Münchner sehen MVSXA-Kompatibilität als ZeitbombeSiemens prophezeit Ende der PCM-Ära

21.03.1986

HANNOVER (bi) - Siemens trennt sich vom Fujitsu-Betriebssystem MSP 20, nicht jedoch von der Hardware des PCM-Lieferanten. Dies wurde jetzt auf der Hannover-Messe zum erstenmal der Presse gegenüber offiziell bestätigt.

Dieses Geschäft repräsentiere ein Prozent vom Umsatz des Geschäftsbereichs Datentechnik, das gesamte Volumen einschließlich der Hardware der 7.800-Serie immerhin 10 Prozent.

Grund für den in der Branche schon lange gehandelten Abschied (siehe CW 6/86, Seite 1) sei "die unüberschaubare Situation und völlige Rechtsunsicherheit, die aus dem Schiedsgerichtsverfahren zwischen IBM und Fujitsu über urheberrechtliche Fragen in Sachen MVS/XA-kompatibles Betriebssystem der japanischen PCMer resultieren". Betroffene der Entscheidung seien 26 Anwender, die nun Migrationshilfe der Münchner in Anspruch nehmen müssen. BS2000 oder MVS sind die Alternativen. Falls keine Siemens-Datenbank gefahren werde, sei der Wechsel "relativ simpel", so Vertriebschef Helmfried Fülling, Vertriebschef des Geschäftsbereichs Datentechnik. Er verband seine Ausführungen mit der Spekulation, daß es in fünf bis sechs Jahren, abhängig vom Ausgang des US-Schiedsgerichtsverfahrens, möglicherweise überhaupt keinen Mainframe-PCM-Markt mehr geben werde. Klare Aussage über einen anderen PCM-Partner deshalb: "Keinen". Und auch Siemens selbst werde vor diesem Hintergrund kein PCMer werden. Bereits 95 Prozent der von Siemens in den Markt gebrachten Rechner stammten aus eigener Entwicklung und Fertigung.

Im OEM-Geschäft ist das Haus auf dem Wege, eine der eigenen Bezieherposition gleichwertige Stellung als OEM-Lieferant aufzubauen. Wesentliche Träger dieses Geschäftes sind Laserdrucker und Plattenspeicher sowie - zur Zeit anlaufend - Magnetbandspeicher.

Aggressives Marketing, weiteres Powern mit Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen sowie Investionen im Unternehmensbereich versprach Claus Kessler, Vorstand des Unternehmensbereichs. "Rascher wachsen als der Markt" bedeutet demzufolge, 660 Millionen Mark "anzulegen", wie bereits 1985/86, und weitere Aufstockung der F&E-Gelder, die 1985/86 schon über eine Milliarde betragen hatten.