Nicht alles ist Gold, was glänzt

Modellierungs-Tools im Vergleich

30.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Wer die Anschaffung eines UML-Modellierungswerkzeugs bislang aufgeschoben hat, weil ihm die Produktvergleiche zu aufwändig waren, hat jetzt eine Alternative. Die Universität Koblenz deckt in einer Studie die Stärken und Schwächen der Tools auf.

Es ist mittlerweile unstrittig, dass die objektorientierte Modellierung die effiziente Entwicklung und Wartung von Softwaresystemen nachhaltig unterstützt. Um auch größere Modelle konsistent zu halten und vor allem, um die Generierung von Code zu ermöglichen, ist der Einsatz von Modellierungswerkzeugen erforderlich. Während noch vor einigen Jahren diverse objektorientierte Modellierungssprachen um die Gunst der Entwickler buhlten, liegt mittlerweile mit der von der Object Management Group (OMG) propagierten Unified Modeling Language (UML) ein weitgehend akzeptierter Standard vor.

Durch die Standardisierung soll auch das Risiko beim Erwerb von Modellierungswerkzeugen deutlich reduziert werden. Dennoch empfiehlt es sich, bei der Auswahl eines entsprechenden Tools sehr sorgfältig vorzugehen, um die zum Teil erheblichen Investitionen, die mit der Einführung eines Werkzeugs verbunden sind, zu schützen. Denn keines der am Markt angebotenen Werkzeuge überzeugt in allen wesentlichen Bewertungskriterien. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die die Forschungsgruppe Unternehmensmodellierung unter der Leitung von Ulrich Frank an der Universität Koblenz erarbeitet hat. Die Unterschiede zwischen den Werkzeugen sind demnach teilweise erheblich, wenn auch oft auf den ersten Blick nicht erkennbar.

In der Studie wurden sieben Produkte untersucht und anhand eines detaillierten Kriterienkatalogs bewertet (siehe Kasten). Dabei wurden unter anderem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die UML-Konformität, die Integration der Teilmodelle, die Unterstützung des Projekt-Managements, die funktionale Erweiterbarkeit, die Qualität des erzeugten Codes sowie die Ergonomie berücksichtigt. Während die meisten Werkzeuge vordergründig einen ausgereiften Eindruck hinterlassen, ergibt die differenzierte Betrachtung spezieller Aspekte bei einigen Produkten ein anderes Bild. So ist die Konformität zur aktuellen UML-Version 1.4 in einigen Fällen nur eingeschränkt vorhanden, und teilweise ist der erzeugte Code von fragwürdiger Qualität.

Um die Ergebnisse dieses Vergleichs in anschaulicher Weise zugänglich zu machen, haben die Forscher die Studie multimedial aufbereitet. Dazu wurde mit allen Werkzeugen ein überschaubares Entwicklungsszenario von der Analyse bis zur Codegenerierung durchgespielt. Auf diese Weise erhält der Betrachter eine realistische Vorstellung vom Look and Feel der Produkte. Der Ablauf der Szenarien wird durch gesprochene Kommentare erläutert. Dabei wird auch auf besondere Stärken und Schwächen der Tools hingewiesen - bis hin zur Betrachtung des erzeugten Codes. (ue)

Die Produkte

Im Rahmen der von der Forschungsgruppe Unternehmensmodellierung an der Universität Koblenz betriebenen Vergleichsstudie wurden sieben UML-Modellierungswerkzeuge getestet: Argo UML (Tigris), Describe Enterprise (Embarcadero), Elixir Case (Elixir Technologies), Rational Rose (Rational), Simply Objects Modeler (Adaptive Arts), Tau UML Suite (Telelogic) und Together Controlcenter (Togethersoft). Die Studie ist auf CD zum Preis von 399 Euro (Hochschulen: 90 Euro) erhältlich.

Inhalt der CD:

- Sieben textuelle Tool-Tests mit rund 250 Seiten Text und Abbildungen;

- sechs kinematische Tool-Tests mit zirka zwei Stunden Spielzeit, gesprochenen Kommentaren sowie freien Navigationsmöglichkeiten innerhalb der Präsentationen;

- der Quellcode, der mit jedem Tool im Zuge des Fallbeispiels generiert wurde;

- der etwa 65 Seiten lange Bezugsrahmen, der den textuellen Tests zugrunde liegt;

- das dokumentierte Fallbeispiel, bestehend aus vier UML-Diagrammen, das mit jedem Tool in der Präsentation umgesetzt wird. (nähere Informationen: http://evalum.uni-koblenz.de/ ).