Mobilfunker unter Druck

25.06.2009
Einen drastischen Margenverfall prophezeien die Berater von A.T. Kearney der Mobilfunkbranche. Der einzige Ausweg liege in einer engen Zusammenarbeit.

Einer aktuellen Studie des Beratungshauses zufolge werden bis 2011 aufgrund des anhaltenden Preisverfalls die durchschnittlichen Einnahmen für eine Mobilfunkminute exakt den technischen Erstellungskosten entsprechen. Betrage die Marge eines Mobilfunkanbieters heute noch im Mittel rund 16 Prozent, so liege sie dann bei null. Mit einem so genannten Network Sharing könnten die Mobilfunker allerdings ihre Kosteneffizienz um bis zu 59 Prozent erhöhen und so im verschärften Preiswettbewerb bestehen.

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Management-Beratung A.T. Kearney unter 100 europäischen Mobilfunkanbietern. Demnach stecken die Telekommunikationsunternehmen mit ihren Mobilfunkangeboten in einer Zwickmühle: Bis 2011 sollen sich die durchschnittlichen Einnahmen für eine Mobilfunkminute bei 8,8 Cent eingependelt haben. Damit würden sie mit den Technikkosten auf einem Niveau liegen, so dass kein Gewinn mehr zu verzeichnen sei. Ein Jahr später, so orakelt A.T. Kearney, müssten die Anbieter theoretisch bereits sieben Prozent pro Handy-Gespräch draufzahlen.

Die Sparbemühungen der Branche konzentrieren sich derzeit vor allem auf die Zugangsnetze (Radio Access Networks = RANs), die das Bindeglied zwischen den Mobiltelefonen der Kunden und den Kernnetzen der Anbieter darstellen. Der Studie zufolge wenden die Mobilfunker hier derzeit rund ein Drittel ihrer Betriebskosten auf, außerdem binden die RANs rund 80 Prozent des investierten Kapitals. Laut A.T. Kearney sind die Einsparpotenziale hier aber allmählich ausgereizt.

Laut Studie liegt das größte Potenzial künftig in der technischen Zusammenarbeit der Anbieter bei den Zugangsnetzen. Konkurrierende Mobilfunkanbieter teilen dabei ihre vorhandene Sende- und Empfangsinfrastruktur miteinander oder bauen sie sogar gemeinsam neu auf.

Ausweg gemeinsame Infrastruktur

Sparpotenziale von bis zu 69 Prozent biete in diesem Zusammenhang das gemeinsame Anmieten physischer Sendeplätze. Um 31 Prozent ließen sich die Kosten für das Errichten und Inbetriebnehmen einer neuen Anlage senken, und der Aufwand für den laufenden Betrieb könne um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Günstiger werden dem Beratungshaus zufolge auch die Unterhaltung und Wartung der Anlagen sowie die Stromkosten. (hv)