Vemessungsamt auf Abwegen

Münchner Behörde verkauft Geodaten

17.01.1997

Das Informationssystem "Geoinfo München", das ohne DV-Fachkenntnisse genutzt werden kann, verknüpft behördliche Informationen wie Grundstücksnummern, Gemarkungsgrenzen und Hausnummern mit Münchens Geografie: 138000 Adressen, 145000 Flurstücke 300000 Gebäude und Gebäudeteile sowie 5,5 Millionen Linien, Symbole und Texte um den Karteninhalt darzustellen.

Am Anfang stand die Notwendigkeit, die Kosten, die im Vermessungswesen entstanden, zu senken. Bereits vor 17 Jahren entschloß sich die Stadt München, das amtliche Grundkartenwerk auf eine computergestützte Kartenführung umzustellen. Seither sammeln die Vermesser die Daten digital ein. Realisiert wurde das System mit Hilfe des "Grafischen Auskunftssystems mit Sachdatenanbindung und Zeichnungsergänzung" (Gausz) von der IFS GmbH, die hierzulande in Köln und Frankfurt vertreten ist.

Etwa 15 bis 20 Millionen Mark hat das System laut Manfred Schmitt, Abteilungsleiter im Städtischen Vermessungsamt, bis dato gekostet. Das dürfte zum Teil auch daran liegen, daß die notwendigen Informationen nicht bereits in digitaler Form vorlagen, sondern manuell erfaßt werden mußten. Auch heute ist ein computergestützter Abgleich mit den Daten aus anderen Referaten nur teilweise möglich. Die aus den Einzelreferaten verschiedener städtischer Referate und Ämter zusammengestellte digitale Stadtgrundkarte wird im städtischen Rechenzentrum gewartet.

Nun möchten die Münchner einen Teil der Investitionen durch den Verkauf des Informationssystems wieder hereinholen. Die CD mit den Basisdaten ist für 3000 Mark zu bekommen. Die Ausgabe mit Flurstücksnummern kostet 4500 Mark, Nutzungsvoraussetzung ist jeweils ein 486er Windows-PC. Wollte man die enthaltenen Karten des gesamten Stadtgebiets in Papierform kaufen, schlügen sie mit mehr als 30000 Mark zu Buche.

Die CD ist mehr als ein Kartenwerk. So lassen sich per Maus Entfernungen messen, Gebäude oder Weihnachtsmärkte planen und Grundflächen berechnen. Die eigenen Entwürfe kann der Anwender auch speichern. Kartenausschnitte lassen sich als Vektordatei in ein Winword-Dokument laden.

Die Anwendungsbereiche der CD-ROM sind vielfältig. Andere Behörden wie die Polizei oder auch die Post nutzen das System bereits. Doch sind die Informationen auch für Makler, Ingenieur- und Architektenbüros interessant. Mittlerweile, so Georg Welsch, Kommunalreferent der Stadt München, denkt das Vermessungsamt darüber nach, in welcher Form sich die Daten zusätzlich auswerten lassen und ob sie auch online angeboten werden können.