Virtuelle Welt

Mutter Erde auf dem Rechner: Google Earth

09.05.2008
Von Handelsblatt 
Wer Google Earth nur für einen interaktiven Atlas hält, der hat die Dimension des Projekts nicht richtig begriffen. Die Software ist ein Erlebnis.

Google Earth ist viel mehr als eine schicke und komfortable Abspiel-Software für Satellitenaufnahmen. Google Earth ist eine völlig neue Art von Informationsplattform - und immer mehr Menschen machen davon Gebrauch. Die Informationen werden konsequent verortet: Jeder kann Fotos, Videos oder auch Daten bestimmten geografischen Punkten zuordnen. Wer die jüngst vorgestellte Version 4.3 auf seinen Rechnern lädt, erhält neue Eindrücke. Denn beim virtuellen Gleitflug über die Metropolen der Welt sind immer mehr 3D-Gebäude zu sehen. Wer Städte wie San Francisco, Boston, Orlando, München oder Zürich besucht, bekommt schon Hunderte davon zu sehen. Doch nicht Google entwickelt diese 3D-Modelle, sondern Städte und Gemeinden, Architekten oder Bauherren, Initiativen oder Vereine. Sie fertigen die Daten an und stellen sie kostenlos ins Netz. Eine neue Form von PR, denn natürlich sorgen 3D-Gebäude für höhere Aufmerksamkeit. Berlin zum Beispiel hat gleich mehrere Dutzend bedeutende Gebäude als dreidimensionale Modelle ins Netz gestellt.

Doch es muss nicht immer gleich ein aufwendig gestaltetes 3D-Gebäude sein. So ist es zum Beispiel problemlos möglich und kann auch sinnvoll sein, in Google Earth das eigene Bürogebäude zu markieren. Damit fällt es etwa Besuchern leichter, dorthin zu finden. Google Earth und Google Maps bieten die nötigen Werkzeuge für die Wegbeschreibung frei Haus: Hier lassen sich mit wenigen Mausklicks Markierungen im Bild- oder Kartenmaterial vornehmen und später ausdrucken oder per E-Mail verschicken.

Dazu wählen Nutzer in Google Earth den gewünschten Kartenausschnitt aus. Oberhalb des Satellitenbilds befindet sich in der neuen Version von Google Earth eine Werkzeugleiste. Mit deren Hilfe lassen sich Ortsmarken setzen, Bezeichnungen ins Bild einfügen oder Flächen ins Bild malen. Bei der Positionierung sowie bei der Gestaltung und Farbwahl hat der Nutzer freie Hand. Man kann auch Flächen zeichnen oder sogar Fotos in die Ansichten von Google Earth und Google Maps einfügen.

Das Ergebnis lässt sich nun auf vielfältige Weise weiter verarbeiten: Wer auf das Briefsymbol klickt, kann den individuell gestalteten Kartenausschnitt per E-Mail verschicken. Der Nutzer kann sogar wählen, ob ein Screenshot der neu gestalteten Karte an die E-Mail gehängt werden soll oder ob Google Earth eine KML-Datei verschickt. KML-Dateien sind Metadaten, die alle in die Karte eingetragenen Zusatzinformationen samt Ortsangaben enthalten und sich in Google Earth und Google Maps öffnen lassen. Das ist sehr praktisch, weil sie sich nicht nur per E-Mail verschicken, sondern auch auf Webseiten veröffentlichen lassen. Ein Klick auf eine KML-Datei - und das automatisch gestartete Google Earth steuert gleich den hinterlegten Ort an.

Bei Bedarf lassen sich auch mehrere Orte auf der Welt miteinander verknüpfen, der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Institutionen wie die Vereinten Nationen, die Europäische Kommission oder Amnesty International bereiten auf diese Weise Datenmaterial auf, um es über Google Earth einem breiten Publikum zu präsentieren. Andere Erweiterungen lassen dreidimensionale Stadtmodelle auf dem Bildschirm erscheinen, sie entlarven Umweltsünder oder blenden die Position von Radarfallen ein. Zudem gibt es Funktionen, die Großbrände, Fluten oder Umweltkatastrophen nahezu in Echtzeit markieren und so Helfer unterstützen können.