Italienischer Chemie-Konzern arbeitete mit illegal kopierten PC-Programmen:

Montedison von US-Herstellern verklagt

14.04.1989

MAILAND (CW) - Softwarepiraterie auf Italienisch: Lotus und Ashton-Tate, zwei der größten Softwarehersteller der Welt, haben den Chemie-Konzern Montedison SpA verklagt: sie werfen ihm vor, zahlreiche PC-Programme illegal vervielfältigt zu haben und diese auch einzusetzen. Beide Unternehmen fordern Schadenersatz sowie Konfiszierung der kopierten Software.

Eine überraschende, gerichtlich angeordnete Hausdurchsuchung im Mailänder Headquarter des Chemie-Konzerns brachte ans Tageslicht, daß mehr als 90 Prozent aller bei Montedison im Einsatz befindlichen PC-Programme ohne Einwilligung der Software-Hersteller kopiert sind. Diese Beschuldigung weist das Unternehmen, das zu 42 Prozent der von Montedison-Chairman Raul Gardini kontrollierten Ferruzzi-Gruppe gehört, in einem Statement indes energisch zurück. Man habe die Erlaubnis erhalten, die Programme zu duplizieren. Dies wiederum bestreitet Giovanni Catalfamo, Manager der italienischen Lotus-Niederlassung. Sein Unternehmen habe Montedison zu keiner Zeit autorisiert, Lotus-Software zu vervielfältigen.

Die gesamte Aktion, von der auch die Montedison-Division Montefibre SpA und die Elettrocarbonium SpA, ein privater Hersteller von elektronischen Bauteilen, betroffen waren, ist ,las erste Vorgehen amerikanischer Software-Produzenten gegen einen europäischen Anwender. Douglas E. Phillips, President der Business Software Association (BSA), Washington, der die Öffentlichkeit informierte, erklärte jedoch, daß weitere Untersuchungen in italienischen Firmen bereits stattgefunden hätten beziehungsweise angeordnet seien Phillips: "Die Softwareindustrie mußte endlich eingreifen. Italien ist das Land in Europa, in dem die Softwarepiraterie am weitesten verbreitet ist." Obwohl auch im Land der Azzuris ein Urheberrecht-Gesetz existiere, gäbe es kein gesetzliches Verbot, Computerprogramme zu kopieren Dies wiederum beschere den Software-Herstellern jährlich einen Verlust von mehreren hundert Millionen Dollar.

Insider erwarten nun mit Span nun die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Lotus und Ashton-Tate auf der einen Seite und Montedison sowie Elettrocarbonium auf der anderen Seite. Die amerikanischen Software-Größen fordern nicht nur Schadenersatz in beträchtlicher Höhe, sondern auch die Beschlagnahmung der kopierten Programme, wie auch der Personal Computer, auf denen die Software lief. Darüber hinaus soll Montedison gerichtlich untersagt werden, weitere Software-Kopien anzufertigen.