Studie

Mobilfunkanbieter müssen bei Telefonaten bald draufzahlen

26.06.2009
Die Mobilfunkunternehmen stecken in einer Zwickmühle. Davor warnt die Unternehmensberatung A.T. Kearney nach einer Untersuchung bei 100 europäischen Anbietern. Bis 2011 würden sich die durchschnittlichen Einnahmen für eine Mobilfunkminute als Folge des andauernden Preisverfalls bei 8,8 Cent eingependelt haben.

Damit würden sie angeblich gleichauf mit den technischen Erstellungskosten liegen und die Gewinnmarge eines durchschnittlichen Mobilfunkanbieters läuft bis 2011 gegen null. Schon im Jahr 2012 müsste ein Anbieter theoretisch sieben Prozent pro Handygespräch draufzahlen, wenn er bis dahin keine tragfähigen Modelle der Kostensenkung erschließt.

Als Ausweg schlägt A. T. Kearney das sogenannte Network Sharing vor, das den deutschen Unternehmen bisher verboten ist. Dabei verwenden konkurrierende Anbieter dasselbe Mobilfunknetz und unterscheiden sich nur noch äußerlich. In Schweden, Spanien und Großbritannien soll das bereits sehr erfolgreich sein.

Das Network Sharing biete exzellente Chancen, die Kosteneffizienz im Netzwerk um bis zu 59 Prozent zu erhöhen und so im verschärften Preiswettbewerb zu bestehen. Neue Unternehmen würden schneller auf den Markt kommen und etablierte Anbieter könnten leichter in die vierte Mobilfunkgeneration investieren, wenn nicht jeder sein eigenes Netz aufbauen muss.

Dabei verschweigt A. T. Kearney allerdings, dass abgetrennte Mobilfunknetze auch Vorteile haben. Der gestrige Ausfall bei E-Plus oder der große Zusammenbruch bei T-Mobile im April hätten noch viel schlimmere Auswirkungen gehabt, wenn auch die Konkurrenz dasselbe Netz benutzen würde.

Das Network Sharing wird nicht ohne Grund von der deutschen Bundesnetzagentur und anderen europäischen Regulierungsbehörden untersagt, doch die Mobilfunkunternehmen wollen das Verbot zu Fall bringen. Schon vor zwei Jahren forderte Telekom-Chef René Obermann von den europäischen Regulierungsbehörden, die Voraussetzungen für eine Zusammenlegung oder den gemeinsamen Betrieb der europäischen Mobilfunknetze zu schaffen.

A. T. Kearney veröffentlicht nicht zum ersten Mal eine Studie, die ein politisches Anliegen der Mobilfunkunternehmen unterstützt. Schon 2006 sagten die Analysten, dass die Roaming-Preise im freien Fall seien und auf keinen Fall reguliert werden müssten. Damals kosteten Handygespräche im EU-Ausland bis zu einem Euro pro Minute. Wenige Monate später setzte der EU-Ministerrat eine Höchstgrenze von 49 Cent durch.

Vor einem Jahr warnte die Managementberatung, dass Europas Mobilfunkbranche nicht mehr genug Geld für Investitionen in neue Netze und Dienste bleibt, falls die Europäische Kommission sich weiter einmischt. Eine Woche später bezeichnete die zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding die Preise für Auslands-SMS innerhalb der Europäischen Union als "skandalös" und begann bald darauf mit der Regulierung. Trotz regelmäßiger Warnungen von A. T. Kearney ist bisher noch kein Netzbetreiber in die Pleite gegangen.

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