Häuslebauer und IT-Verantwortliche haben vieles gemeinsam. Beide müssen auf eine solide Architektur achten - das gilt für das Häuschen im Grünen genauso wie für das Enterprise-Resource-Planning-System (ERP-System) als tragende IT-Säule in vielen Unternehmen. Architekturen rund um Business-Software sind pflegebedürftig und müssen sorgfältig überwacht werden.
Der Aufbau klassischer ERP-Systeme besteht aus mehreren Schichten. Norbert Gronau vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government an der Universität Potsdam unterscheidet folgende Ebenen:
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Die Basis einer ERP-Lösung bildet das Datenbank-Management-System (DBMS), das alle wichtigen Informationen aus den verschiedenen Bereichen wie beispielsweise Produktion, Vertrieb und Finanzbuchhaltung vorhält. Im Regelfall setzen Anwender an dieser Stelle auf relationale Datenbanken. Systeme wie Oracle, IBMs DB2 und der SQL Server von Microsoft dominieren derzeit den Markt.
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Auf der Datenbank setzt die Applikationsschicht auf, die sich wiederum in verschiedene Komponenten untergliedern lässt. Ein datenbankabhängiger Teil regelt den Zugriff auf die Informationen in der Datenbank, ein unabhängiger Teil reicht die Daten an den Applikationskern des ERP-Systems weiter. Diese Trennung dient dazu, Optimierungsroutinen für den Zugriff auf die Datenbank möglichst effizient nutzen zu können. Neben dem eigentlichen Applikationskern, in dem typische ERP-Prozesse wie Finanzbuchhaltung, Produktionsplanung und Materialwirtschaft oder das Personal-Management abgewickelt werden, verfügen die Systeme in der Regel auch über eine eigene Programmierumgebung. Damit sind Anwender in der Lage, die Anwendungen eigenständig zu ergänzen. Middleware-Komponenten in der Applikationsebene sorgen zudem dafür, dass das ERP-System andere Programme ansprechen kann. Das funktioniert beispielsweise über "Remote Procedure Calls" (RPCs) oder über so genannte User Exits.
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Eine Adaptionsschicht gestattet es den Anwendern, ihr ERP-System an individuelle Anforderungen anzupassen. Wie tief diese Anpassungen eingreifen und das ERP-System modifizieren, hängt von den einzelnen Lösungen ab. Viele Applikationen bieten den Anwendern eine Reihe vorkonfigurierter Stellschrauben, mit deren Hilfe sich das System parametrisieren lässt. Der Vorteil dieser Parametrisierung liegt darin, dass die hier vorgenommenen Einstellungen am System in aller Regel Release-fähig sind. Wer sein System über diese vom Hersteller vorgegebenen Parameter hinaus verändern möchte, muss auf das Customizing zurückgreifen. Relativ unproblematisch sind Modifikationen über User Exits. Diese vordefinierten Anknüpfungsstellen werden vom Hersteller gepflegt und sind daher ebenfalls Release-fähig. Schwieriger wird es mit Veränderungen direkt im ERP-Code. In diesem Fall muss bei allen weiteren Veränderungen am System oder im Zuge von Updates ständig geprüft werden, ob das individuelle Customizing noch funktioniert.
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Das oberste Stockwerk des ERP-Gebäudes bildet die Präsentationsebene, die im Wesentlichen aus der Benutzeroberfläche, dem GUI (Graphical User Interface), besteht. Typischerweise nutzen die meisten aktuellen ERP-Systeme an dieser Stelle standardsierte Web-Clients. Anwender können so via Web-Browser von verschiedenen Endgeräten aus auf die ERP-Anwendungen zugreifen. Eine spezielle Client-Installation mit Anpassungen an das jeweilige Endgerät entfällt mit Browser-basierenden GUIs.
Dieses Schichtenmodell, das auf den ersten Blick eine solide und geordnete ERP-Architektur suggeriert, ist nicht in Stein gemeißelt. In den vergangenen Jahren haben sich in der Business-Software-Liga verschiedene Spezialdisziplinen herausgebildet, die rund um das ERP-System eingebunden werden wollen. Dazu zählen beispielsweise Systeme für Customer-Relationship-Management (CRM), Supply-Chain-Management (SCM) und Business Intelligence (BI). Mit diesen das ERP-System flankierenden Softwaremodulen wuchs auch der Integrationsaufwand.
- 10 Trends im ERP-Markt 2013
Für das Jahr 2013 sind wichtige Entwicklungen in Sachen ERP-Software und ERP-Markt abzusehen. Für Anwender interessant zu wissen, denn ERP-Systeme bilden das Rückgrat der betrieblichen Informationsverarbeitung und verschlingen einen großen Teil des jährlichen IT-Budgets. - 1. Der ERP-Markt bleibt dynamisch
Die schon seit Jahren vorhergesagte, aber bisher nicht eingetroffene Konsolidierung des Marktes für Enterprise Resource Planning wird auch 2013 nicht erfolgen. Zwar werden wieder einige traditionelle Anbieter aufgeben oder Systeme aus der aktuellen Weiterentwicklung nehmen, aber dieser Effekt wird durch zwei wesentliche Zuflüsse neuer ERP-Anbieter mehr als ausgeglichen: zum einen drängen noch immer internationale Anbieter auf den deutschen Markt, wie in den letzten Jahren Plex oder Jeeves. Zum anderen entwickeln sich bisherige Nischenanbieter mehr und mehr zu vollwertigen ERP-Anbietern, etwa der Berliner Anbieter Projektron, der mit seiner Lösung BCS ein vollwertiges ERP-System für projektorientierte Dienstleister anbietet. - 2. Weiter hohe Investitionsbereitschaft
Die vom Center for Enterprise Research betriebene ERP-Trendstudie 2012 brachte eine erstaunlich hohe Investitionsbereitschaft der ERP-Anwender ans Licht. Fast 70 Prozent der Unternehmen befassen sich derzeit mit Investitionen in ihre ERP-Landschaft, das heißt, planen in ihre ERP-Systeme zu investieren oder machen gegenwärtig bereits. Vor diesem Hintergrund ist mit einer erheblichen Abkühlung der Investitionsbereitschaft im ERP-Umfeld im Jahr 2013 nicht zu rechnen. - 3. ERP-Bedeutung nimmt ab
Trotz der hohen Investitionsbereitschaft sind die Tage gezählt, in denen das ERP-System die einzige unternehmensweite Anwendungslösung darstellte. Gerade Unternehmen mit spezialisierten Prozessen gehen zunehmend dazu über, neben das ERP-System weitere unternehmensweit genutzte Anwendungen zu stellen. Dennoch bleibt das ERP-System weiterhin der Maßstab für die betriebswirtschaftliche Bewertung der Geschäftsabläufe und auch führendes System für die meisten Stammdaten. - 4. Anbieter werden professioneller
Viele deutsche Mittelständler haben sich zu internationalen Weltmarktführern entwickelt und ihre Organisation sowie ihren Auftritt entsprechend angepasst. Die Softwarelieferanten dieser "Hidden Champions" haben diese Professionalisierung bisher erst teilweise absolviert. Das Center for Enterprise Research sieht jedoch bei vielen Anbietern große Anstrengungen, die für Softwareanbieter wichtigen Prozesse Vertrieb, Support und Entwicklung deutlich zu professionalisieren. - 5. Big-Data-ERP ohne Business Analytics
Während noch vor wenigen Jahren die Beschaffung von Daten über Kundenverhalten oder Fertigungsprozesse ein großes Problem darstellte, hat sich der Fokus nunmehr auf die Auswertung dieser großen Datenmengen - Big Data - verschoben. Eine aktuelle Untersuchung des Lehrstuhls www.wettbewerbsfaktor-analytics.de zeigt, dass ERP-Systeme in diesem Punkt wenig leistungsfähig sind und sich dieses Manko in naher Zukunft auch kaum ändern wird. - 6. ERP muss Prozesse besser abbilden
Die Anbieter kämpfen gegenwärtig mit ganz anderen Baustellen. Immer mehr Kunden verlangen umfassende Lösungen für das Geschäftsprozess-Management, die eng mit dem ERP-System verzahnt sind. Im Idealfall ist dies nicht nur für das Einführungsprojekt von Vorteil, sondern auch für Schulung und Support in der Betriebsphase. Diesen Anforderungen werden die Anbieter unterhalb der SAP-Liga derzeit nur unzureichend gerecht. - 7. Technologie und Architektur werden wichtiger
Der Hype um serviceorientierte Architekturen ist weitgehend vorbei. Nachdem sich der Pulverdampf um dieses Thema verzogen hat, wird folgendes deutlich: Die Anwender schauen stärker auf die Architektur und den Beitrag der vom ERP-Anbieter verwendeten Technologie zur Integrationsfähigkeit ihres ERP-Systems. Dabei ist nach wie vor die Funktionalität eines der wichtigsten ERP-Auswahlkriterien. - 8. ERP wird mobiler
Der Trendreport der Universität Potsdam zeigt bei mobilen Lösungen einen deutlichen Unterschied zwischen den Interessen der Anwender und den Investitionsschwerpunkten der Anbieter. Während für Anbieter der Funktionsausbau für mobile ERP-Oberflächen den wichtigsten Entwicklungsschwerpunkt darstellt, ist das Interesse der Anwender noch eher zurückhaltend. 40 Prozent der befragten Unternehmen haben derzeit kein oder nur ein geringes Interesse an mobilen Lösungen. - 9. Die Cloud bleibt wolkig
Kaum ein Thema wurde 2012 so intensiv diskutiert wie Cloud Computing. Wesentliche Hürden sind dabei, wie vertrauliche Informationen behandelt werden, und wie die Abrechnung der genutzten Services erfolgt. Folgender bisher weniger stark diskutierter Aspekt wird 2013 jedoch stärker ins Bewusstsein treten: die sehr stark branchenbezogene Cloud-Nutzung. Während die Serienfertiger zu fast 80 Prozent eine abwartende Haltung einnehmen, besteht bei 50 Prozent des stationären Handels und sogar 60 Prozent des Online-Handels ein starkes Interesse an Cloud-Lösungen. - 10. ERP ist spannend
Das Schöne an den vorgestellten Trends und Entwicklungsperspektiven ist, dass Anbieter und Anwender durch ihr Marktverhalten dazu beitragen können, diese Trends zu gestalten. Insofern wird 2013 auch wieder ein spannendes ERP-Jahr werden.