Autonome Lösungen auf DEC-Systemen:

MUMPS von Mummert einfach vervielfacht

18.07.1980

HAMBURG (bi) - Welchen Mini nehmen wir? Vor eine solche Wahl gestellt, reduzierten sich bei der Mummert & Partner Unternehmensberatung (M & P) in Hamburg die Auswahlkriterien sehr schnell. Es sollten autonome Teillösungen für Rechtsanwälte etwa oder Einzelfunktionen bei Großkunden laufen können, beispielsweise eine Textverarbeitung oder ein Lagersystem. Die Software entschied schließlich das Mini-Rennen: MUMPS auf DEC-Minis (LSI-11/ PDP-ll) hatte die Nase vorn. MUMPS ist ein Datenbank-Betriebssystem, bestehend aus einem Dialogbetriebssystem, einer hierarchischen Datenbank und einem Interpreter.

Hans-Jürgen Ellmann, Partner der M & P erinnert sich:

Mummert & Partner war bis 1978 ausschließlich im langfristigen Beratungsgeschäft bei Großkunden tätig. Der Markt für Kleinrechner war bislang für uns eine "Grüne Wiese", so daß wir ohne Vorbelastungen (zum Beispiel die Notwendigkeit Programmpakete zu übernehmen) die Wahl eines geeigneten Produktionssystems angehen konnten. Unsere Anforderungskriterien waren

þBereitstellung schneller und kostengünstiger Produktionssoftware zur Realisierung unserer Anwendungskonzepte. Als entscheidende Punkte kristallisierten sich eine gute Dateiverwaltung sowie eine schnell erlernbare und mächtige Programmiersprache heraus.

þRealisierung dieser Software auf einem sehr preiswerten Anfangssystem mit vielfältigen und hohen Aufrüstungsmöglichkeiten.

þDie Herstellerabhängigkeit der Softwareprodukte (bei Bürocomputersystemen sehr stark) sollte so gering wie möglich gehalten werden.

þUmfangreiche Soft- und Hardware

þGroßrechner-Kommunikation und Netzwerk-Schnittstellen sollten vorhanden sein.

Die Auswahl fiel auf das Datenbank-Betriebssystem MUMPS, das alle unsere Anforderungen - und zwar als geschlossenes System - erfüllte. Wir arbeiten zunächst mit Anlagen der Digital Equipment (LSI 11/PDP 11), obwohl MUMPS auf einer Vielzahl von anderen Anlagen angeboten wird (Burroughs, Data General Nova und Eclipse, Harris, IBM-Serie 1 und 360/370, Intel 8080, Philips, Tandem, Prime).

Inzwischen vertreiben wir MUMPS mit schlüsselfertigen Lösungen oder als Entwicklungssystem für unsere Kunden.

Was ist MUMPS?

Die folgenden Angaben gelten für DEC-Systeme. MUMPS ist ein interaktives Data-Management-System für mehrere Benutzer (1 bis 80.Terminals, davon 63 aktiv).

Die Zeichenkettenverarbeitung ist eine der Stärken des Systems. Die symbolisch adressierten Daten werden vom System in einer Baumstruktur abgespeichert (B-Baum). Abspeicherung und logische Adressierung übernimmt das System, der Benutzer konzentriert sich auf Ablaufprobleme seines Programmes.

Die Strings werden zugriffsoptimal abgespeichert. Die Daten werden komprimiert, es gibt also keine Leerraume in Feldern und Dateien (50 Prozent Speicherplatzreduzierung gegenuber konventionellen Dateiorganisationen).

Ein wahlfreier Zugriff auf mehrfache Schlüsselbegriffe ist möglich. Die Veränderung von Feldlängen und Strukturen ist jederzeit möglich. Reorganisationen sind nicht notwendig.

Leistungsfähiger Interpreter

Das zugehörige Betriebssystem (64 KB) ist speicherresident. Es können bis zu 63 Benutzersegmente (online) mit 4 bis 16 K generiert werden.

Die MUMPS-Sprache (ANSI-Standard X 11.1 - 1977) ist ein sehr leistungsfähiger Interpreter, der insbesondere Programmverknüpfungen erleichtert.

Weitere Leistungsmerkmale sind:

- Die Möglichkeit Datenbanken auf mehrere Rechner zu verteilen und von mehreren Rechnern bearbeiten zu lassen;

- Systemgeführte Journalisierung (Vorteile für Datenschutz, längere Perioden für Datensicherung);

- Magnetbandbeschriftung wahlweise ANSI-Standard oder EBCDIC;

- DFÜ-Routinen wie IBM RJE 2780/ 3780.

Softwareerstellung

Die Vorteile des Datenbanksystems und des Interpreters haben sich in allen Phasen der Softwareentwicklung bewährt.

Die Organisationsplanung ist frei von umfangreichen Festlegungen bei Daten- und Dateidefinitionen (Satz- und Feldlängen, Blockungen, Dateiumfänge, Organisationsformen).

Die Programmiererfahrungen mit MUMPS sind unsere positivsten:

- Es existiert nur eine Sprache (zum Beispiel keine gesonderte DDL-Data Definitive Language). Satz- und Dateidefinition, Aufrufe etc. entfallen. MUMPS ist kompakt und schnell erlernbar. Die Möglichkeiten der Unterprogrammtechnik sind sehr komfortabel. Es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, externe Unterprogramme als Datei zu speichern und ohne Datenweitergabe (Parameter) von jedem Programm auszuführen.

- Inzwischen haben wir auch günstige Erfahrungen bei Anpassungsarbeiten (neue Probleme, neue Anwender). Strukturveränderungen in Datenbeständen sind jederzeit möglich. Der Komfort in der Unterprogrammtechnik erleichtert erheblich die Änderung von Abläufen.

Negativ waren unsere Erfahrungen in folgenden Bereichen:

- Generatoren im Umfeld der Datenbank. - Hier waren wir gezwungen uns zunächst Masken- und Listengeneratoren zu erstellen.

- Dokumentation. - Der DB-lnterpreter ist wie jede lnterpreter-Sprache schwer zu dokumentieren.

Inzwischen existiert auch hier Dokumentationssoftware. Außerdem besteht eine jederzeit abrufbare und auszudruckende Benutzeranleitung (Help-Taste).

Hardware-Effizienz

Die Ökonomie der Datenbank hat sich als Wettbewerbsvorteil erwiesen. Platten sind der teuerste Systemteil von Bürocomputern. Plattenkapazitäten von 50 Prozent zu sparen, bedeutet also bares Geld.

Der Zugriff nach dem "Cache-Prinzip" sowie gepufferte Verzeichnis-Zeiger und Datablöcke erübrigen physische Zugriffe Häufig bei Büro-, computern auftretende Zugriffsengpässe können mit MUMPS meist vermieden werden.

Ein System mit Datenbank zu einem Preis von 50 000 Mark erlaubt schon einen kleinen Einstieg (LSI 11/ 23, 129 KB, 2 mal 10 MB, ausbaubar auf acht Terminals). Ein Ausbau bis auf 80 Terminals und 1,4 Mega Byte-Platte ist wohl mit keiner anderen uns bekannten Minicomputer-Software möglich.

Kommerzielle Softwarepakete

Da bei der Entscheidung über ein Datenbankkonzept häufig Programmpakete stark ins Gewicht fallen, werden von uns inzwischen eine Reihe von fertigen Lösungen angeboten, zum Beispiel mehrfach eingesetzte Systeme für Finanzbuchhaltung, Lager und Auftragsabwicklung. Interessant wird auch ein Textverarbeitungspaket werden, das alle Bestandsfehler der DB in Textmoduln übernimmt Schlüsselfertige Lösungen existieren für Rechtsanwälte und Notare.

*Hans-Jürgen Ellmann ist Partner der M & P Unternehmensberatung und Geschäftsführer des Instituts für Datenverarbeitung, Hamburg, Telefon 040/5 31 29 41-3.