Mobile World: Eine Branche holt Luft

14.02.2008
Nach den Hype-Arien der letzten Jahre ging es auf dem diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona eher beschaulich zu. Netzbetreiber und Hersteller sind damit beschäftigt, ihre Versprechen einzulösen.

Regelmäßigen Besuchern des Mobile World Congress, früher als 3GSM World Congress bekannt, dürften folgende Schlagworte noch in den Ohren klingen: Fixed Mobile Convergence, Wimax, Mobile TV, Mobile Broadband, Long Term Evolution (LTE), Femtocells. Eigentlich verging kein Jahr, in dem die Mobilfunkbranche nicht marktschreierisch einen neuen Hype gebar. Hier unterschied sich die diesjährige Messe, zu der nach ersten Schätzungen wohl über 55 000 Besucher kamen, deutlich von den vorangegangenen Veranstaltungen. Es erklangen leise Töne.

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Datenverkehr stagniert

Dies dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen ist in der Branche die Euphorie in Sachen mobile Datennutzung einer nüchternen Kostenrechnung gewichen: Die anfangs hofierte, zahlungskräftige Business-Klientel sieht in Sachen Mobile Data nur eine Applikation: Mobile E-Mail. Und damit lässt sich nicht viel Traffic generieren, wenn etwa wie beim Blackberry nur wenige Kilobytes versendet werden. Mühsam versucht man nun die Consumer als neue Zielgruppe zu erschließen, doch diese zögern bei den derzeitigen Datentarifen noch.

Und hier scheint wohl das bekannte Henne-Ei-Problem zu liegen: Die prohibitiven Datentarife verhindern eine intensivere Nutzung des mobilen Internets. Umgekehrt seien die Netzbetreiber, so war öfter hinter vorgehaltener Hand zu hören, technisch gar nicht in der Lage, eine echte schnelle Daten-Flatrate zu offerieren, da bei intensiver Nutzung ihre Netze zusammenbrechen würden. Der Engpass ist hierbei nicht die Luftschnittstelle, also die Strecke vom Handy zum Mobilfunkmasten, sondern vielmehr die Anbindung an das Kernnetz der Mobilfunker. Hier sei Bandbreite oft Mangelware. Manchen Betreiber müssen die Schuhe dabei so stark drücken, dass er wohl die Hersteller angeht, damit sie die Transferraten der neuesten UMTS-Karten (im Download derzeit 7,2 Mbit/s und im Upload 5,76 Mbit/s) künstlich begrenzen.

Mehr oder weniger als Totgeburt - zumindest für Westeuropa - wird mittlerweile Wimax gehandelt. Der einst hoch gelobten Technik wird nur noch in Entwicklungs- und Schwellenländern eine Chance eingeräumt. In den westlichen Industrienationen seien dagegen die Weichen bereits in Richtung Long Term Evolution (LTE) gestellt. Die Mobilfunk-Weiterentwicklung soll mit Bandbreiten von über 100 Mbit/s aufwarten. Wobei die Branche allerdings noch definieren muss, was sie darunter im Detail versteht.

Wenig neue Impulse gab es auch auf Seiten der Handy-Bauer. Googles Schreckgespenst "Android" war lediglich als Entwicklungsplattform oder Vorstudie zu sehen. Der Rest der Branche begnügte sich damit, bereits angekündigte Konzepte wie GPS-Integration, HSDPA oder Multimedia-Funktionalität in Produkte umzusetzen. Und Big Player Microsoft scheint vom "iPhone"-Schock noch gelähmt zu sein. Zwar umgarnt das Unternehmen wie der Rest der Branche den Consumer, doch eine adäquate Windows-Mobile-Antwort auf Apples Handy-Youngster blieb der Konzern schuldig.

Mehr News zum Mobile World Congress finden Sie in unserem Special auf computerwoche Online unter www.computerwoche.de/mobileworldcongress.