Software-Lizenzen

Multicore-Prozessoren sorgen für Lizenzierungsprobleme

11.09.2008
Von 
Uli Ries ist freier Journalist in München.

Symantecs Lizenzpolitik: Ein bunter Mix

Symantec, von dem seit dem Kauf der Firma Veritas vor einigen Jahren ja auch die weit verbreitete Backupsoftware Backup Exec stammt, bietet verschiedene Lizenzmodelle, die sich abhängig vom verwendeten Betriebssystem unterscheiden. So erklärt Alexander Neff, Senior Director Channel Sales bei Symantec für Zentraleuropa, dass Mehrkernprozessoren die Lizenzierung dabei nur indirekt beeinflussen. Läuft die Software beispielsweise auf Windows-Servern, richten sich die Lizenzkosten nach der verwendeten Lizenz des Windows-Servers (Standard, Enterprise oder Data Center-Edition). Werden die Symantec-Programme auf Linux-Rechnern installiert, unterscheiden sich die Kosten durch die Anzahl der CPUs.

Multicore-Prozessoren beeinflussen die Lizenzierung vor allem bei Unix-Servern: Hier hängen die Kosten für eine Lizenz von der Leistung des Servers ab. Darauf hat die Anzahl der Kerne einen direkten Einfluss, auch wenn die Kerne selbst beim Lizenzmodell nicht berücksichtigt werden. In diesem Bereich arbeitet Symantec nach eigener Auskunft eng mit den Herstellern der Server zusammen. Kommt ein neuer Server auf den Markt, wird er von Symantec-Experten in den USA nach Leistung bewertet und in eine Tier-Stufe – eine Art Leistungsindex – eingeteilt. Die Abstufung reicht momentan von "Tier A" bis "Tier N", wobei Tier A einen typischen Unix-Einstiegsserver mit einem Prozessor beschreibt und Tier N die leistungsfähigsten Modelle auf dem Markt umfasst.

Grundsätzlich gilt also: Je höher die Performance eines Servers, umso höher rangiert er in den Symantec-Tier-Klassen und desto teurer sind die Lizenzen. Das hat laut Neff einen einfachen Grund: "Ein High-End-Server kann natürlich eine viel größere Zahl von Usern verwalten als ein kleines Einstiegsmodell."

Oracle und IBM halbieren die CPU

IBMs verschiedene Lizenzoptionen sind derart verschieden, dass sich Big Blue offenbar nur mit einem Online-Kalkulator zu helfen weiß. Je nach CPU-Typ muss die Anzahl der Kerne – nicht Prozessoren – mit einem Faktor multipliziert werden. Im Fall von x86-Prozessoren beispielsweise mit 0,5, so dass hier Lizenzen für die Hälfte der vorhandenen Cores erworben werden müssen.

Oracle behandelt x86-Prozessoren genau wie IBM, auch hier gilt der Faktor 0,5. Damit ist aber auch schon Schluss mit der Übersichtlichkeit. Die Kosten der Lizenzen für Oracle-Produkte hängen von einer ganzen Reihe an Faktoren ab. So wird zum Beispiel zwischen Produkt- und Standby-Systeme entschieden: Betreibt ein Kunde eine Oracle-Datenbank auf einem Cluster, um die Ausfallsicherheit zu erhöhen, darf er das Produkt nach Kauf einer Lizenz zweimal installieren. Die zweite Installation darf aber nur im Standby-Modus laufen und nur hochgefahren werden, wenn der erste Server ausfällt. Andere Lizenzierungsszenarien listet Oracle in einem online verfügbaren Dokument.

Virtualisierte Server werden von Oracle genauso behandelt wie physikalische Maschinen: Jede Installation muss lizenziert werden. Dabei wird jede Lizenz sogar einem einzelnen Server zugewiesen und kann nicht ohne weiteres auf eine andere Maschine umziehen. Damit werden Notfallpläne, die auf dem Verschieben von virtuellen Maschinen basieren, unmöglich. Die vollständige Preisliste aller Oracle-Produkte findet sich ebenfalls in einem PDF.