Monster ist vielen Kunden zu amerikanisch

06.05.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Der elektronische Stellenmarkt ist in Bewegung geraten: Monster möchte mit aller Macht auch in Deutschland zur Nummer eins aufsteigen. Doch neben den Marktanteilen ist vor allem die Sympathie der Kunden nötig, um das eigene Image mit der guten Reputation von Jobpilot aufzupeppen.

In den USA ist die Stellenbörse Monster bereits die Nummer eins, wenn es um elektronische Jobvermittlung geht, hierzulande reichte es höchstens für Platz drei oder vier. Doch Firmengründer Jeff Taylor wollte sich mit einer Nebenrolle in einem wichtigen europäischen Marktsegment nicht zufrieden geben. Seit Januar letzten Jahres liefen die Verhandlungen um eine Übernahme, in der letzten Woche wurde der Vertrag unterschrieben, und Monster kaufte den Marktführer Jobpilot aus Bad Homburg für 74,5 Millionen Euro vom Schweizer Adecco-Konzern. Den Preis sehen Branchenkenner als Schnäppchen an.

Jeff Taylor: "Der Name Monster war meine wichtigste Entscheidung. Jeder hasst den Namen, und in jedem Markt war er ein Problem, aber ich finde ihn großartig."
Jeff Taylor: "Der Name Monster war meine wichtigste Entscheidung. Jeder hasst den Namen, und in jedem Markt war er ein Problem, aber ich finde ihn großartig."

Jobpilot war unter den kommerziellen Stellenbörsen die Nummer eins nach der Zahl der veröffentlichten Stellenangebote und der Besucher seiner Website, mit einem seriösen Image und zufriedenen Kunden auf Unternehmens- und Bewerberseite. Selbst nach dem Verkauf 2002 und dem späteren Ausstieg von Firmengründer Roland Metzger blieb die Stellenbörse Marktführer.

Weshalb es Monster bisher nicht schaffte, den Bad Homburgern den Rang abzulaufen, hat viele Gründe. Einer war der späte Markteintritt im Juni 2000. Trotz aufwändiger und teurer Marketing-Kampagnen reichte es nie, zum Branchenprimus aufzusteigen. Über das freche Image und den Namen rümpften viele Personalverantwortliche die Nase.

Unternehmensgründer Taylor amüsiert sich über solche Vorbehalte: "Der Name Monster war meine wichtigste Entscheidung. Jeder hasst den Namen, und in jedem Markt war er ein Problem, aber ich finde ihn großartig." Geht es um die Großen im Web, sieht er sich in einer Reihe mit Yahoo oder Amazon.

Wer wird Nummer eins?

Monster polarisiert, keine Frage. Doch neben Namensgebung und Design kritisieren Personaler auch die Vertriebspraktiken und eine undurchsichtige Preispolitik. Die Übernahme durch Monster überraschte und verunsicherte viele Firmenkunden. "Monster hat es nicht verstanden, in Deutschland Geschäfte zu machen. Die Amerikanisierung funktioniert hier nicht", meint etwa Hans-Christoph Kürn, der als Personal-Manager bei der Siemens AG das Recruiting verantwortet. Der Konzern veröffentlichte seine freien Stellen bisher über einen Rahmenvertrag bei Jobpilot und nutzte zusätzlich Jobware und Stepstone. Im September läuft der Vertrag mit Jobpilot aus, und ob der Siemens-Mann auch mit dem neuen Unternehmen Monster ins Geschäft kommt, ist ungewiss "Ich bezweifle, dass wir den Vertrag verlängern", so Kürn skeptisch.