Cloud Computing meets Rennkalender

NASCAR 2016: Powered by Azure

27.06.2016
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Der Technologie-Riese Microsoft und die amerikanische Rennserie NASCAR weiten ihre Partnerschaft aus. Eine neue, cloud-basierte Applikation soll das Renn-Management unterstützen.

Ohne Technologie geht im professionellen Motorsport heutzutage nur noch wenig. Das gilt für die Formel 1 ebenso wie die DTM - und auch NASCAR. Die US-Rennserie fasziniert Motorsport-Fans auf der ganzen Welt - in erster Linie mit halsbrecherischer Action. Damit die Offiziellen stets den Überblick über das - teilweise tumultartige - Renngeschehen behalten, kommt Software in der Azure-Cloud von Microsoft zum Einsatz.

Microsoft & NASCAR: Neue Race-Management-Applikation

Die Partnerschaft zwischen den Redmondern und der US-Rennserie datiert bereits aus dem Jahr 2014. Damals stellte Microsoft eine mobile App zu Inspektionszwecken zu Verfügung - so konnten die Offiziellen auf einen Blick erkennen, ob die NASCAR-Boliden auch in Einklang mit dem Regelwerk stehen.

Am vergangenen Sonntag kam beim Rennen auf dem kalifornischen Sonoma Raceway nun erstmals eine neue Race-Management-Software zum Einsatz, die den Renn-Überwachern ermöglichen soll, jedes Auto auf der Strecke sofort im Blick zu haben, Strafen zu verhängen und Daten und Informationen mit den teilnehmenden Teams auszutauschen.

Die Race-Management-App läuft unter Windows 10 und versorgt die Rennentscheider mit einem Live-Feed, der alle Fahrzeuge auf einer Karte anzeigt. Die Rennjury kann zusätzliches Videomaterial vom Rennen - und auch von den Boxenstopps - zu Rate ziehen, wenn der Verdacht besteht, dass in der strikt reglementierten NASCAR-Welt nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Des Weiteren kann die Microsoft-Softwarelösung auch dazu benutzt werden, die richtige Reihenfolge der Autos nach Unfällen oder sonstigen brenzligen Situationen wiederherzustellen. Sogar Screenshots können die Wächter über das NASCAR-Spektakel ganz einfach aufnehmen und teilen, was wiederum bei der Kommunikation mit den Teams hilfreich ist.

Die offizielle Inspektion der NASCAR-Rennwagen läuft bereits seit 2014 über eine Windows-Applikation.
Die offizielle Inspektion der NASCAR-Rennwagen läuft bereits seit 2014 über eine Windows-Applikation.
Foto: Blair Hanley Frank

Die NASCAR-Cloud: Weniger Komplexität, mehr Daten

Die Microsoft-App ersetzt ein altes System, bei dem die Offiziellen bis zu sechs Applikationen und Prozesse, sowie mehrere Monitore benötigten, um das action-intensive Spektakel im Blick zu behalten. Die neue Lösung aus Redmond sollte also die bisherige, technische Komplexität eines NASCAR-Events deutlich reduzieren.

Das Backend des Systems läuft in der Microsoft-Cloud Azure - mit einer Besonderheit: In der NASCAR-Serie kommt die, immer noch in der Beta-Phase befindliche, Azure Stack Software zum Einsatz, um ein mobiles Data Center managen zu können, dass bei jedem Rennen sämtliche Daten aufzeichnet. Dieses Datenzentrum ist so konzipiert, dass es sowohl die limitierte Konnektivität an einigen Rennstrecken, als auch die Latenz zwischen Datenaufzeichnung und Verfügbarkeit innerhalb der Race-Management-Software verbessern kann.

Bevor die NASCAR-Raketen überhaupt auf den Track dürfen, werden Sie von der Rennleitung genauestens inspiziert. Früher wurde das mit Stift und Zettel erledigt - heutzutage füttern die Offiziellen ihre Tablets mit jeder noch so kleinen Unregelmäßigkeit. Die App gibt es - wie bereits erwähnt - schon seit 2014 und wurde originär für Windows 8.1 entwickelt. Inzwischen hat Microsoft die Applikation für Windows 10 fit gemacht. Die Windows-App befindet sich derzeit auch gerade im Testeinsatz, wenn es darum geht, die Werbe-Aufkleber und Lackierungen der NASCAR-Rennwagen zu verifizieren - einer der bislang zeitraubendsten Prozesse vor dem Rennen.

Stephen Byrd, NASCAR Director of Technology Integration and Development, demonstriert die neue Race-Management-Software auf einem Surface Hub im Vorfeld des Rennens in Sonoma.
Stephen Byrd, NASCAR Director of Technology Integration and Development, demonstriert die neue Race-Management-Software auf einem Surface Hub im Vorfeld des Rennens in Sonoma.
Foto: Blair Hanley Frank

Mit Hilfe der digitalen Inspektionen können die Offiziellen nun erheblich schneller feststellen, ob die Autos dem Regelwerk entsprechen und fit für die Teilnahme am Rennen sind. Doch die Technologie hilft nicht nur der Rennleitung: Auch die Teams selbst haben Zugriff auf die während der Inspektion erhobenen Daten.

Für Microsoft ist die Zusammenarbeit mit Organisationen aus dem Bereich des professionellen Leistungssports nichts Neues: Die Redmonder haben bereits einen mehrjährigen Pakt mit der amerikanischen Football-Liga NFL geschlossen, der die Versorgung der Teams mit Surface Tablets genauso abdeckt, wie die Produktion neuer, datengetriebener Apps für Fans.

Azure Cloud: Auf in die Predictive-Analytics-Zukunft

Microsoft kooperiert mit der NASCAR-Rennserie mit Blick auf die Zukunft: Man möchte herausfinden, wie die Daten, die bei einem Rennen gesammelt werden, genutzt werden können, um den Zuschauern zusätzlichen Kontext, Informationen und sportliche Dramatik und Spannung bieten zu können - ganz ähnlich, wie es bereits in der NFL umgesetzt wird.

"Natürlich könnten wir die Menschen mit jeder Menge Statistiken überhäufen, aber das sorgt nicht unbedingt für ein spannenderes Event - es macht die Rennen nicht interessanter", sagte Microsoft-Evangelist Mike Downey während der Pressekonferenz, auf der die neue Software vorgestellt wurde. "Die eigentliche Kunst ist es, die Informationen richtig zu verpacken und so zu präsentieren, dass daraus spannende, dramatische Momente entstehen, die den Leuten im Gedächtnis bleiben." Besonders interessant werde es laut Downey darüber hinaus dann, wenn die Azure-Machine-Learning-Plattform mit den NASCAR-Applikationen verknüpft wird - so könnten die Offiziellen künftig bestimmte Ereignisse während eines Rennens vorhersehen.