NEC, Fujitsu und Hitachi arbeiten an Parallelrechnern Nippons Mainframer auf der Suche nach profittraechtigen Alternativen

01.10.1993

TOKIO (IDG) - Der Trend zu offenen Systemen macht sich auch in Japan immer staerker bemerkbar. Inzwischen geraet auch das Mainframe-Geschaeft der grossen japanischen Hersteller so stark ins Wanken, dass sich die Produzenten nach Alternativen umschauen.

So folgte die Fujitsu Ltd. in der vergangenen Woche dem Beispiel der IBM und kuendigte an, sie werde ab Oktober auch Technologie an Dritte verkaufen, die urspruenglich nur fuer den eigenen Bedarf entwickelt worden war, um die schwindenden Einnahmen aus dem Mainframegeschaeft zu ersetzen. Gedacht ist zunaechst an ein System zur Qualitaetskontrolle bei der Software-Entwicklung.

Wie Fujitsu versuchen auch NEC und Hitachi Wege zu finden, um ihren sinkenden Computerverkaeufen entgegenzusteuern. Um die Einbussen im Mainframe-Geschaeft wettzumachen, trachten diese Konzerne danach, ihre Palette an Unix-Hardware zu vergroessern und mit neuen Softwareprodukten und Serviceangeboten der wachsenden Nachfrage nach Client-Server-Systemen gerecht zu werden. "Diese drei Unternehmen haben eingesehen, dass sie ihr Angebot an offenen Systemen ausbauen muessen. Deshalb arbeiten sie hart daran, ihre Mainframe-Applikationen innerhalb der naechsten Jahre auf Unix- Umgebungen zu portieren", meint Yasuhiko Arai, DV-Analyst im Nomura Research Institute (NRI).

Die Umstellung wird nicht einfach, weil sich mit Unix-Rechnern nicht die bisher fuer proprietaere Systeme ueblichen hohen Margen erzielen lassen. "Das Problem ist, unsere Gewinne waehrend dieser Umstellung zu halten", erklaerte denn auch Fujitsu-President Tadashi Sekizawa. "Ich fordere meine Leute dauernd dazu auf, Wege zu finden, wie wir die Bruttomargen fuer unsere Service-Produkte erhoehen koennen. Das ist eine absolute Notwendigkeit. Wir muessen unsere Gewinne aus diesem Sektor erhoehen, um die sinkenden Hardwareumsaetze aufzufangen."

Der Fujitsu-Chef sagt voraus, dass innerhalb von vier Jahren die Haelfte des computerbezogenen Umsatzes seines Unternehmens aus Serviceleistungen wie Software-Entwicklung, Systemintegration und Maintenance kommen wird. Offene Systeme wie Unix-basierte Hardware duerfte seiner Meinung nach zu 30 Prozent zu den Hardwareverkaeufen beitragen - heute sind es erst zwoelf Prozent.

Japans DV-Hersteller arbeiten an Parallelrechnern

Trotz einiger unverbesserlicher Anhaenger von proprietaeren Systemen, die nach wie vor eine stetige, wenn nicht sogar leicht steigende Nachfrage nach den DV-Dinosauriern voraussagen, gehen die meisten japanischen Hersteller und Analysten von anderen Szenarien aus: Sie glauben, dass heutige Mainframes durch grosse unter Unix arbeitende Parallelrechner auf Basis vieler gekoppelter RISC-Prozessoren ersetzt werden. "Weil damit gerechnet wird, dass die IBM ihren ersten Parallelrechner im naechsten Jahr ankuendigt, haben die japanischen Mainframe-Hersteller ihre Entwicklungsanstrengungen auf diesem Sektor verstaerkt", berichtet der Analyst Arai.

Ressourcen auf neue Bereiche konzentrieren

Er weist auch darauf hin, dass Fujitsu an einem Sparc-basierten parallelen Rechner arbeitet, der 1995 oder 1996 vermarktet werden soll. Gleichzeitig entwickelt NEC an einer Mips-basierten Maschine, die zum gleichen Zeitpunkt oder sogar frueher auf den Markt kommen soll. Nur Hitachi hat sich noch nicht entschieden. Es ist nach wie vor nicht klar, ob das Unternehmen bei der Entwicklung ihres Parallelrechners auf die PA-RISC-Architektur von Hewlett-Packard oder auf den Power-Chip von IBM setzt. "Wir werden Schwierigkeiten bekommen, wenn die Mainframes zu schnell verschwinden", raeumt Akira Kobayashi ein, der als Vice-President fuer NECs Computergeschaeft verantwortlich ist. Neben geringeren Gewinnspannen, bedeutet der Umstieg auf offene Systeme auch hohe Investitionen in Zeit und Geld, um die existierenden Mainframe- Applikationen auf Unix zu portieren und die Mitarbeiter und Vertriebsleute umzuschulen.

Egal, ob Mainframes weiterhin eine Rolle spielen oder nicht: Sicher ist, dass sich die Hersteller von ihren hohen Hardware- Profiten verabschieden muessen. Damit ihrer bestehende Mainframe- Klientel nicht auf offene Systeme umsteigt, bemueht sich NEC derzeit sehr darum, die Produktionskosten fuer Mainframes zu senken: "Unser Ziel ist es, die Produktionskosten durch die Verwendung von CMOS-Technologie anstelle von BiCMOS-Bausteinen um 75 Prozent zu senken", sagt Kobayashi. Fujitsu plant aehnliches. Allerdings gibt der NEC-Manager auch zu, dass die niedrigeren Preise zwar notwendig seien, um die Kundschaft zu halten, gleichzeitig aber den Preisverfall fuer Hardware weiter beschleunigen wuerden.

Zu den Gewinnern auf dem Feld der offenen Systeme werden nach Meinung von Fujitsu-President Sekizawa, die japanischen Unternehmen gehoeren, die auf wechselnde Trends am schnellsten mit innovativen und hochwertigen Produkten reagieren koennen. "Wir glauben, dass unser kuenftigen Moeglichkeiten in der Multimedia- Industrie liegen", sagt er. "Wenn unsere traditionell starken Geschaeftsbereiche anfangen zu schrumpfen, dann muessen wir unsere Ressourcen auf diese neuen profittraechtigen Sektoren konzentrieren.