MS-Chef: Harte Zeiten für Software-Häuser

25.09.1987

LONDON (CW) - Schärfster Konkurrent für PC-Software-Hersteller wird in Zukunft die IBM selbst sein. Das jedenfalls meint der Finanzchef von Microsoft, Frank Gaudette. Seit 1985 hat sein Unternehmen, das neben Lotus und Ashton Tate zu den drei großen unabhängigen Herstellern im Software-Bereich gehört, ein Entwicklungsabkommen mit dem größten Computerhersteller der Welt.

Bereits seit 1981 ist Microsoft über MS-DOS/PC-DOS im Geschäft mit IBM. Auch für die Zukunft verspricht sich Gaudette von der Zusammenarbeit mit dem Branchenriesen in bezug auf den OS/2-Rechner ein gutes Geschäft. Dennoch gibt er jetzt zu bedenken, daß die Kunden in Zukunft einen PC wünschten, der mindestens auch als Workstation arbeiten können solle. An diesen Schnittstellen werde dann die Allgegenwart von Big Blue deutlich. Kleine Software-Unternehmen mit geringem Produktangebot hätten in Zukunft wohl kaum die finanzielle Schlagkraft und Vertriebskapazitäten, um noch am Markt bestehen zu können.

Microsoft wolle seine Anteile am Software-Kuchen zwar nicht durch den Aufkauf von Mitbewerbern vergrößern, sei aber bereit, aufstrebenden Branchenkollegen über eine finanzielle Beteiligung auf die Beine zu helfen. Voraussetzung sei jedoch Substanz, das heißt Produkte, bei denen sich eine Weiterentwicklung lohne. Die eigene finanzielle Potenz führt Gaudette auf den Gang an die Börse im vergangenen Jahr zurück.