Zusatznutzen durch Kommunikationsmöglichkeit:

Mobilität fordert Konnektivität

20.06.1986

Die Entwicklung tragbarer Computer hat neue Anwendungen für Rechnerleistung ermöglicht, nämlich die mobile Erfassung, Speicherung und Verarbeitung von Daten. Der damit schon erreichte Zusatznutzen läßt sich noch weiter vergrößern, wenn der Rechner in der Lage ist, mit ortsfesten Großrechnern zu kommunizieren. Die involvierten Hard- und Softwareaspekte diskutiert Rolf Passlack* in seinem Beitrag.

In der Vergangenheit hat sich durch eine stetige Steigerung der Rechnerleistung im Bereich der Bürocomputer inzwischen die Grenze zwischen den Systemen der traditionellen mittleren Datentechnik (MDT) und den Mikrocomputern nahezu aufgelöst. Immer schnellere Prozessoren werden von Spezialisten in Japan, Amerika und Deutschland konzipiert und in kürzester Zeit vom Labormuster zur Serienreife entwickelt.

Raumsparende Mikros statt wartungsintensiver DV

Parallel hierzu werden die erforderlichen elektronischen Bauelemente in immer höherer Integrationsdichte produziert und gestatten einen kompakten Aufbau der Computersysteme. Wo vor Jahren noch stationäre Datenverarbeitungsanlagen wartungsintensiv betrieben werden mußten, können heute transportable, raum- und energiesparende Mikrocomputer dem Anwender an die Hand gegeben werden. Die Verwendung stromsparender und flacher Flüssigkristall- (LCD) und Glasplasmabildschirme gestattet zusätzlich einen mobilen Einsatz.

Der ortsunabhängige und - je nach verwendetem Rechnerkonzept - auch netzunabhängige Betrieb eröffnet vielen Berufsgruppen erst die Möglichkeit, einen Mikrocomputer sinnvoll zu nutzen. So kann der Handelsreisende seine Auftragserfassung bei seinen Kunden durchführen, der Lagerist erfaßt Inventurdaten und der Ingenieur kann seine Meßwerterfassung oder die Programmierung individueller Fernwirkanlagen "vor Ort" durchführen. Als Zusatznutzen ergibt sich die Speicherung der einmal gesammelten Daten zur Weiterverarbeitung in größeren EDV-Anlagen.

Eine weitere wesentliche Steigerung des Nutzens kann erreicht werden, wenn man auf aktuelle Datenbestände stationärer Rechenanlagen zugreifen kann, obwohl sich diese räumlich getrennt befinden. Zu diesem Zweck sind die meisten Rechner bereits serienmäßig mit einer genormten asynchronen Kommunikationsschnittstelle nach der V.24-Norm ausgestattet, die beim Anschluß geeigneter Datenübertragungseinrichtungen (Modems) den Zugang zu Informationszentren ermöglichen.

Im einfachsten Fall kann der Datenaustausch auf akustischem Wege über das weltweite Telefonnetz unter Verwendung eines Akustikkopplers erfolgen. Hierbei werden die Daten in niederfrequente Signale übersetzt und dem angeschlossenen Rechner übermittelt. Eindeutiger Vorteil des Akustikkopplers ist wohl, daß man überall dort, wo sich ein Telefon befindet, kommunizieren kann. Nachteile dieses Systems jedoch sind die relativ hohen Leitungskosten bei einer heute üblichen Übertragungsgeschwindigkeit von lediglich 30 Zeichen pro Sekunde (300 Bit pro Sekunde) sowie die durch mögliche Umweltgeräusche bedingte zeitweise Störung der Übertragung. Der Zugang zu schnelleren Übertragungswegen, die die Bundespost mit ihren digitalen Kabelnetzen (Datex) zur Verfügung stellt, ist nur über ortsfest installierte, posteigene Modems möglich, allerdings dann mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 240 Zeichen pro Sekunde (2400 Bit pro Sekunde). Selbstverständlich kann man sich auch mittels eines Akustikkopplers in diese Netze einwählen, wobei allerdings der Vorteil der schnellen Übertragung verlorengeht.

Im Gegensatz zum Akustikkoppler, der für wenige hundert Mark im Handel erhältlich ist, und für den nach dem Kauf keinerlei Betriebskosten anfallen, werden für posteigene Modems regelmäßige Nutzungsgebühren durch die Bundespost erhoben. Ein kommerzieller Anwender wird jedoch diese sichere und schnelle Datenübertragung bevorzugen.

Generell sind alle an das Kommunikationsnetz im Bereich der Bundespost angeschlossene Geräte zulassungspflichtig. Dieser Zulassungspflicht unterliegen auch Akustikkoppler. Nach positiv abgeschlossener Prüfung erhält das Datenendgerät die FTZ-Zulassungsnummer, die sich auf einem Aufkleber am Gerät befinden muß.

Das Modem besitzt eigene Intelligenz

Vor einigen Monaten wurde von der Bundespost ein Modem vorgestellt und freigegeben, das als Steckkarte ausgeführt in hierfür vorbereitete Rechner direkt eingesteckt oder über eine Zusatzbox an der V.24-Schnittstelle angeschlossen werden kann. Das Modem besitzt eine eigene Intelligenz und kann automatisch die Zielrufnummer anwählen oder einen ankommenden Anruf ohne Zutun einer Bedienperson entgegennehmen. Die Übertragungsgeschwindigkeit kann von 300 Bit pro Sekunde bis 1200 Bit pro Sekunde frei gewählt werden. Die monatlichen Mietgebühren betragen zur Zeit nur 18 Mark. Herstellern von Mikrocomputersystemen kann empfohlen werden, einen Stecksockel zum Betrieb dieses Modems bei der Konzeption neuer Produkte vorzusehen.

Keine Übertragung kann fehlerfrei erfolgen, wenn nicht eine permanente Prüfung der empfangenen Daten erfolgt. Diese Prüfung wird bei den gekoppelten Systemen per Software durchgeführt. Diese Software kann entweder durch Mitübertragung redundanter Daten ein fehlerhaft empfangenes Zeichen korrigieren oder die Gegenseite veranlassen, einen verstümmelten Datensatz wiederholt zu senden. Weitere Aufgaben der Kommunikationssoftware sind der Leitungsaufbau, die Überwachung des Leitungsstatus während der Verbindung sowie der Leitungsabbau. Der Pulsalgorithmus ist bisher nicht genormt, so daß je nach Softwarehersteller Unterschiede bestehen können. Eine einwandfreie Funktion kann aber nur gewährleistet sein, wenn Sender- und Empfängerseite mit einem identischen Protokoll betrieben werden.

Kommunikationsprogramme sind meist sehr hardwareunabhängig programmiert. Dies ist erforderlich, um auch bei hohen Übertragungsraten ein vernünftiges Zeitverhalten zu gewährleisten. Da sich zunehmend die Hersteller von Hard- und Software am Industriestandard orientieren, existiert mittlerweile eine Vielzahl von Kommunikationsprogrammen.

Die Wichtigkeit der Rechnerverbindung in der Zukunft hatten auch die Hersteller integrierter Softwarepakete bereits erkannt. So ist zum Beispiel das Programmsystem "Open Access" mit einem Datenübertragungsmodul ausgestattet, das vom Anwender je nach Übertragungsmedium konfiguriert werden kann.

Die Zeichen der Zeit deuten auf eine sprungartig steigende Akzeptanz von Rechnerverbundsystemen im privaten und geschäftlichen Bereich hin.

* Rolf Passlack ist Leiter der Abteilung Software Support bei der Toshiba Europa GmbH.