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Napster-Deal mit Folgen

06.11.2000
Die geplante Kooperation mit der MP3-Tauschbörse Napster geht nicht spurlos an Bertelsmann vorüber: Der bisher für Musik und Entertainment zuständige Vorstand Michael Dornemann und sein designierter Nachfolger Strauss Zelnick verlassen das Unternehmen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die geplante Kooperation mit der MP3-Tauschbörse Napster hat Auswirkungen auf die Chefetage des Gütersloher Mediengiganten Bertelsmann: Der bisher für Musik und Entertainment zuständige Vorstand Michael Dornemann (55) und sein designierter Nachfolger Strauss Zelnick (43) verlassen das Unternehmen. Beide sind offenbar in Ungnade gefallen, weil sie das Geschäft mit digitaler Musik bis dato weitgehend verschlafen hatten. Bertelsmann-Sprecher Manfred Harnischfeger dementierte in diesem Zusammenhang ausdrücklich Berichte, der Abgang Zelnicks hänge mit internen Querelen mit Konzernchef Thomas Middelhoff zusammen.

Statt Zelnick soll nun Rudi Gassner (57) die Geschicke der Bertelsmann Music Group (BMG) leiten. Der frühere Polygram-Manager hatte schon einmal das internationale Musikgeschäft der Gütersloher geleitet, den Konzern aber aufgrund interner Auseinandersetzungen zu Beginn dieses Jahres verlassen. Zwischenzeitig war er als Aufsichtsratsvorsitzender von Edel Music aktiv. Ferner rückt zum kommenden Jahr Arnold Bahlmann (47) in den Bertelsmann-Vorstand auf. Der bisherige Leiter Unternehmensentwicklung und Konzern-Controlling wird in seiner neuen Funktion die Venture-Capital-Aktivitäten des Konzerns koordinieren.

In Sachen Napster gibt es auch einige Neuigkeiten: Die American Society of Composers, Authors and Publishers (Ascap) - das US-Pendant zur hiesigen Gema - hat erklärt, sie sei grundsätzlich zu Verhandlungen über eine mögliche Kooperation in Sachen Lizenzierung bereit. Dafür erklärte die Universal Music Group gegenüber "Le Figaro", sie habe kein Interesse an einer Zusammenarbeit. "Das ist doch nichts anderes als eine virtuelle Jukebox gegen Gebühr", erklärte Universal-President Pascal Negre. Es sei auch unwahrscheinlich, dass Universal seine Klage gegen Napster fallen lassen werde. Schließlich habe die Company eineinhalb Jahre lang den Katalog des Labels geräubert.