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Mysteriöse Spionagefälle im Fall Microsoft

16.06.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ein US-Verband, der den Softwareriesen Microsoft im Kartellverfahren kritiklos unterstützte, erfreut sich ungewöhnlichen Interesses der Öffentlichkeit. Wie jetzt bekannt wurde, versuchte eine mysteriöse Firma Anfang Juni, den Abfall der in Washington, D.C., ansässigen Association for Competitive Technology (ACT) dem Reinigungspersonal für mehrere hundert Dollar abzukaufen. Die Putzfirma verweigerte jedoch auch nach mehrmaliger Nachfrage die Herausgabe der Papierabfälle und informierte die Behörden.

Alle Spuren im sogenannten "Trash-Cash"-Fall führen zu der Firma The Investigative Group International, die wie ein Detektivbüro vertrauliche Informationen für Firmen, Rechtskanzleien, Finanzinstitute, Behörden und Privatleute beschafft. Interessant ist die Tatsache, dass George Vradenburg, Berater des Microsoft-Rivalen AOL, im Aufsichtsrat dieses Unternehmens sitzt.

Ein Sprecher von ACT vermutet, dass es sich bei den Auftraggebern der Müllaktion um Microsoft-Konkurrenten handelt. Bereits im vergangenen Jahr waren bei zwei anderen der Gates-Company nahestehenden Verbänden geheime Dokumente entwendet und an die Presse weitergereicht worden. Einige Beobachter nehmen an, dass auf diese Weise die im Kartellverfahren zitierten internen Microsoft-E-Mails an die Öffentlichkeit gelangt sind.

Zu einem weiteren mysteriösen Vorfall kam es unlängst in der Microsoft-Niederlassung am Dupont Circle in Washington, D.C. Am vergangenen Wochenende brachen Unbekannte in das Büro ein, scheinen jedoch keine Wertgegenstände entwendet zu haben. Inzwischen untersucht die Polizei auch diesen Fall.