Diebold Computerstatistik Österreich 1982:

NCR und Philips zeigen Mikros den Herrn

21.05.1982

WIEN (eks) - Waren im Vorjahr die neuen Mikrocomputerhersteller die Jahresregenten, so holten heuer die etablierten Hersteller zum Gegenschlag aus. NCR verzeichnete mit 2800 zusätzlichen Systemen den größten zahlenmäßigen Zuwachs, gefolgt von Philips. Damit überfügelte NCR auch die Mikros der kleinsten Diebold-Rechnerklasse. IBM blieb unangefochten Marktführer, sank jedoch beim Wert der installierten Systeme erstmals unter ein Drittel.

Über 10 000 zusätzliche Computersysteme registrierten Diebold-Parisini und Professor Fritz Neeb. Zum 1. Januar 1982 waren somit 42 605 Rechner installiert, deren Wert nach Diebold-Spielregeln 21,2 Milliarden Schilling betrug. Die Zahl der Rechner wuchs im Jahr 1981 um 31 Prozent netto, ihr Wert um 12 Prozent.

Als Rechnergruppe machten wieder die Tischcomputer das Rennen. Ihr Anteil stieg um 56 Prozent beim Wert und um 64 Prozent bei der Installationsziffer. Allerdings nach wie vor ausgehend von geringen absoluten Anteilen (Wert 3 Prozent, Anzahl 20 Prozent). Weiterhin abgebaut wird MDT. Die Abrechnungs und Magnetkontencomputer verloren beim Wert 11 Prozent und 13 Prozent bei der Anzahl. Dies deutet darauf hin, daß sogar verhältnismäßig junge und kleine Systeme abgelöst werden (Tabelle 1).

Bei den Größenklassen untereinander setzt sich der bereits im Vorjahr konstatierte Verlust der Mitte fort. Die Größenklassen 2, 5 und 9 mußten absolute Verluste hinnehmen. In der Preisklasse zwischen 1,7 und 3,5 Millionen Schilling betrug der Rückgang sogar 50 Prozent (Tabelle 2).

Nach wie vor unangefochtener Marktführer ist IBM. Die Granden vom Canale sicherten sich mit 330 Millionen Netto-Wertzuwachs den absolut größten Anteil überhaupt und ein Sechstel des gesamten Wertzuwachses; Daß der Marktanteil bei allen Rechnergruppen zusammen erstmals unter ein Drittel sank, liegt mehr an der Ausweitung von Markt und Angebot als an der Stärke der unmittelbaren Konkurrenz. Nach wie vor beträgt der Marktanteil des Zweitgrößten, nämlich Philips, nur ein Drittel des von IBM. Siemens folgt mit einem Viertel, Univac mit einem Fünftel.

Der Vormarsch von Nixdorf hält an. Bei gleichbleibendem Erfolg sollte heuer Univac von der Position des Vierten verdrängt werden. Betrug der Abstand zwischen Univac und Nixdorf 1980 noch 24 Prozent, so schrumpfte er seither auf magere 3 Prozent. Dazwischenfunken könnte auch noch DEC. Mit 42 Prozent Wertzuwachs steigerte sich Digital vom neunten Platz auf den fünften. Bei den großen Herstellern sind diese 42 Prozent gleichzeitig die stärkste Ausweitung der eigenen Installationsbasis. DEC verwies damit NCR knapp auf den zweiten Platz beim Wachstum. 39 Prozent Mehrwert bescherten NCR eine Installationsbasis von 460 Millionen.

Alle 62 registrierten Hersteller brachten es auf 11 Prozent Wertzuwachs. Die großen Zehn, die auch 80 Prozent des Installationswertes stellen, verzeichneten im Schnitt nur 9 Prozent Wachstum, die restlichen Hersteller das Doppelte. Auch dies ist ein Zeichen für die starke Expansion des Marktes. Unter dem Klassenschnitt liegen IBM, Honeywell Bull und Kienzle.

Honeywell Bull litt im Vorjahr vor allem unter der ungeklärten Verstaatlichungssituation in Frankreich. Dies sollte mit der jetzt fixierten Portsetzung der Zusammenarbeit mit der Honeywell Inc., USA, geklärt sein. Außerdem hofft man, von den "vielen hundert Millionen Francs" zu profitieren, die der französische Staat in Informatik und Elektronik investieren will.

Kienzle hofft, daß die verbliebenen Kunden trotz des "durchgängigen Systemkonzepts" nicht durchgehen.

Die Standardcomputer repräsentieren fast zwei Drittel des Installationswertes. Der Anteil von IBM sinkt langsam gegen 50 Prozent, und das nächste Jahr wird das erste sein, das einen IBM-Marktanteil von weniger als der Hälfte bei den Standardcomputern ausweist. Aber trotzdem wenig Chancen für die hinter dem blauen Schneewittchen herkeuchenden Zwerge. Siemens erreicht als Zweiter gerade ein Fünftel von IBM.

Die Hersteller, die 80 Prozent des Marktes der Standardcomputer unter sich ausmachen, sind: IBM (51 Prozent), Siemens (10 Prozent), Univac (8 Prozent), Honeywell Bull ( 7 Prozent) und Philips Data 5 Prozent).

Bei Minis und Prozeßrechnern bleibt DEC mit etwa 40 Prozent

Wertanteil in Führung. Und zieht dem Zweiten, das ist Siemens, davon

dessen Marktanteil binnen zwei Jahren von 29 auf 24 Prozent sank. Siemens installierte im Vorjahr nur mehr halb so viele Prozeßrechner zusätzlich wie DEC. Zwei Jahre zuvor waren es noch drei Viertel. Kein sonderlich gutes Vorzeichen für die Serie 300, die jetzt die angeschlagenen 6600er an die Brust nehmen soll.

Auch in der Rechnergruppe machen fünf Hersteller 80 Prozent des Geschäfts: DEC (42 Prozent), Siemens (24 Prozent), IBM (7 Prozent), Schrack Automation und Data General (je 5 Prozent).

Neu aufgetaucht ist hier Burroughs. Diese Firma lieferte mit 274 Systemen S500 immerhin bereits 8 Prozent der Zahl der in Österreich installierten Prozeßrechner.

Vor allem bei kleinen Systemen der starke Drang zum Zwischen-händler beziehungsweise Importeur zu erkennen. Bereits ein Drittel der angeführten 62 Hersteller läßt sich durch einen österreichischen Büromaschinenhändler repräsentieren. Vor zwei Jahren war es erst ein Fünftel. Manche Händler vertreten dabei auch mehrere Marken und würden bei Addition ihrer gesamten Installationsbasis um einiges vorücken. So würde die Firma Tonko, die aufgrund der Eigentumsverhältnisse allerdings besser Stotz hieße, den 18ten Platz beim Installationswert einnehmen.

Trotz aller meist gar nicht vermeidbaren Ungenauigkeiten bleibt die Diebold-Computerstatistik Österreich das wichtigste Mittel zur Marktbeobachtung.

Informationen: Diebold Parisini GmbH,Operngasse 20 b,1040 Wien,Tel.:5752 11

Fußnote: Die Tabelle mit Installationswert und -anzahl erschien bereits in CW Nr. 19/ 82.