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Motivator, Stratege und Visionär

12.02.2003
Von Ragnar Nilsson
In der deutschen IT-Szene hat Ragnar Nilsson einige Berühmtheit erlangt. Wenige CIOs zieren die Schlagzeilen der Fachpresse auch nur annähernd so häufig wie der IT-Chef von Bertelsmann.

Neuer CIO räumt die Bertelsmann-IT auf“, titelte etwa die COMPUTERWOCHE in Ausgabe 42/02. Die neue Aufgabe ist der aktuelle Abschnitt einer erstaunlichen Karriere, die Nilsson 1984 bei der Gerresheimer Glas AG startete. Dort war er unter anderem für das Organisations- und Datenverarbeitungs-Controlling verantwortlich. Von diesen Erfahrungen profitiert er eigenen Angaben zufolge bis heute. „Nur der Controller ist in der Lage zu beurteilen, was die strategischen Ziele unterstützen kann“, warb Nilsson beispielsweise auf einem Controller-Kongress 1997 für eine bessere Zusammenarbeit mit den IT-Abteilungen. „Bit- und Byte-Fummler“ ohne betriebswirtschaftlichen Background seien als CIOs Fehlbesetzungen. „In meinem Job muss ich vor allem Motivator, Stratege und Visionär sein“, gab Nilsson während seiner Zeit als CIO und Vorstandsmitglied von Aventis zu Protokoll.

Insbesondere die Rolle des Motivators ist ihm jedoch nicht in den Schoß gefallen. „Als CIO bei der Karstadt-Quelle-Gruppe lernte ich vor allem, dass der Faktor Mensch eine zentrale Rolle in jedem Unternehmen spielt“, so Nilsson. Zu seinen unerfreulichen Erfahrungen rechnet der Vordenker mit der energischen Ausstrahlung interne Querelen, die notwendige Veränderungen blockieren - Technokraten und schlechtes Projekt-Management zählt er zu den größten Ärgernissen in der IT.

Volle Kraft voraus  

Nilsson vertrat schon immer offensiv die Meinung, eine innovative und reibungslos funktionierende IT trage als wesentlicher Faktor zum Unternehmenserfolg bei: „Eine an die Anforderungen angepasste und richtig eingesetzte IT optimiert in großem Umfang Prozesse und spart damit Zeit und Geld“, umriss er 2001 seine Aufgabe bei Aventis. Ein Jahr und einen Karrieresprung später steht vor allem die Reduzierung der IT-Kosten ganz oben auf seiner Agenda. Mindestens 60 Millionen Euro soll Bertelsmann nach der von ihm konzipierten Konsolidierung allein im Jahr 2004 sparen. Dabei gibt sich der Realist keinen Illusionen hin: „Kostenreduzierung bedeutet immer auch Personalreduzierung.“ Auch wenn die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze noch nicht feststeht, dürften bei dieser Ausgangslage seine Fähigkeiten als Motivator abermals einer harten Prüfung unterzogen werden.

Seine große Leidenschaft lässt vermuten, dass er auch diese Klippe umschiffen wird. Schon als Kind wollte Nilsson Segelschiffkapitän werden, heute ist der Vater einer Tochter begeisterter Hochseesegler. Auch auf der Straße ist Nilsson gerne flott unterwegs. Seine Stellung hat ihm zwar einen Dienstwagen mit Stern beschert, dennoch schwärmt der 53-jährige eigentlich für englische Nobelkarossen der Marke Jaguar. Zur Entspannung liest Nilsson gerne Belletristik. In jüngster Zeit hatte es ihm „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny besonders angetan. Ragnar Nilsson startete seine Management-Karriere 1984 bei der Gerresheimer Glas AG. 1993 trat er als CIO in den Karstadt-Konzern ein. Im Jahre 2000 wechselte Nilsson dann als CIO zum Pharmaunternehmen Aventis, wo er auch eine Vorstandsposition bekleidete. Seit April dieses Jahres fungierte er als Berater des Bertelsmann-Vorstands, im July hat er bei dem Gütersloher Medienkonzern fest als CIO angeheuert. Zur Person Ragnar Nilsson: „Bitund Byte-Fummler ohne betriebswirtschaftlichen Background sind als CIOs Fehlbesetzungen.“