Integrationsdruck verstärkt sich
Der Integrationsdruck verstärkte sich außerdem durch verschiedene Entwicklungen bei den Anwendern. Beispielsweise griff der Softwareeinsatz in den Unternehmen immer weiter um sich. Fabriken, Filialen, Lager und andere Firmenbereiche mussten in der ERP-Architektur berücksichtigt werden. Im Rahmen der Globalisierung weiteten viele Firmen ihre Geschäfte zudem international aus, sei es dass sie im Ausland produzierten oder neue Absatzmärkte erschlossen. In der Folge mussten die IT-Abteilungen die Business-Softwaresysteme entsprechend nachziehen. Im Zuge dieser Entwicklungen rückten Aspekte rund um die Architektur der ERP-Systeme immer stärker in den Vordergrund.
Die Liste der Integrationsaufgaben wurde im Lauf der Zeit immer länger. Was vor Jahren unter dem Begriff Enterprise Application Integration (EAI) begann, mündete schließlich in die Entwicklung von ganzen Middleware-Plattformen und Service-orientierten Architekturen (SOA).
Doch die Versprechungen der Softwarehersteller, der Betrieb der Softwarelandschaften werde sich damit vereinfachen, erfüllten sich vielfach nicht. Im Gegenteil: Gerade in der jüngeren Vergangenheit häuften sich die Klagen von Anwendern, der Betrieb der ERP-Systeme werde zunehmend komplexer.
Man wird den Schwarzen Peter sicher nicht allein den Softwareanbietern zuschieben können, zumal viele Anwender in der Vergangenheit ihre Architekturen durch massives Customizing teilweise so extrem verbogen haben, dass sich das ERP-Handling im Lauf der Zeit deutlich erschwert hat. Es sei dahingestellt, wem man Fehler anlasten will, unüberhörbar bleibt der Ruf nach leichter zu bedienenden und effizienteren ERP-Systemen.
"Moderne ERP-Lösungen müssen aus Sicht der Anwender einfach sein", formulierte schon die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) ihre Forderungen. "Wir brauchen eine sichere, stabile, performante, einfach und intuitiv zu bedienende, flexible und einfach anpassbare sowie erweiterbare IT-Lösung zur effizienten und effektiven Durchführung aller Geschäftsprozesse mit einem vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnis."
- Jörg Blom, Deloitte
Es geht darum, die eigene IT-Landschaft zu dokumentieren und ihre Weiterentwicklung mit einer Methode zu begleiten. Das Ziel ist es, durch diesen Ansatz die Komplexität der Architekturen in den Griff zu bekommen. - Marco Lenck, DSAG
Gerade im mobilen Bereich nimmt die Komplexität mit Sicherheit massiv zu. - Uwe Günzel, Capgemini
Derzeit kommen einige neue technische Möglichkeiten ins Spiel, die das Zeug haben, ERP-Systeme alter Prägung - ich will nicht sagen, in Frage zu stellen -, aber doch Anlass geben, diese zu überdenken. - Karsten Sontow, Trovarit
Der klassische Mittelständler fordert zwar lautstark ein flexibles und anpassbares ERP, sieht aber nicht, dass dies eigentlich Architekturthemen sind. - Michael Gottwald, Softselect
Eine moderne Software-Infrastruktur, die sich auf die im Unternehmen vorhandenen Prozesse abstimmen lässt und auch auf Änderungen flexibel reagiert, kann zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden. - Deutschen Baan Usergroup (DbuG)
In vielen Unternehmen werden noch ältere Versionen von ERP-Systemen eingesetzt, die in ihrer Architektur historisch bedingt eher monolithisch und somit den aktuellen Anforderungen nur eingeschränkt oder nicht gewachsen sind. - Frank Niemann, Pierre Audoin Consultants (PAC)
Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass sie ihre ERP-Systeme in immer kürzeren Zyklen anpassen müssen. Sie wollen nicht mehr nur Transaktionen abwickeln, sondern mehr Entscheidungsunterstützung.