Möglichst simpel, aber nicht einfacher

24.03.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Als Serien- und Projektfertiger habe das Unternehmen eine breite Anforderungspalette an das PPS-System gehabt, berichtet Kühneweg. Das gemeinsam mit einem Berater ausgearbeitete Pflichtenheft umfasste zuletzt rund 900 Punkte. "Da haben die Anbieter erst einmal dicke Backen bekommen und durchgeschnauft", erzählt der IT-Leiter schmunzelnd. Von seinen Forderungen sei er jedoch nicht abgerückt. Im Gegenteil: Den einen oder anderen Punkt habe man im Auswahlverfahren noch detaillierter spezifiziert.

"Ein flaches Pflichtenheft birgt Gefahren", warnt Kühneweg. Zwar argumentierten die Hersteller damit, das Projekt so schneller zum Laufen zu bringen. Außerdem bleibe noch genügend Zeit, die Details während der Implementierung auszuarbeiten. Darauf sollte sich der Kunde jedoch nicht einlassen, rät der IT-Leiter: "Dann kommen erst die wahren Probleme ans Licht." Der Anwender sei dann allerdings meist zu weit im Projekt fortgeschritten, als dass ein Zurückdrehen ohne Schwierigkeiten möglich wäre. Daher sei es ratsam, die Spezifikationen aus dem Pflichtenheft auch zum Bestandteil des späteren Vertrages zu machen. Den Weg, ein Pflichtenheft mit externer Hilfe zu erstellen, würde Kühneweg jederzeit wieder bestreiten.

Hersteller wie Berater halten sich gleichermaßen für am besten geeignet, den Anwendern beim Schreiben der Pflichtenhefte die Feder zu führen. Dabei bekämen die Hersteller meist zu wenige Chancen, genau zu fragen, was der Kunde verbessern könnte, beklagt Godesys-Chef Kühl: "Das ist traurig, weil eigentlich Geld investiert wird, um etwas besser zu machen."

"Das brauchen Sie nicht"

"Wenn ich ein desolat funktionierendes Lager sehe, dann erkenne ich das", behauptet Kühl selbstbewusst. "Außerdem habe ich mehr Lager gesehen als die meisten meiner Kunden." Gelinge es, die Abläufe zu verbessern und den Lagerumschlag zu beschleunigen, habe der Kunde einen größeren Mehrwert, als wenn er im Pflichtenheft RFID-Technik fordert, "aber bis heute nicht weiß, was das eigentlich bedeutet".