Geplante Fusion von Veba und Viag verändert den TK-Markt

Mobilfunker E-Plus blickt in eine ungewisse Zukunft

10.09.1999
MÜNCHEN (CW) - Bei der geplanten Fusion mit Viag wird Veba vermutlich seine Beteiligung an dem Mobilfunker E-Plus abstoßen. Viag Interkom stiege dann zur alleinigen TK-Tochter des neuen Konzerns auf. Verkaufsabsichten hegen auch die anderen E-Plus-Eigner.

Bei der voraussichtlichen Verschmelzung der Energieversorger Veba und Viag dürfte E-Plus unter die Räder kommen, so die Gerüchte. Dafür sprechen vor allem zwei Punkte: Zum einen enthalten die Lizenzbestimmungen für Mobilfunkanbieter einen Passus, daß ein Konzern nicht zwei Netzbetreiber besitzen dürfe. Zum anderen scheint die Düsseldorfer Veba die Telekommunikation nicht mehr zu ihrem Kerngeschäft zu rechnen. So haben sich die Rheinländer bereits von Otelo getrennt, und um ihre 30prozentige Beteiligung an E-Plus kursieren schon länger Verkaufsgerüchte.

Eine Veräußerung von E-Plus käme der bayerischen Staatsregierung, die an Viag beteiligt ist, durchaus gelegen. Sie könnte sich dadurch ohne konzerninterne Konkurrenz als Unterstützerin der Zukunftsindustrie Telekommunikation präsentieren. Abgesehen von dieser bayerischen Standortpolitik hätte der Verkauf der E-Plus-Beteiligung noch aus einem weiteren Grund seinen Charme: Der Mobilfunker, der die Anlaufschwierigkeiten hinter sich hat, dürfte Veba/Viag etliche Milliarden Mark einbringen. Summen, die Viag Interkom zum Netzausbau dringend benötigt, zumal eine Lizenz für den neuen Mobilfunkstandard Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) hierzulande wohl ebenfalls mehrere Milliarden Mark kostet.

UMTS-Einstieg kommt teuer

Diese Investitionen können Veba und Viag kaum aus eigener Kraft aufbringen, da im libera- lisierten Strommarkt die Gewinnmargen schrumpfen. Deshalb kursieren in der Branche Spekulationen über drei weitere Modelle zur Finanzierung des Netzausbaus: Entweder Viag Interkom geht an die Börse, oder Mitgesellschafter British Telecom stockt seine Beteiligung auf. Dritte Alternative wäre, daß BT den Aufbau eines deutschen UMTS-Netzes in eigener Regie ohne Viag Interkom betreibt.

Unklar bleibt auch die Zukunft von E-Plus als Ganzes. Neben der Veba-Beteiligung könnte der Anteil von Vodafone verkauft werden. Der britische Mobilfunkbetreiber verhandelt nämlich derzeit mit Bell Atlantic über einen Markteinstieg im Osten der USA und müßte bei einer Einigung ebenfalls kräftig investieren. Im Westen des Landes sind die Briten durch den 62 Milliarden Dollar schweren Zusammenschluß mit Airtouch bereits gut vertreten.

Miteigentümerin RWE steht nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ebenfalls nicht ohne Wenn und Aber hinter der E-Plus-Tochter. Bliebe nur noch Bell South als vierter Eigner. Die Amerikaner besitzen zwar ein Vorkaufsrecht auf die Anteile ihrer drei Partner, zeigten aber bislang kein Interesse. Branchenkenner munkeln deswegen bereits, daß eventuell E-Plus als Ganzes veräußert wird.