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Mobiles Telefonieren im Ausland kann teuer werden

12.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wenn Sommer, Sonne und Meer in diesen Wochen wieder Hunderttausende in den Urlaub locken, geht meist auch das Handy mit auf die Reise. Eine kurzer Anruf, ein Schnappschuss vom Strand oder eine SMS an die Lieben daheim. Doch Branchenexperten und Verbraucherschützer warnen: Quasselstrippen können beim Telefonieren im Ausland eine böse Überraschung erleben, wenn die nächste Mobilfunkrechnung ins Haus flattert.

Denn Anrufe aus ausländischen Netzen nach Deutschland und umgekehrt sind immer noch im Vergleich zu Inlandsgesprächen teuer, wenngleich die Preise bröckeln. Dabei wird bei einem Telefonat nicht nur der Anrufer, sondern auch ein im Ausland Angerufener zur Kasse gebeten. Es sind die Kosten für die Weiterleitung der Gespräche ab Landesgrenze - das so genannte Roaming - die die Telefonate zum Teil richtig teuer werden lassen. Wer dabei klare Preisstrukturen oder eine Logik erwartet, wird enttäuscht.

Die Roaming-Gebühren sind ein Tarifdschungel der ganz besonderen Art. In Europa reicht die Spannweite für Gespräche nach Deutschland zwischen 0,58 Euro (Zypern) und 3,07 Euro (Serbien) pro Minute. In beliebten Reiseländern wie Spanien, Italien, Frankreich, Portugal oder Griechenland schwanken sie zwischen 0,87 Euro und 1,33 Euro. Dabei ist es keineswegs so, dass die Betreiber in einem Land einen einheitlichen Preis für die Weiterleitung fordern.

Der EU-Kommission sind die Roaming-Gebühren seit längerem ein Dorn im Auge. "Gerade in der Reisezeit droht den Menschen eine böse Überraschung", sagte unlängst die EU-Kommissarin Viviane Reding und kündigte ein härteres Durchgreifen an. Tatsächlich ist das Roaming für die großen Anbieter wie Vodafone, T-Mobile, Orange, Telefónica Móviles oder Telecom Italia Mobile eine gute Einnahmequelle. "Es ist noch Luft drin", räumt ein Manager eines Mobilfunkanbieters offen Preissenkungsspielräume ein.

Um nicht in die Kostenfalle zu tappen, sollte der Verbraucher einige Regeln beherzigen, es sei denn er lässt sein Handy gleich zu Hause. Anke Kirchner von der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen empfiehlt Handynutzern dringend, sich vor Reiseantritt bei der eigenen Mobilfunkgesellschaft nach Preisen und Partnernetzen im Reiseland zu erkundigen. "Es geht darum, den günstigsten Betreiber vor Ort zu finden". Noch besser sei es in der Regel, einen Sommertarif seines Anbieters zu buchen.

Inzwischen haben alle vier deutschen Betreiber die Urlauber als wichtige Klientel erkannt. Mit zeitlich begrenzten Sondertarifen wollen sie ihre Vertragskunden zur Urlaubszeit nicht vergraulen. Darüber hinaus ist auch für Prepaid-Kunden mobiles Telefonieren in vielen Ländern inzwischen möglich.

Vodafone D2 verspricht in 18 europäischen Vodafone-Netzen einen Preis fast wie im Inland. Im Tarif "Vodafone-ReiseVersprechen" werden so lediglich 0,75 Cent pro Gespräch für die Weiterleitung fällig. Marktführer T-Mobile bietet in 30 Ländern Europas seinen Vertragskunden im Relax Holiday 20 Gesprächsminuten für einmalig zehn Euro.

Pünktlich zur Urlaubszeit haben auch E-Plus und O2 für die Ferienzeit Sondertarife im Programm. Danach kostet für Vertragskunden ein Gespräch jeweils 59 Cent pro Minute in 27 beziehungsweise in 17 europäischen Ländern. Bei E-Plus allerdings ist das günstige Telefonieren nur zwischen 20 und 24 Uhr möglich. Die Preisabschläge gibt es auch hier nur in den Partnernetzen der Betreiber. Die Sondertarife können bei allen Anbietern kostenlos gebucht werden.

Um Kosten zu sparen, sollte darüber hinaus das Handy schon beim Aufbruch in den Urlaub ganz auf Mailbox eingeschaltet werden, empfiehlt Kirchner. Dann werden Anrufe nicht gleich mehrmals durch Umleitungen ins Ausland berechnet. Der Anrufer landet gleich auf der Mailbox und das Gespräch bleibt in Deutschland. Vom Ausland kann die Mailbox dann zum Normaltarif angerufen werden.

Was für Telefonate im Ausland gilt, gilt auch für das Versenden einer SMS (Textnachricht) oder MMS (Bild und Text). Auch hier schwanken die Preise je nach Reiseland und Höhe der Roaming-Gebühren. In den wichtigen europäischen Ländern liegen sie bei 0,40 Euro (SMS) beziehungsweise bei 1 Euro (MMS). Und wer ein UMTS-Handy besitzt, der kann eventuell ein Videotelefonat nach Hause führen. Aber das funktioniert nur, wenn an beiden Orten ein UMTS-Netz verfügbar ist. (dpa/tc)