Nach dem 620 muss ein weiterer Chip zurueck ins Labor Das kostenlose Upgrade auf den Power-PC 604 verzoegert sich

17.11.1995

MUENCHEN (CW) - Ein neues Debakel von der Chipfront muss die IBM vermelden: Die Aufruestungsmoeglichkeit fuer SMP-Unix-Rechner des Typs RS/6000 auf den Power-PC "604" entfaellt fuer dieses Jahr.

Wer im vergangenen Jahr ein solches Mehrprozessorsystem mit dem damals verfuegbaren Power-PC-Prozessor "601" kaufte, dem versprach Big Blue ein kostenloses Upgrade auf die 604-CPU fuer Mitte 1995. Nun muss sich die Kundschaft ein Jahr laenger gedulden - erst im Sommer 1996 will IBM nachruesten.

Als Grund fuer die zwoelfmonatige Verzoegerung nennt ein Pressesprecher der IBM in Stuttgart, dass "die Leistung der 601-CPU hoeher als erwartet ausgefallen sei". Vom 604-Prozessor erwarte man statt der geplanten 50 Prozent nur eine Leistungssteigerung um zehn bis 15 Prozent, was die Prozedur der kostenlosen Umruestung nicht rechtfertige. Der Chip werde derzeit einem Redesign unterzogen und zur CeBIT im Maerz naechsten Jahres nochmals praesentiert. Ab dann beginne der kostenfreie Austausch fuer die SMP-Rechner.

Damit erleidet der 604-Chip das gleiche Schicksal wie sein groesserer Bruder "620", der aus den gleichen Gruenden ebenfalls neu konstruiert wird (vgl. CW Nr. 42 vom 20. Oktober 1995, Seite 4: "IBM und Motorola entwerfen Power-PC-Prozessor 620 neu").

In den USA gibt IBM allerdings eine etwas andere Erklaerung fuer die Verzoegerung. Laut Jeff Mason, Vice-President Marketing fuer RS/6000, fehlt es an SMP-Support-Chips. Hintergrund duerfte zudem sein, dass ein Designfehler in der 604-CPU nur die Verbindung von maximal zwei solcher Prozessoren erlaubt.

IBMs Loesungsvorschlag fuer Kunden, die schon jetzt mehr Leistung benoetigen: Kauft SP-Parallelrechner oder clustert die RS/6000 zu Knoten mit bis zu 64 Prozessoren. Dem steht entgegen, dass ein SP- System nicht unter 90 000 Dollar zu haben ist und dass nicht alle Applikationen auf Parallelrechnern oder Clustern ablauffaehig sind.