Unbundling von Ingres und Ultrix

Nach SCO löst nun auch DEC die enge Verbindung zu Ingres

04.09.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Digital Equipment Corp. beendet ihre Rolle als OEM des Ingresbasierten "Ultrix/SQL". Künftig wird das Datenbanksystem nicht mehr zusammen mit dem Unix-Betriebssystem des Minicomputer-Herstellers ausgeliefert. DEC und Ingres bezeichnen die Beendigung des bisherigen Abkommens als für alle Seiten vorteilhaft.

Wie bereits beim Unbundling von Ingres und SCOs Betriebssystem-Umgebung Open Desktop Anfang des Jahres argumentiert der Datenbankhersteller mit einer erhöhten Flexibilität. Die bisherigen Verträge hätten zur Folge gehabt, daß der Wechsel zu einem neuen Datenbank-Release nur im Zusammenhang mit einem Versionssprung beim Betriebssystem möglich gewesen sei. Auf diese Weise hätten die DEC-Kunden häufig länger auf das Ingres-Upgrade warten müssen als Anwender, die direkt bei Ingres kauften.

Ingres bewertet die Lösung von DEC als Vertriebspartner nicht als Bruch. Im Gegenteil: Ingres plane, neben Ultrix auch Versionen für die Alpha-Plattform sowie das OSF/I-Unix von DEC herauszubringen.

Auch der Hardwarehersteller profitiere davon, wenn diese Systeme so rasch wie möglich mit kommerzieller Software unterstützt würden. Außerdem könne sich Digital nun mehr um die eigenen Datenbankprodukte kümmern.

Für die Anwender von Ultrix/SQL bedeutet das Unbundling allerdings erst einmal, daß sie auf Ingres 6.4 umsteigen müssen. Ein entsprechendes Migrations-Tool, das in den USA ab Februar 1993 zu Sonderkonditionen vermerktet werden soll, hat Ingres bereits entwickelt. Hierzulande verhandeln DEC und Ingres noch über den Preis und andere Details der Umstellung.

Wie beide Unternehmen weiterhin bekanntgeben, will Ingres neben der Migration von Ultrix/SQL, zu Ingres 6.4 auch den Umstieg von Ultrix zum OSF/I-Unix mit Werkzeugen unterstützen. Ein Auge auf die Ultrix/SQL-Anwender hat auch der Ingres-Mitbewerber Oracle geworfen. Der Datenbank-Hersteller bietet ein Migrations-Tool und Beratungsleistungen für den Umstieg auf das Oracle-Producer an.