Detewe setzt auf Computer Based Training (CBT)

Modernes Lernkonzept spart Telefonwerken Zeit und Geld

12.04.1996

Fuer Gerd-Peter Niessen, Leiter fuer technische Methoden und Schulung bei Detewe, ist es nicht nur eine Kostenfrage, die Firmen nach neuen Lernkonzepten suchen laesst: "Von starren Systemen hat doch heute keiner etwas", winkt er ab. Mitarbeiter muessten erlerntes Wissen auch zum richtigen Zeitpunkt einsetzen koennen.

Der 1887 gegruendete Hersteller von Produkten "rund um die Kommunikation" - 1994 betrug der Umsatz der Firmengruppe 1,3 Milliarden Mark - schulte die Beschaeftigten lange Zeit in herkoemmlichen Kursen zentral. Zehntaegige Lehrgaenge vermittelten jedoch meist nur theoretisches Wissen. Diese Ausbildung der etwa 650 Techniker und 250 Vertriebsleute habe aufgrund "der komplexen Technik" viel Zeit und Geld verschlungen, erinnert sich der Schulungschef. Auch haetten die Resultate nicht immer ueberzeugt. Aus diesem Kosten-Qualitaets-Dilemma fuehrte nur der Einsatz computergestuetzter Lernsoftware heraus, so Niessen.

Parallel mit der Entwicklung der neuen digitalen Euro-ISDN-Anlagen "Varix 14" und "Varix 200 DECT" - letztere soll im naechsten Herbst auf den Markt kommen - wurde an den technischen Voraussetzungen fuer Computer Based Training (CBT) gearbeitet. Die Programme sollten auf den bereits seit laengerer Zeit eingesetzten Laptops der Techniker und Vertriebsleute laufen: zunaechst noch 286er Geraete mit 640 KB RAM, VGA und Bildschirmen mit 16 Farben.

Per Ausschreibung sahen sich die Berliner unter den namhaften deutschen Softwerkern um - und zahlten erst einmal Lehrgeld. Ueber die Kosten dieses Missgriffs spricht man bei Detewe nicht gern. Wichtiger sei, dass "wir bei diesem Anbieter noch rechtzeitig aussteigen konnten", ist Niessen heute froh.

Anklang bei den MitarbeiternH4>/H4>

Unweit des Stammdomizils fand er die Isis Innovative Software fuer Information und Schulung GmbH, ein zur Wendezeit gegruendetes Unternehmen. Das zwoelfkoepfige Softwarehaus machte im letzten Jahr einen Umsatz von zwei Millionen Mark. Etwa sechs Monate, so Geschaeftsfuehrer Thomas Traeger, habe die Entwicklung des Lernsystems gedauert. Gleichzeitig mit der Fertigstellung der neuen ISDN-Anlagen der Telefonwerker sei das massgeschneiderte CBT mit einheitlichem Design fertig gewesen.

Um die Datensicherheit zu gewaehrleisten, setzt Detewe einen Dongel ein. Der Nachteil: Techniker und Vertriebsleute des Hauses muessen den Stecker stets bei sich fuehren, wenn sie zum Kunden reisen. Angesichts der Kosten von etwa 75 Mark pro Stueck duerfte das bei rund 1000 Nutzern keine sehr preiswerte Variante sein und bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss. Doch vor unerlaubtem Zugriff "sind wir erst einmal sicher", sagen beide Partner.

Die Loesung unter DOS basiere auf einem "einfachen Farbkonzept mit hohem Grafikstandard", jedoch angepasst an die beim Hersteller verwendete mobile PC-Technik, erklaert Traeger. Detewe habe auf den Einsatz von Windows verzichtet und arbeite mit einem selbstentwickelten Autorensystem ("Hypertext 1").

Das "selbstentdeckende Lernen" gestalte sich recht entspannt. Ueber vier Kapitel (Dokumentationen), deren Texte bunte Grafiken und Animationen unterstuetzen, lernt der Nutzer unter anderem, wie eine Telekommunikationsanlage aufgebaut ist und in einer Netzverbindung installiert wird.

Am Ende des CBTs, das etwa zehn Stunden dauert, muessen die Mitarbeiter etwa 80 Prozent aller im Programm gestellten Fragen richtig beantworten. Das damit erworbene Zertifikat erlaubt den Besuch eines praktischen Trainings.

Das neue Lernsystem komme bei den Mitarbeitern gut an, meint Joerg Mueller, Leiter der Region Sachsen. Sie schaetzten es, ihr Lerntempo selbst bestimmten zu koennen. Eine Erweiterung der Anwendung werde erwogen. Neben der Uebersetzung in andere Sprachen - Detewe will seine Niederlassungen in Europa mit der Lernsoftware ausruesten - sollen vor allem neue Computer (486er oder Pentium) in den 28 bundesdeutschen Geschaeftsstellen installiert und miteinander vernetzt werden.

Bisher haben die Telefonwerke rund 500000 Mark in das computergestuetzte Lernpaket investiert. Weitere Aufwendungen sind geplant. Das Zwischenfazit ist auch ueber den unmittelbaren Lernerfolg hinaus positiv: Ausser auf eingesparte Reisekosten verweist die Berliner Zentrale auf kuerzere Ausfallzeiten der Detewe-Produkte sowie weniger Reklamationen, insgesamt also auf eine verbesserte Kundenbeziehung.