CPU mit zusätzlicher Recheneinheit

Motorola rüstet den Power-PC für Multimedia

15.05.1998

Mit der nächsten Generation der Power-PC-CPUs ("G4" = "Generation four") wird Motorola eine den MMX-Erweiterungen Intels ähnliche Technik mit der Bezeichnung "Altivec" einführen. Die Entwicklung lief ursprünglich unter dem Codenamen "Video and Multimedia Extensions" (VMX). Den Angaben zufolge soll sich damit die Rechenleistung im Vergleich zu herkömmlichen Power-PC-Chips um den Faktor zehn erhöhen. Die Leistungssteigerungen wirkten sich nicht nur bei Grafik-, Video- und Sprachapplikationen aus, so der Hersteller. Vielmehr seien auch in Bereichen wie Networking und Telefonie, für die Intel-Prozessoren nicht schwerpunktmäßig ausgelegt sind, deutliche Verbesserungen zu erwarten.

Hardwaretechnisch besteht Altivec aus einer separaten vektorbasierten Recheneinheit ("vector unit") auf dem Chip, die parallel zu den vorhandenen Integer- und Floating-Point-Units mit 128-Bit-Registern arbeitet. Dieses dritte Rechenwerk stellt 162 zusätzliche Befehle zur Verfügung und soll bis zu 16 komplexe Datenströme gleichzeitig verarbeiten können.

Bislang hatte Motorola öffentlich stets die Meinung vertreten, der Power-PC-Chip würde auch ohne einschlägige Erweiterungen die MMX-Konkurrenten bei Multimedia-Anwendungen ausstechen. Mit den neuen Prozessoren, die leistungsmäßig auch einigen anwendungsspezifischen Chips (Asics) und digitalen Signalprozessoren (DSPs) überlegen seien, könne man dem Power-PC neue Märkte öffnen. Dazu gehörten etwa die Segmente Router, Virtual Private Networks, Multikanal-Modems oder Sprachverarbeitung.

Wie der Branchendienst "Computergram" meldet, waren sowohl IBM als auch Apple an der Entwicklung der Technik beteiligt. Beide Unternehmen hätten auch das Recht, entsprechende Chips einzusetzen. Erste Muster der Prozessoren werden nach Angaben Motorolas in der zweiten Jahreshälfte 1998 gefertigt. Die Massenproduktion laufe im ersten Halbjahr 1999 an. In der Anfangsphase würden die Chips für High-end-Networking- und rechenintensive Desktop-Anwendungen positioniert.