann fasst Bryssinck die größten Fortschritte folgendermaßen zusammen: Die gesamte Logistik arbeite wesentlich flexibler als früher, was besonders für kommende Anforderungen wichtig sei. Abgesehen vom sonstigen Nutzen, gelte dies auch für die beschleunigten Prozesse in der Auftragsbearbeitung. Denn die Zunahme der Online-Bestellungen, für die Neckermann bei Eingang bis 21 Uhr den Versand am Folgetag garantiert, erfordere eine zügige Bearbeitung. Hervorzuheben sei ebenso die gestiegene Qualität der Sortier- und Versandvorgänge. Alles in allem zeichneten sich bereits beträchtliche Einsparungen im laufenden Betrieb ab, meint der Logistikexperte von Neckermann, und fügt hinzu: "Wenn alle Prozesse optimiert sind, rechnen wir mit Kostenreduzierungen von über einer Million Euro pro Jahr."

Die Erwartungen sind hoch: Jetzt verfüge man in Hulst über eine zukunftsfähige Logistik, die sich auch den Anforderungen gewachsen zeigt, wie sie der weiter zunehmende E-Commerce mit sich bringt, sagt der Neckermann-Manager. Die gewonnene Flexibilität werde eine rasche Bearbeitung von Aufträgen bei möglichst geringen Fehlerquoten auch für die rund um die Uhr eingehenden Online-Bestellungen gewährleisten.

Unternehmen, die vor vergleichbaren Projekten stehen, gibt Bryssinck den Rat, angesichts der notwendigen engen Zusammenarbeit auf Kompetenz und Erfahrung des Anbieters zu achten. Er empfiehlt, ein fundiertes Pflichtenheft zu erarbeiten. Dazu gehöre eine sorgfältige Beschreibung der einzelnen Abläufe in der Logistik: "Kein logistischer Prozess ist ‚Standard’, also muss jedes Detail ausführlich beschrieben werden. Nur so bekommt man später keine Überraschungen bei der Einführung."