Systembasis ausgetauscht

Nach GUI-Behelf kommt Infor nun mit echter Windows-NT-PPS

17.01.1997

Die aus der DOS-Welt kommende PPS-Lösung war im letzten Release 4.5 mit einem grafischen Aufsatz ausgestattet worden und ermöglichte so ein Windows-ähnliches Arbeiten. Bei der jetzt verfügbaren Version 5.0 handelt es sich um ein bezüglich der Systembasis vollständig überarbeitetes 32-Bit-Produkt für den Einsatz auf NT-Servern mit Windows-95-Clients. Das Upgrade arbeitet mit C++-codierten Systemdiensten etwa zur Datenbankanbindung, OLE-2.0-Unterstützung und Office-Integration.

Die in C-Routinen geschriebenen PPS-Bausteine der Applika- tionsschicht ließen sich dagegen aus der Vorläuferversion übernehmen. Sie werden für anwendungsspezifische PPS-Abläufe über sogenannte Lj4-Callbacks kombiniert. Bei Lj4 handelt es sich um die Programmiersprache eines russischen Mathematikers, die von Infor weiterentwickelt und in der Bedienung an Visual Basic angelehnt wurde. Lj4-Editor und -Interpreter sowie Masken- und Report-Designer sind Bestandteile des Infor-Dialog-Managers (IDM), einer Entwicklungsumgebung, in der Anwender die zur Verfügung gestellten PPS-Bausteine für ihre Belange kombinieren können.

Sämtliche Masken- und Report-Objekte, Lj4-Routinen, Tabellen sowie das Data-Dictionary werden in einem Repository vorgehalten, das auf der SQL-Datenbank liegt. Bei Installationen ab 50 Arbeitsplätzen aufwärts kommt hier Oracle 7.3 zum Einsatz, darunter stehen Centura (SQL Base 6.1) und SQL Server 6.5 zur Verfügung - die Nachfrage nach dem bislang verwendeten Novell-Produkt Btrieve sei gleich Null, heißt es bei Infor. Die Kommunikation zwischen Client und Tabellen-Server erfolgt insbesondere für Schreibzugriffe nach VPPS-eigenen SQL-Statements (VQL) - Lesezugriffe sind auch via ODBC und native SQL möglich.

Zum Lieferumfang der Komplettlösung gehören Standardprozesse für verschiedene Unternehmenstypen, die sich im IDM anpassen lassen. Zur firmenübergreifenden Kommunikation steht eine VPPS-eigene Mailbox zur Verfügung, die jedoch demnächst von MS-Exchange abgelöst werden soll. Ebenfalls in Kürze wird das Modul "Connect" zur Verfügung stehen, das einen Datenaustausch neben Edifact und VDA erlaubt. Es basiert auf den Spezifikationen für Electronic Data Interchange (EDI) und wird derzeit im Rahmen eines Dasa-Projekts (siehe Kasten) getestet. In Aussicht stellt Infor weiterhin ein Modellierungs-Tool, so daß sich die PPS-Bausteine je nach Geschäftsprozeß automatisiert zusammenstellen lassen.

Infor in Zahlen

Rund 200 Neukunden trugen im letzten Jahr dazu bei, daß Infor (120 Mitarbeiter) über 20 Millionen Mark umsetzen konnte. Als Zielmarkt definiert der Hersteller die auftragsorientierte Fertigung, wobei die Betriebe 30 bis 750 Mitarbeiter beschäftigen und fünf bis 200 Arbeitsplätze installiert haben. Inzwischen reicht die Kundenakquistion jedoch bis in Großunternehmen mit fraktalen Organisationsstrukturen hinein. Als Beispiel dafür kann das Projekt bei der Dasa gelten, wo es um 440 VPPS-Arbeitsplätze und ein Auftragsvolumen von etwa zwei Millionen Mark geht. Als Rahmendaten nennt der Hersteller aus seinen Erfahrungen mit inzwischen 650 Kunden eine durchschnittliche Projektdauer von sechs Monaten, wobei die Gesamtkosten größtenteils zwischen 100 000 und 200000 Mark variieren.