Strategien zur unternehmenseigenen (sicheren) mobilen Plattform (Teil 1)

Mobile Lösungen als Ausrichtung der Zukunft

14.06.2016
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.

Entwicklung und Verbreitung mobiler Plattformen

Bis 2007 dominierten Handys und Featurephones den Markt. Mit der Veröffentlichung des ersten iPhones hat Apple die Nutzung von Smartphones gewandelt und später auch Tablets den Weg in die heutige IT-Landschaft geebnet. Die Erfolgswelle der neuen Geräteklasse war die letzten Jahre erstaunlich. Während die Verkaufszahlen moderner Smartphones und Tablets steigen, stagnieren die Absatzzahlen von klassischen Desktopgeräten. Obwohl diese Geräte in ihrer Rechenleistung, Speicherkapazität und Schnittstellenvielfalt herkömmlichen Desktops unterlegen sind, punkten sie jedoch mit ihrer Portabilität, Einfachheit, Konnektivität und ausgefeilten Sensorik.

Für den maßgeblichen Erfolg dieser Plattformen sorgte die neue Form verfügbarer Apps. Diese Apps zeichnen sich meist durch einen reduzierten, aber dafür maßgeschneiderten Funktionsumfang aus. So existiert für beinahe jedes Problem, eines Anwenders eine Vielzahl von Apps. Diese unterstützen den Anwender und ermöglichen ihm, seine Aufgaben "leichter" zu lösen. Die erwähnte fehlende Rechenleistung und Speicherkapazität der mobilen Geräte wird vornehmlich durch die Anbindung von Cloud-Diensten kompensiert und punkten durch ihre zeitliche und räumliche Unabhängigkeit sowie ihre Interaktionsmöglichkeiten mit ihrer Umgebung.

Die Fähigkeiten der Sensorik und die verwendeten intelligenten Algorithmen der mobilen Endgeräte werden innerhalb kurzer Produktzyklen stetig erweitert und in hohem Maße zu persönlichen und maßgeschneiderten Assistenten werden: vorausschauend, mitdenkend und zunehmend selbstständig. Für IT-Verantwortliche ist es daher unumgänglich, sich einen stetigen Überblick über diesen heterogenen und äußerst beweglichen Markt zu verschaffen.

Eigenschaften mobiler Plattformen

Neben den Hardwarefunktionen trägt auch die Existenz spezieller Apps zur Business-Tauglichkeit einer mobilen Plattform bei.
Neben den Hardwarefunktionen trägt auch die Existenz spezieller Apps zur Business-Tauglichkeit einer mobilen Plattform bei.
Foto: IBM

Unternehmen stellen an mobile Plattformen andere Anforderungen als Privatanwender. Neben üblichen Kenngrößen wie reinen Leistungsdaten und Preis-/Leistungsverhältnis besitzen auch andere Faktoren eine erhöhte Aufmerksamkeit. Hierzu zählt zum Beispiel die unterstützten Übertragungstechniken in den Mobilfunknetzen (LTE, UTMS etc.) und sonstige Kommunikationsmöglichkeiten wie WLAN und Bluetooth. Der Anwender muss jederzeit an jedem Ort optimal ausgestattet sein, um arbeiten zu können. Für den Unternehmenseinsatz ist es daher ausschlaggebend, ob die jeweils geforderten Anforderungen von der Plattform erfüllt werden.

Die Erweiterbarkeit von Haus aus bzw. die Stärke des Zubehörmarktes ist ebenfalls von Bedeutung. Je nach Unternehmen variieren diese Anforderungen natürlich und müssen individuell bewertet werden. Die am Markt befindlichen Hersteller behandeln die Sicherheit ihrer Plattform(en) unterschiedlich. Dies liegt in der unterschiedlichen Philosophie der Hersteller begründet. Hierbei existieren unterschiedliche Ansätze, wie Daten voneinander getrennt werden, Applikationen und deren Herkunft signiert und überprüft werden, die Integrität des Betriebssystems sichergestellt wird oder auch Kommunikationsverbindungen abgesichert werden. Der Marktanteil einer Plattform vermittelt eine grobe Einschätzung, wie stark eine Plattform verbreitet und etabliert ist.

Generell sollte bei der Betrachtung des Marktanteils stets berücksichtigt werden, wie sich dieser in der Vergangenheit entwickelt hat und wie sich der gegenwärtige Trend darstellt. In der schnelllebigen IT gibt es immer wieder "Sterne", die nach kurzer Zeit verglühen und nach kurzer Dominanz des Marktes in die Irrelevanz abrutschen – aus Gesichtspunkten des Return of Invests sollte man versuchen, diese Hersteller nach Möglichkeit auszuschließen. Der Reifegrad einer Plattform wirkt sich auf die Investitionssicherheit einer Plattform aus. Besitzt der Hersteller Expertise in dem jeweiligen Segment, so ist er in den meisten Fällen besser für den Einsatz in einem Unternehmen geeignet, als ein junger Hersteller ohne entsprechende Erfahrung.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Betrachtung der Investitionssicherheit ist, wie sich deren Kontinuität darstellt ist eine Plattform regelmäßigen Umwälzungen unterworfen, können Kosten und Aufwand explodieren, um deren Abwärtskompatibilität und Zukunftssicherheit zu gewährleisten. Je transparenter und verlässlicher ein Hersteller seine Roadmap für eine Plattform einhält und kommuniziert, umso planbarer sind der Aufwand und die Kosten für ein Unternehmen. Einige Plattformen sind individuell anpassbar, andere haben ein geschlossenes Ökosystem mit engen Regeln und Einschränkungen. Je nach Einsatzzweck und -art kann dies ein entscheidender Faktor für die Auswahl einer Plattform sein. Einsatzzweck und -art entscheiden, ob für die Erfüllung der Anforderungen Zusatzhardware benötigt wird. Wenn Zusatzhardware (Spezielle Scanner, Sensoren, RFID-Reader etc.) benötigt werden ist abzuwägen, ob diese für die Plattform und deren Endgeräte verfügbar sind.

Auch der Bezug derartigem Zubehörs sollte in die Betrachtung mit einfließen. Ist dieses nur online verfügbar, evtl. sogar nur vom Hersteller selbst, ist dies für einen reibungslosen professionellen Einsatz geringer zu bewerten als z. B. der schnelle Kauf im Elektrofachmarkt um die Ecke. Mobile Plattformen gewinnen ihren Mehrwert vor allem durch Apps, die auf ihnen installiert und betrieben werden können. Je mehr Apps für eine Plattform existieren, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine Individualsoftware für den jeweiligen Einsatzzweck zu erstellen ist.

Der Erfolg einer Plattform geht somit unweigerlich mit der Anzahl der verfügbaren Apps einher – die beste Plattform verliert stark an Attraktivität, wenn dafür zu wenig oder keine erschwingliche Software verfügbar ist. Auch die Möglichkeit, einen eigenen App-Store für eigene Apps des Unternehmens anbieten zu können, oder die Chance, spezielle App-Stores für Firmenbedürfnisse (Public Business-App-Stores) sollte in die Entscheidungsfindung mit einfließen. (mb)