Nachgefragt: Worüber Bewerber stolpern

09.01.2013
Schlampige Anschreiben, mangelnde Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch, arrogantes Auftreten - so etwas kommt immer wieder vor. Personalexperten nennen die häufigsten Fehler der Bewerber und geben Tipps.

Setzen Sie mich nicht unter Druck!

Eine der ungewöhnlichsten Situationen, die Dieter Schoon, Senior Vice President und Head of Human Resources bei Itelligence, in seiner Praxis erlebt hat, handelt von einem Kandidaten, der sich im Vorstellungsgespräch wie folgt verabschiedete: "Ich habe das auch schon einer anderen Firma gesagt: Wenn Sie mir zu wenig Entscheidungszeitraum nach dem Vertragsangebot lassen und mich unter Druck setzen, dann sage ich den Job ab!"

Tipp: Selbstbewusst ja, überheblich nein.

Schoon rät: "Ein zu sehr von sich selbst überzeugtes, fast arrogantes Auftreten sollte man als Bewerber bei seinem potenziellen Arbeitgeber nicht präsentieren. Mein Tipp: Seien Sie selbstbewusst, aber überschreiten Sie niemals die Grenze zur Überheblichkeit."

Der Job ist so schön nah!

Steffi Böhnke, Personalreferentin der Circle Unlimited AG, staunte nicht schlecht, als eine Bewerberin auf die Frage, warum die Position für sie interessant sei, an erster Stelle die räumliche Nähe zu ihrer Wohnung nannte.

Die Personalerin: "Das ist etwa so schmeichelhaft, wie wenn das Unternehmen dem Bewerber zu verstehen geben würde: ,Es ist egal, was Sie können. Hauptsache Sie sehen gut aus.`"

Tipp: Die Motivation muss stimmen!

Laut Böhnke gleichen Personaler im Vorstellungsgespräch zum einen das Anforderungsprofil der vakanten Stelle mit dem Werdegang und der fachlichen Qualifikation des Bewerbers ab. Zum anderen möchten sie etwas über die Motivation des Kandidaten erfahren. Deshalb sollten sich Interessenten mit dem Unternehmen und dem Stellenprofil auseinandergesetzt haben und deutlich machen, nach welchen Kriterien sie einen neuen Arbeitgeber aussuchen.

Immer wieder das Foto

Thomas Leibfried, Prokurist bei Computacenter, nennt eine Reihe von Patzern, die Bewerbern unterlaufen, "sei es eine unangemessene Geschwätzigkeit im Anschreiben der schriftlichen Bewerbung oder allzu Vertrauliches im ersten persönlichen Kontakt eines Bewerbungsgesprächs". Besonders häufig senden Bewerber ungeeignete Fotos. Ein Bild vom letzten Strandurlaub sei ebenso unpassend wie ein im eigenen Keller vor den Skiausrüstungs-Gegenständen aufgenommenes Foto.

Tipp: Ab zum Fotografen

Leibfried: "Mein Rat: Gehen Sie zu einem Fotografen und nennen sie den Anlass für die Fotos. Wählen Sie eines, von dem Sie und Vertraute meinen, es sei authentisch. Freundlich, ohne aufgesetzt zu wirken, entschlossen, ohne zur Schau gestellte Kampfeslust."

Achtung bei Online-Bewerbungen!

Jörg Bolender, Director Recruiting bei Atos, warnt ausdrücklich davor, Online-Bewerbungen auf die leichte Schulter zu nehmen. "Täglich erreichen das Atos-Recruiting-Team Bewerbungen, in deren Anschreiben auf andere Unternehmen Bezug genommen wird oder die im Verteiler an mehrere Unternehmen gesendet wurden", berichtet er. "Dabei enthalten - wie bei den meisten Unternehmen - alle unsere Stellenanzeigen einen namentlichen Ansprechpartner."

Tipp: Online ist wie schriftlich bewerben

Bolender rät: "Vermeiden Sie Fehler, die durch das Kopieren von Textpassagen entstehen. Für eine gelungene Online-Bewerbung gelten die gleichen Ansprüche an die Sorgfalt wie für eine Papierbewerbung. Stellen Sie sicher, dass Sie alle Daten im Lebenslauf und Anschreiben aktualisiert haben und dass Adresse und Ansprechpartner korrekt sind."

Von Karen Funk