Nach der Legent-Uebernahme durch CA Neue und alte Mitarbeiter mit dem Management unzufrieden

08.09.1995

MUENCHEN (hk) - Die Integration des Softwarehauses Legent in Deutschland verlaeuft nicht so reibungslos, wie sich die Darmstaedter Computer Associates GmbH (CA) das vorgestellt hat. Vor allem die Mitarbeiter machen Aerger - nicht nur bei Legent, auch in den eigenen Reihen.

Offiziell laeuft die Verschmelzung von CA und Legent auf Hochtouren. So schreibt CA in einer Pressemitteilung, dass das Unternehmen mit einem Programm begonnen habe, das "umfangreiche Investitionen in die Entwicklung, technische Unterstuetzung und Integration von Legent-Produkten vorsieht".

Aus unternehmensinternen Kreisen ist dagegen zu hoeren, dass das CA- Management einen "rueden Umgang" bei Legent pflege. Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Kunden sollen verunsichert sein, weil sie nicht wissen, wie die kuenftige Produktpolitik des Unternehmens aussieht.

Angeblich bekamen bereits die ersten Legent-Beschaeftigten von CA Arbeitsvertraege, die unter ihrem bisherigen Niveau liegen. Moniert wird auch, die Vertraege enthielten einen Passus, in dem es heisst, dass die Mitarbeiter bundesweit einsetzbar sind. Auf Jobbeschreibungen soll CA verzichtet haben. Marketing-Managerin Birgit Bamberg beteuert dagegen, die Legent-Mitarbeiter erhielten ein Vertragsangebot "bei dem sie sich in keiner Weise schlechter stellen" als bei ihrem alten Arbeitgeber. Das Gegenteil sei der Fall: CA zahle sehr gut und biete eine Menge Zusatzleistungen wie Mitarbeiteraktienplaene, Unfall- und Lebensversicherung. Im uebrigen werde niemand gegen seinen Willen an einen Ort geschickt, an dem er nicht arbeiten wolle.

Ganz andere Toene sind aus der Legent-Belegschaft zu hoeren. So sollen vor allem die Vertriebsmitarbeiter einen schweren Stand haben, da sie nicht wuessten, welche Produkte in Zukunft weiter vertrieben werden. Die Kunden naehmen sie nicht mehr ernst, da sie keine klaren Aussagen ueber kuenftige Entwicklungen treffen koennten. Das neue Management habe bisher keine Anstalten gemacht, seine Produktstrategie offenzulegen. Diese werde erst im Oktober bekanntgegeben, bestaetigt Bamberg, da die Entwicklungsplaene in den USA noch erarbeitet werden muessten.

Auch bei CA selbst ist die Stimmung offenbar im Keller. Der neue Geschaeftsfuehrer der deutschen Niederlassung, Anthony Martin, seit Mai im Amt, kehrt Mitarbeitern zufolge mit eisernem Besen und drueckt kraeftig auf die Kostenbremse. Dies soll seinem Vorgaenger Mario Pelleschi nicht gelungen sein. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass der ehemalige Deutschland-Chef nicht ganz freiwillig in die Frankreich-Dependance versetzt wurde.

Indiz fuer das schlechte Klima bei CA sind auch die bisher gescheiterten Versuche, einen Betriebsrat zu gruenden. Bei den ersten beiden Anlaeufen, so eine Version aus Mitarbeiterkreisen, wurden die engagierten Vertreter mit Aufhebungsvertraegen hinauskomplimentiert.

Beim dritten Mal klappte es dann in der Muenchner Niederlassung, weil die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) einen Trick anwandte: Sie lud die Mitarbeiter zur Gruendung eines Wahlvorstands zu einem solchen Zeitpunkt ein, als sich das gesamte Management gerade auf der Hausmesse "CA-World" in New Orleans befand. Die Fuehrungsetage sieht die Dinge anders: "Das CA-Management hat nichts gegen die Gruendung eines Betriebsrats einzuwenden. Schwierigkeiten sind uns nicht bekannt", heisst es in einer Erklaerung des Geschaeftsfuehrers gegenueber der CW.