Nach dreizehn Monaten Fuer Wang ist der Weg aus dem Chapter eleven endlich frei

01.10.1993

MUENCHEN (CW) - Dreizehn Monate dauerte die Zitterpartie der Wang Laboratories Inc., nachdem das Unternehmen letztes Jahr Glaeubigerschutz unter Chapter eleven beantragt hatte. Jetzt haben Glaeubiger, Aktionaere und Konkursgericht den Weg aus dem Glaeubigerschutz freigegeben.

Die neue Wang ging jetzt in das Eigentum von ungesicherten Glaeubigern und Besitzern von Wang-Anleihen ueber. Zu ihnen gehoeren unter anderem Novell, IBM, Microsoft, Hewlett-Packard und Bankenkonsortien. Nach dem Restrukturierungsplan erhalten sie 30 Millionen Stammaktien der neuen Wang. Die bisherigen Stammaktien der Klassen B und C werden annulliert und durch Bezugsrechte ersetzt, mit denen sich die neu ausgegebenen Aktien guenstiger erwerben lassen.

Bis zu 12,5 Prozent der Stammaktien des neuen Unternehmens sollen an Wang-Mitarbeiter gehen, die die Moeglichkeit haben, die Anteilsscheine zu einem Vorzugspreis zu erwerben.

Die finanzielle Situation von Wang verschlechterte sich seit Anfang der 90er Jahre. Tief in die Krise rutschte Wang im August letzten Jahres, als die IBM davon absah, den VS-Hersteller mit einer erneuten Geldspritze zu staerken. Als die IBM naemlich im Juni 1991 Wandelschuldverschreibungen in Hoehe von 25 Millionen Dollar unterzeichnete und so den Office-Anbieter als Vertriebspartner fuer die RS/6000, AS/400 und PS/2 gewinnen konnte, stellte sie weitere 75 Millionen Dollar in Aussicht. Im August 1992 beliefen sich die Schulden von Wang auf 540,8 Millionen Dollar.

Mitte August sah Wang keinen anderen Ausweg mehr, als unter Chapter eleven Schutz vor den Glaeubigern zu suchen. Gleichzeitig kuendigte der damalige Wang-Chef Richard Miller eine Reduzierung der Belegschaft von 13 000 auf 8000 an. In Folge der Schwierigkeiten von Wang musste er allerdings schon Anfang 1993 den Chefsessel raeumen. Als neuer CEO fungiert seither Joseph Tucci.

Bei dem Restrukturierungsplan besann sich Wang wieder auf alte Staerken im Office- und Imaging-Bereich. Zudem moechte die Company das VS-Image abstreifen und sich als Netzwerkintegrator und Service-Anbieter profilieren.

Inzwischen arbeiten bei dem Mini-Hersteller weltweit noch 6200 Mitarbeiter. Das Unternehmen schaetzt, dass es das Geschaeftsjahr 1993 mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar abschliesst. Der Verlust, so die Wang-Prognose, wird rund 199 Millionen Dollar betragen. Wang strebt im naechsten Geschaeftsjahr einen Umsatz von 950 Millionen Dollar an und moechte dabei schwarze Zahlen schreiben.