"Multimedia Gelsenkirchen" und "Infocity NRW" RWE und Veba suchen den Weg in das Abenteuer Multimedia

07.04.1995

DUESSELDORF (CW) - RWE und Veba sind gross ins Multimedia-Geschaeft eingestiegen. In zwei auf den Grossraum Gelsenkirchen beziehungsweise die Ballungsgebiete in Nordrhein-Westfalen begrenzten Pilotprojekten wollen die beiden Energieriesen neue Techniken erproben sowie die Marktakzeptanz von Diensten wie Video on demand, Teleshopping und Telebanking ausloten.

Die Essener RWE AG nimmt, wie vergangene Woche bekannt wurde, unter der Federfuehrung ihrer Telecom-Tochter RWE Telliance AG (frueher RWE Unitel AG) gemeinsam mit einer Reihe lokaler Unternehmen das Pilotprojekt "Multimedia Gelsenkirchen" in Angriff. Zu den RWE-Partnern gehoeren die Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH, die Gesellschaft fuer Kabelkommunikation und Gebaeudetechnik mbH und die Sparkasse Gelsenkirchen. Ziel des Projektes ist es, bei insgesamt mehr als 1000 angeschlossenen Kunden sowohl TV- Breitbandkabel als auch herkoemmliche Telefonnetze fuer den Transport von Multimedia-Anwendungen zu testen.

Dabei wollen die Projektpartner, wie es in Essen weiter hiess, Dienste wie interaktives Fernsehen, Video on demand, interaktiven Videotext, Teleshopping und Telebanking sowie Telemedizin anbieten. Um dies gewaehrleisten zu koennen, wurden potentielle Kunden beziehungsweise Anbieter wie etwa Kliniken, Datenbankanbieter und Medienunternehmen zur Mitarbeit aufgefordert. Neben aller Multimedia-Euphorie soll in dem Gelsenkirchener City-Netz, fuer das beim Bundespostministerium eine auf drei Jahre begrenzte Lizenz beantragt wurde, aber auch Pionierarbeit in Sachen Telefondienst geleistet werden. So ist neben der Erprobung des RWE-Stromnetzes als Rueckkanal bei Datenuebertragungen auch die Errichtung und der Betrieb eines digitalen Schnurlos-Telefonnetzes auf Basis des DECT-Standards (Digital European Cordless Telecommunication) vorgesehen.

Mindestens eine Nummer groesser angelegt ist das Multimedia-Projekt "Infocity NRW" unter der Regie der Veba-Tochter Vebacom. In einem der bundesweit groessten Feldversuche sollen hier spaetestens ab Ende 1996 mindestens 10 000 Haushalte mit Diensten wie interaktives Fernsehen und Video on demand versorgt werden. Der Duesseldorfer Mischkonzern plant dabei die Zusammenarbeit mit mehr als 15 namhaften Partnern, darunter Bertelsmann, der Westdeutsche Rundfunk sowie die Computer- und TK-Hersteller Apple, DEC, Ericsson, Nokia und Philips.

Neben den auf die privaten Consumer zugeschnittenen Angeboten sollen auf der "Multimedia-Erprobungsplattform" auch Dienste fuer Geschaeftskunden zum Tragen kommen. Geplant ist hier unter anderem der Bau eines Glasfaser-Backbone im Rhein-Ruhr-Gebiet mit Anbindung an das benachbarte Ausland, an den vor allem Unternehmen, oeffentliche Institutionen und Hochschulen angeschlossen werden sollen. Die Lizenz, die zum Betrieb der Infocity NRW notwendig ist, wurde beantragt. Gleichzeitig bemueht man sich nach Angaben von Vebacom um entsprechende Foerdermittel aus Bruessel.