Eigene Division gegründet

Nach SAP, Oracle und J.D. Edwards steigt auch Peoplesoft in das ASP-Geschäft ein

24.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Nun hat auch Peoplesoft seine Pläne für den Einstieg in das ASP-Geschäft veröffentlicht. Das Unternehmen gründet eine eigene Division mit Namen "Peoplesoft E-Center", die betriebswirtschaftliche Anwendungen auf Mietbasis anbieten soll.

Peoplesoft zufolge haben bereits zahlreiche Kunden Interesse bekundet, ERP-Leistungen (ERP = Enterprise Resource Planning) via Internet auf Mietbasis zu beziehen. Peoplesoft startet das Application-Service-Providing(ASP-)Geschäft vorrangig mit dem Ziel, zusätzliche Kunden aus kleineren und mittleren Unternehmen zu erreichen.

Die Leitung des E-Center übernimmt Deepak Gupta, der ebenso wie weitere Manager von Oracle kam. Gupta war zuvor für den Aufbau von Oracles ASP-Tochter Business Online verantwortlich. Ihm stehen Vertriebs-Manager Gary Robinson und Consulting-Experte Gopesh Kumar zur Seite.

Obwohl der Einstieg in das ASP-Geschäft für Peoplesoft eine Premiere ist, haben die ERP-Spezialisten durch Partnerschaften mit insgesamt elf ASP-Firmen bereits Erfahrungen mit mehr als 60 Kunden gesammelt. Für den eigenen Einstieg kooperiert die Softwareschmiede mit namhaften Playern aus der IT-Industrie. Wichtigster Partner ist Exodus Communications. Er ist für das Web-Hosting verantwortlich und bietet zusätzliche RZ-Kapazitäten, falls es nötig sein sollte.

Die eingesetzten Server und Speichersysteme stammen von Sun Microsystems, Cisco steuert Netzwerkhardware und MCI Worldcom Frame-Relay-Services bei. Weitere Partner sind angeheuert worden, um einen sicheren und performanten Datenverkehr zu gewährleisten. Eine Rolle spielt dabei die Firma Pilot Network Services, die Peoplesofts E-Center vor Hacker-Attacken schützen soll. Verschiedene Beratungsunternehmen, darunter Andersen Consulting, KPMG, Deloitte Consulting und IBM Global Services werden für Beratung und die Implementierung der Software beim Kunden eingespannt.

Peoplesofts E-Center wird vorerst US-weit, ab nächstem Jahr jedoch rund um den Globus operieren. Geplant ist zunächst das Angebot der eigenen ERP-Anwendungen sowie der E-Procurement-Anwendungen des Partners Commerce One. In der zweiten Jahreshälfte sollen dann die Customer-Relationship-Management (CRM-)Produkte der übernommenen Firma Vantive angeboten werden sowie Programme für Supply-Chain-Management, elektronisches Speichern, Enterprise-Performance-Management und Online-Learning. Software, die nicht von Peoplesoft stammt, soll ins Angebot aufgenommen werden, sofern es keine Überschneidungen mit eigenen Produkten gibt.

ASP soll Hälfte des Umsatzes ausmachenPeoplesoft-Chef Craig Conway geht davon aus, dass die zunächst mit 30 Mitarbeitern ausgestattete Geschäftseinheit schon in zwei Jahren 40 bis 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaften wird. Das ASP-Modell zieht gegenwärtig nicht nur die ERP-Branche, sondern auch Internet-Service-Provider, TK-Carrier und Beratungskonzerne in seinen Bann. Es sieht die Vermietung von Software über das Internet gegen monatliche Gebühren vor. Üblicherweise werden Kundenverträge über drei Jahre geschlossen, Peoplesoft plant jedoch eine Mindestdauer von nur 18 Monaten.

Marktforscher rechnen mit einem Boom, weil kleineren Unternehmen oder schnell wachsenden Startups mit diesem Modell hohe Kosten für Hardware- und Softwareanschaffungen sowie für Personal und Upgrades erspart bleiben.

Peoplesoft scheint für das ASP-Geschäft wie geschaffen. Karin Henkel, Analystin bei Strategy Partners in München, hätte sogar deutlich früher einen Vorstoß in das neue Marktsegment erwartet. Peoplesoft habe traditionell einen Fokus auf der Personalwirtschaft - einem Bereich, der für Outsourcing geradezu prädestiniert sei.