Triumph-Adler bringt endlich den "M":

Nadebusch setzt auf Erfolg des 32-Bit-Systems

03.05.1985

Von Ulf J. Froitzheim, COMPUTER BUSINESS

HANNOVER - Nach langer Geheimniskrämerei hat die Triumph-Adler AG, Nürnberg, ihren Mehrplatzmikro "System M 32" vorgestellt. Das Benutzerinterface des neuen Rechners, der mit Motorolas Prozessor 68000 ausgestattet ist, erinnert an MS-Windows oder GEM, ist laut TA aber eine Eigenentwicklung.

Hatte es letztes Jahr in der Branche Gerüchte gegeben, TA wolle sich aus dem Computergeschäft langsam, aber sicher zurückziehen, präsentiert der neue Vorstandschef Wolfram Nadebusch die VW-Tochter nun als innovatives Unternehmen, das sich der Herausforderung der ausländischen Konkurrenz stellt. So bestimmen bei den TA-Neu- und -weiterentwicklungen auf der CeBIT 85 nicht Schreibmaschinen das Bild, sondern Mikrocomputer. Außer dem System M handelt es sich um eine neue Version des kleinsten Alphatronic, die als "PC- 16" im Mai auf den Markt kommen soll, sowie die Topmodelle der P-Reihe (P50-2, P60- 1 und P60-2).

System M unter Tanix samt Büroorganisation

Das System M, die wichtigste Neuerung im Sortiment der Nürnberger, ist multiuser- und multitasking-fähig und arbeitet unter Tanix, der hauseigenen Xenix-Variante. Nach TA-Angaben kann jeder Benutzer, innerhalb eines M-32-Verbundes unmittelbar auf die gesamte Informationsbasis des Netzwerks zugreifen. Um die Marktchancen des M 32 zu erhöhen, bringt Triumph-Adler sofort zum Start eine laut (...) selbstentwickelte Büroorganisationssoftware namens M-Tabos heraus. Tabos umfaßt Kalkulation, Grafik, Electronic Mail, ein elektronisches Archiv sowie Kommunikationssoftware. Ferner werden laut TA Module für Textverarbeitung, Zeichnen (MDraw), Projektplanung und Terminüberwachung integriert. Branchenneutrale Anwendungsprogramme wie Fibu und Lohn/Gehalt sollen ebenso einbezogen werden wie Branchenlösungen. Mit dem reduzierten Lernaufwand, den der einheitliche Bedienungsmodus dem Anwender bringt, versucht Triumph-Adler, ein Verkaufsargument einzuführen, das auch bei den US-Herstellern eine zunehmende Rolle spielt. Macintosh läßt grüßen.

Hoffen auf Kundschaft aus der Fertigungssteuerung

Auf der Hardwareseite kommt der M 32 mit einem RAM von 512 KByte in der Grundversion (erweiterbar bis 2 MByte), 5?-Zoll-Floppy mit netto 1,2 MByte und Winchester-Drives zwischen 12,5 und 71 MByte. Zudem verspricht TA einen Streamer, von dem noch keine Details angekündigt wurden. Die Bildschirme (12 oder 15 Zoll) sollen grafischen Anforderungen genügen (Auflösung 800x392 Punkte).

Die Alphatronic-Reihe bekommt mit den Versionen P50-2, P60-1 und P60-2 Modelle mit erhöhter Extern-Speicherkapazität. Alle 50er und 60er arbeiten mit Intels 80186, während der PC-16 (genannt "Tastaturcomputer") vom 8088 -gesteuert wird. Außer dem bisherigen Absatzmarkt - Heimcomputerkunden und kleine Gewerbebetriebe - erhofft sich Nadebusch Kundschaft aus dem Gebiet Fertigungssteuerung. Für diesen Zweck bringt TA eine Zusatzplatine zu dem in der Grundversion etwa 1800 Mark teuren Mikro. Den Preis des Boards kennen zur Stunde aber nicht einmal die TA-Manager.

Zur geschäftlichen Entwicklung im Haus der VW-Tochter mochte Wolfram Nadebusch nicht mehr sagen, als daß er einen "steten Trend nach oben" sehe. Um 20 Prozent sei der Umsatz im 1. Quartal 1985 gestiegen. Zu den Gewinnen oder Verlusten machte der Vorstandsvorsitzende keine Angaben. "Die Vergangenheit muß einmal bewältigt werden", sagte Nadebusch.

Zur Vergangenheit, die TA überwinden will, gehört auch das US-Sorgenkind Pertec, das nach der Übernahme der Triumph-Adler North America (Tana) durch die VW of America nicht mehr die AG-Bilanz beeinträchtigen kann. Auch die bisherige Organisation des Vertriebs gehört der Vergangenheit an. TA verstärkt nämlich seinen Direktvertrieb: Mit jetzt zehn sogenannten TA-Centren, an denen die AG mit Anteilen von etwa 75 Prozent beteiligt ist, decke man 70 Prozent der Bundesrepublik ab. Im Vorstand sind neuerdings zwei Leute für den Vertrieb zuständig: für den PC-Bereich Fritz W. Dieckmann, Ex-Olivetti-Geschäftsführer, und für den Bürobereich Martin Hebel, der schon bisher dem Vorstand angehörte.