Nachricht von Trauerwein

14.07.1995

Eigentlich wollte er sich aus der Redaktionsarbeit ja weitgehend heraushalten. "Nicht mehr zeitgemaess", so sein Urteil ueber die eigenen Ansichten, wozu anzumerken ist, dass ihm diesbezueglich kaum widersprochen werden kann. Die Rede ist von Sebastian Trauerwein, der an dieser Stelle seit einigen Wochen nicht mehr stattgefunden hat. Doch jetzt erhielten wir ein Lebenszeichen von ihm via Briefpost - er wolle, so mailte Sebastian, den ihm gemaessen Mitteln und Medien treu bleiben. Aufgeregt habe er sich ueber die letzte Kolumne: wie ein Chefredakteur nur einen solchen Schmarren schreiben koenne. Verameisung der Menschen durch elektronische Vernetzung! Wisse zwar jeder - uebrigens ganz ohne Internet-Hilfe - , dass die Insekten auf diesem Planeten die bei weitem groesste Biomasse bildeten, aber deshalb muesse man sie doch nicht verunglimpfen, was mit der These von der "Verameisung des Menschen" geschehen sei. Bei den Insekten, so Trauerwein weiter, klappe wenigstens die Kommunikation - davon koennten wir doch nur lernen. Im uebrigen sei das Internet etwa gegenueber dem sozialen Netz in einem Insektenstaat die reinste Stuemperei. "In jeder Ameise", schloss Sebastian, "steckt ein Mensch, und der will gelegentlich eigene Wege gehen." Was wohl ein "Ameisenbaer" wie der CW-Chefredakteur dazu sagt?