Monopolisten-Los

06.02.1987

Es mag Zufall sein oder auch eine aus dem inzwischen vielbeschworenen "Zeitgeist" geborene Zwangsläufigkeit, bemerkenswert ist die Parallelität der Ereignisse allemal. Die Rede ist von AT&T und IBM, oder besser gesagt, von den Bemühungen des jeweiligen Rests der DV-Welt, "strategische" Schnittstellen der beiden in den Normierungsprozeß einzufädeln.

Im Fall AT&T geht es um die Standardisierung von Unix. In den USA hat sich das IEEE mit "Posix" des Themas der genormten Schnittstellen-Definition bemächtigt. Soweit bisher bekannt, ist die Entwicklung der Normierungsbehörde eine nahezu vollständige Teilmenge der Unix System V Interface Definition (SVID) der in der X/Open-Gruppe formierten Hersteller. Deren Verhältnis zu AT&T war in der Vergangenheit häufig getrübt; beklagt wurde vor allem das monopolistische Gebaren des Telecom-Riesen in puncto Offenlegung von Details. Mit der IEEE-Initiative wird sich AT&T mehr als bisher festnageln lassen können - und müssen.

Im Fall IBM geht es um die Standardisierung von LU 6.2, sprich SNA, im Rahmen von OSI. In der ECMA blitzte der Marktführer im vergangenen Jahr noch wegen nicht akzeptabler Bedingungen ab, nun greifen die übrigen Hersteller im Verein mit der ISO eine neuerliche Initiave der IBM auf und machen aus der Not eine Tugend. Ein wesentliches Subset des LU6.2-Bestandteils APPC, der Schnittstelle zwischen SNA und den Anwendungen, soll nun den für verteilte Anwendungen dringend notwendigen Standard bei der Transaktionsverarbeitung vorantreiben. Die Zielsetzung: sich nicht länger dem Diktat eines einzigen Herstellers beugen zu müssen - auch für die IBM dürfte es nämlich schwierig sein, einerseits den eigenen De-facto-Standard zur internationalen Norm deklarieren zu lassen und trotzdem andererseits weiterhin ihr eigenes Süppchen zu kochen.