Napster ist tot, es lebe Supernapster

02.08.2001
"Der Betrieb wurde vorübergehend eingestellt." Diese Mitteilung auf der Napster-Site ist kein Grund zur Traurigkeit: Es gibt bereits bessere Alternativen.

"Die Musiktauschbörse Napster, wie wir sie aus früheren Tagen kennen, ist tot und wird auch nicht reanimiert", sagt IDC-Analyst Michael O`Neil. An ihrer Stelle wird ein "Pay-to-play"-Service eingerichtet - mit reduziertem, kostenpflichtigem Inhalt. Die "Bootlegger" - leidenschaftliche Online-Tauscher, immer auf der Suche nach Gratisangeboten - werden deshalb aber nicht aussterben.

Quelle: CDnow.com
Quelle: CDnow.com

Sie wechseln einfach den Anbieter. Und dabei haben sie bereits einige zur Auswahl.

Zwei davon, Music City und Kazaa, machen Napster schnell vergessen. Beide nutzen das System Fasttrack des gleichnamigen holländischen Unternehmens. Die Peer-to-Peer-Technik (P-to-P) ist Insidern zufolge "so gut, dass jedes kommerzielle P-to-P-Netz Mühe hat, damit Schritt zu halten".

Musikfans auf der ganzen Welt wissen das zunehmend zu schätzen. Laut den Internet-Marktforschern von Webnoize luden im Juni durchschnittlich 300000 User gleichzeitig Dateien via Fasttrack-Technik aus dem Netz auf die heimische Festplatte. Tendenz: Rapide steigend! Ende Juni waren es rund 370000, und im Juli wurden schon 400000 User gezählt. Diese Zahlen entsprechen der Napster-Nutzung im April vergangenen Jahres.

Auch Videos zum Downloaden Fasttrack ist vielfältiger als Napster, denn der Anwender kann nicht nur Musiktitel suchen und downloaden, sondern jede Art digitalisierten Contents: beispielsweise Fotos, Dokumente, Videos und Software.

Die Fasttrack-Technik basiert auf einem verteilten, "selbst organisierten" Netzwerk. Weder Suchanfragen noch Downloads erfolgen über zentrale Server. Vielmehr wird der Nutzer nach dem Einloggen ins Fasttrack-Netz zu "Supernodes" geroutet. Dabei kann jeder Client bei Bedarf automatisch zum Supernode "befördert" werden, wenn entsprechende Prozessor-Power und Bandbreite erfüllt werden. Wird seine Mitarbeit nicht mehr benötigt, wird er automatisch wieder "degradiert".

Auch abgebrochene Downloads, über die man sich bei Napster ärgerte und die auch in Gnutella-Netzen weiterhin an der Tagesordnung sind, werden mit Fasttrack weitestgehend vermieden. Denn das System ist in der Lage, unterbrochene Content-Datenketten automatisch wieder aufzunehmen, indem es eine andere Quelle für den gleichen Inhalt ausfindig macht und das Netzwerk überwacht, bis die erforderliche Datenkette verfügbar wird. Bis zu 24 Stunden lang kann das Netz nach dem gewünschten Inhalt durchforstet werden, bevor Fasttrack die Suche aufgibt.

Und die Downloads gehen schneller über die Bühne. Denn das System findet automatisch den Absender mit der schnellsten Verbindung. Außerdem lassen sich Inhalte aus mehreren Quellen gleichzeitig übertragen. Die Dateien werden dazu in kleinere Pakete aus unterschiedlichen Quellen aufgeteilt.

Der Kampf gegen den Einsatz der Fasttrack-Technik mit rechtlichen Mitteln dürfte Spezialisten zufolge schwieriger und langwieriger werden als im Napster-Fall: zum einen, weil der Anbieter der Technik in Holland beheimatet ist, und zum anderen, weil verschiedene Bereiche wie die Software- und Filmindustrie involviert wären.