Nach dem Hype der letzten Jahre ging es auf dem Mobile World Congress eher beschaulich zu

Mobile World: Eine Branche holt Luft?

13.02.2008
Nach den Hypearien der letzten Jahre ging es auf dem diesjährigen Mobile World Congress eher beschaulich zu. Die Branche, sowohl Netzbetreiber als auch Hersteller sind voll und ganz damit beschäftigt, ihre Versprechen der letzten Jahre einzulösen.

Regelmäßigen Besuchern des Mobile World Congress, früher als 3GSM World Congress bekannt – dürften folgende Worte noch in den Ohren klingen: fixed mobile convergence, Wimax, Mobile TV, Mobile Broadband, Long Term Evolution (LTE), Femtocells. Eigentlich verging kein Jahr, in dem die Mobilfunkbranche marktschreierisch einen neuen Hype gebar. Hier unterschied sich die diesjährige Messe, zu der nach ersten Schätzungen wohl deutlich über 60.000 Besucher kamen, deutlich von den vorangegangen Messen. Es waren leise Töne angesagt.

Dies dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen ist in der Branche die Euphorie in Sachen mobile Datennutzung einer nüchternen Kostenrechnung gewichen: Die anfangs hofierte, zahlungskräftige Business-Klientel sieht in Sachen Mobile Data nur eine Applikation: Mobile E-Mail. Und damit lässt sich nicht viel Traffic generieren, wenn etwa wie beim Blackberry nur wenige Kilobytes versandt werden. Mühsam versucht man nun den Consumer als neue Zielgruppe zu erschließen, doch dieser zögert bei den derzeitigen Datentarifen noch.

Und hier scheint wohl das bekannte Henne-Ei-Problem zu liegen: Die prohibitiven Datentarife verhindern eine intensivere Nutzung. Umgekehrt seien die Netzbetreiber, so war öfters hinter vorgehaltener Hand zu hören, technisch gar nicht in der Lage ein echte schnelle Datenflatrate zu offerieren, da bei intensiver Nutzung ihre Netze zusammenbrechen würden. Der Engpass ist hierbei nicht die Luftschnittstelle – also die Strecke vom Handy zum Mobilfunkmasten -, sondern vielmehr die Anbindung an das Kernnetz der Mobilfunker. Hier sei Bandbreite oft Mangelware. Manchen Mobilfunker müssen die Schuhe dabei so stark drücken, dass er wohl die Hersteller angeht, um die Transferraten der neusten UMTS-Karten (im Download derzeit 7,2 Mbit/s und im Upload 5,76 Mbit/s) künstlich zu begrenzen.

Mehr oder weniger als Totgeburt – für Westeuropa – wird mittlerweile Wimax gehandelt. Der einst hochgelobten Technik wird nur noch in Entwicklungs- und Schwellenländern eine Chance eingeräumt. In den westlichen Industrienationen seien dagegen die Weichen bereits in Richtung LTE gestellt. Wobei die Branche allerdings noch definieren muss, was sie darunter eigentlich im Detail versteht.

Wenig neue Impulse gab es auch auf Seiten der Handybauer. Googles Schreckgespenst Android war lediglich als Entwicklungsplattform oder Vorstudie zu sehen. Und der Rest der Branche begnügte sich damit, bereits seit längerem angekündigte Konzepte wie GPS-Integration, HSDPA oder Multimediafunktionalität in konkrete Produkte umzusetzen. Und Big Player Microsoft scheint vom iPhone-Schock noch tief gelähmt zu sein. Zwar umgarnt das Unternehmen wie der Rest der Branche den Conmsumer, doch eine adäquate Windows-Mobile-Antwort auf Apples-Handy-Youngster blieb der Kozern schuldig. (hi)