Nach der Uebernahme durch Gores Enterprises Die krisengebeutelte Applicon muss viele Mitarbeiter entlassen

03.12.1993

MUENCHEN (ls) - Nach der Uebernahme durch den Mischkonzern Gores Enterprises Inc., Los Angeles, steigt die einstige Schlumberger- Tochter Applicon Inc. auf die Kostenbremse. Ein grosser Teil der Mitarbeiter muss gehen, Geschaeftsstellen werden geschlossen.

Niels Goettsch, Marketing-Leiter Europa bei der Frankfurter Applicon-Tochter, mochte "keine verbindlichen Zahlen" ueber die Entlassungen nennen. Aber es gebe eine "ziemlich gravierende Reduzierung". Das Ausmass ergibt sich schon daraus, dass es nicht damit getan sein wird, dass in Muenchen und Stuttgart zwei von bisher sechs Applicon-Geschaeftsstellen geschlossen werden. Betriebsbedingte Kuendigungen werde es "durch den gesamten Bereich" geben, also auch in den Filialen Frankfurt, Hamburg, Duesseldorf und Berlin.

Die verbleibenden Mitarbeiter verdanken ihren Job dem Umstand, dass die deutsche Applicon-Tochter im Vergleich zu anderen Landesgesellschaften weniger Federn lassen muss. So schliesst das Unternehmen die Niederlassungen in Schweden und den Niederlanden. Dort gibt es kuenftig nur noch Distributoren. Als Grund des weltweiten Rueckschlags fuer den CAD/CAM-Anbieter mit Schwerpunkt im Maschinenbau nennt Goettsch die allgemeine wirtschaftliche Lage.

Zugleich mit den Entlassungen und Schliessungen aendert Applicon das Vertriebskonzept. Waren bisher Mitarbeiter im Prinzip fuer alle Produkte und jeden moeglichen Kunden zustaendig, erfolgt nun eine Zweiteilung. Ein Grossteil der Angestellten wird sich als Account Manager um die Stammkunden kuemmern, waehrend eine kleinere Gruppe fuer das Neukundengeschaeft zustaendig wird. Ausserdem werde es unveraendert einige wenige Vertriebspartner fuer Marktnischen geben.

Wenig soll sich durch die Uebernahme und die Streichungen beim Anbieter des CAD/CAM-Pakets "Bravo" hinsichtlich der Produktstrategie aendern. Fuer Forschung und Entwicklung werde laut Manager Goettsch auf Anweisung von Gores-Chef Alec Gores weiterhin rund ein Viertel des Umsatzes aufgewendet. Entsprechend den schwindenden Umsaetzen wird aber auch auf diesem Gebiet laut Goettsch "in absoluten Zahlen sicherlich gespart".

Keine Aenderungen stuenden aber beim Fuenfjahresplan fuer die technische Entwicklung von Bravo an. Gores wuensche lediglich eine "staerkere Ausrichtung auf Wuensche der Kunden". Die sollten intensiver in die Detailgestaltung der Produktentwicklungen eingebunden werden. Neben dem jaehrlich neuen Haupt-Release soll es Zwischenversionen von Bravo geben, um auf Kundenanforderungen zu reagieren.

Applicon wird unter dem Dach von Gores ein selbstaendiges Unternehmen bleiben. Ein Verschmelzen mit anderen Gores-Firmen sei derzeit nicht in der Diskussion. Eine Aenderung allerdings koennte ins Haus stehen: Applicon-President Brad Morley wird das Unternehmen laut Manager Goettsch "zumindest bis Ende dieses Jahres" leiten. "Was dann passiert, ist offen."