Mobile Datennetze via Buendelfunk Flexibilitaet bei der DFUE wird zum Wettbewerbs-Kriterium

28.01.1994

In der Palette mobiler Sprach- und Datenuebertragungsdienste haben die Anwender mittlerweile die Qual der Wahl - gilt es doch, im Einzelfall zwischen Diensten wie Satelliten-, Daten-, Betriebs- und digitalem Mobilfunk abzuwaegen. Peter Steding* beschreibt den Buendelfunk als kostenguenstige, weil flexible Alternative.

Daten muessen heute schnellstens vom Ort der Entstehung zur Verarbeitung gelangen - eine Aufgabe, die in Unternehmen zusehends von leistungsfaehigen Netzwerken uebernommen wird. Entstehen die Informationen jedoch an verschiedenen sowie staendig wechselnden Orten, bleibt als wirtschaftliche Alternative zur Brieftaube meist nur die drahtlose Datenfernuebertragung (DFUE). Diese kann ueber spezielle Datenfunkeinrichtungen (beispielsweise den Modacom- Dienst), Betriebsfunk oder das mobile Telefon erfolgen.

Waehrend bei privaten Datenfunk- beziehungsweise Betriebsfunkeinrichtungen die Infrastruktur in der Regel aufwendig und teuer ist, schlagen bei der DFUE im mobilen Telefonnetz die Nutzungsgebuehren gewaltig zu Buche. Allerdings gibt es eine andere, bereits verfuegbare Netzinfrastruktur samt Endgeraeten, die vergleichsweise kostenguenstig den mobilen Datenaustausch ermoeglicht: Buendelfunk, der Mobilfunkdienst fuer Unternehmen.

Buendelfunk ist ein oeffentlicher Funkdienst fuer die mobile Kommunikation, der die Leistungsmerkmale des Mobiltelefons mit der Gebuehrenstruktur des Betriebsfunks kombiniert. Er orientiert sich dabei an spezifischen Wirtschaftsraeumen, dass heisst, vom jeweiligen Netzbetreiber wird in der jeweiligen Region ein Netz von Sende- und Empfangsanlagen errichtet, die miteinander verbunden sind; der Aufbau der Funkverbindungen zwischen den Teilnehmern erfolgt also immer ueber die naechstgelegene Sende- und Empfangsstation des Netzbetreibers - sei es die Telekom-Tochter Detemobil oder ein privater Anbieter.

Die Bezeichnung Buendelfunk verweist vor allem auf die Tatsache, dass sowohl fuer die Sprach- als auch die Datenuebertragung ein ganzes "Buendel" freier Funkkanaele zur Verfuegung steht, jedem Teilnehmer also fuer die Dauer der Verbindung automatisch ein freier Kanal des Buendels exklusiv zugeteilt wird. Diese Technik wird im uebrigen auch fuer Mobiltelefone verwendet, anders als bei den C- und D-Netzen fallen beim Buendelfunk jedoch im Regelfall keine nutzungsabhaengige Gebuehren an. Die kalkulierbaren Gesamtkosten setzen sich vielmehr aus den Anschaffungskosten der Endgeraete und einer festen monatlichen Pauschale zusammen, die vom gewaehlten Leistungsumfang abhaengt.

Der Dienst ist in erster Linie als Mobilfunk fuer gewerbliche Anwender konzipiert und sieht bereits in seiner Grundkonfiguration neben der Moeglichkeit zur Sprachuebermittlung integrierte Funktionen zur DFUE vor. Dabei koennen in Verbindung mit Rechnersystemen auf unterschiedliche Weise komplexe Datenstroeme schnell zwischen mobilen und stationaeren Teilnehmern ausgetauscht werden. Im einfachsten Fall bedeutet dies innerhalb des sogenannten Organisationskanals die Uebertragung von Statusmeldungen mit dem Rufsignal.

Bei groesseren Datenmengen lassen sich mit der Kurzdatenuebertragung im Organisationskanal bis zu 100 Zeichen zwischen den Funkgeraeten senden. Ist am Funkgeraet ein Rechner angeschlossen, koennen diese Nachrichten direkt zwischen PC und Funkgeraet ausgetauscht werden. Dabei nimmt eine Software im Rechner die uebertragenen Daten entgegen, zeigt sie mit Datum und Uhrzeit auf dem Bildschirm an oder speichert sie in einer Datei, setzt programmgesteuerte Kurzdatenrufe ab und veranlasst den Ausdruck eines Protokolls.

Mit dieser Form der drahtlosen Datenuebertragung sind Anwender also in der Lage, umfangreichere Meldungen, Anweisungen oder Steuerungsdaten zu uebermitteln, etwa in den Bereichen Logistik beziehungsweise Flottensteuerung. Dabei muss allerdings die Kurzdatenuebertragung im Netz des Buendelfunkbetreibers fuer die Teilnehmer freigeschaltet werden - eine Leistung, fuer die der Netzbetreiber eine Gebuehr erhebt.

Gilt es groessere Uebertragungsmengen zu bewaeltigen, wird ein sogenannter Verkehrskanal innerhalb des Buendelfunknetzes verwendet, auf dessen Frequenz beliebig viele alphanumerische Zeichen zwischen Funkgeraeten und den daran angeschlossenen Rechnersystemen ausgetauscht werden koennen. Hierfuer sind allerdings Modems mit Uebertragungsraten bis zu 2400 Bit/s notwendig, mit deren Hilfe sich innerhalb von 60 Sekunden - der Standard-Verbindungszeit im Buendelfunk - ueber 10 000 Zeichen uebertragen lassen. Ist die zu uebertragene Datenmenge groesser, kann die Verbindungsdauer entsprechend verlaengert werden, wobei die Gebuehren fuer diese Art der Datenuebertragung bei den verschiedenen Netzbetreibern unterschiedlich sind und zwischen 50 und 80 Pfennig pro Minute liegen.

Die Voraussetzungen sind relativ einfach

Die technischen Voraussetzungen fuer die mobile Datenuebertragung im Buendelfunknetz sind relativ einfach. So gehoert die Kurzdatenuebertragung von Funkgeraet zu Funkgeraet zum Standard- Leistungsumfang und ist im Prinzip ohne weitere Zusaetze moeglich. Soll ein Rechner am Funkgeraet angeschlossen sein, muss dieses ueber eine geeignete Schnittstelle verfuegen. Allgemein durchgesetzt hat sich die serielle Schnittstelle RS232, die mit dem Netzwerkprotokoll MAP27 Daten zwischen Funkgeraet und einem angeschlossenen Rechner uebertraegt. Mit der zugehoerigen Software verhaelt sich das Funkgeraet dabei wie ein standardmaessiges Ein- beziehungsweise Ausgabegeraet, das direkt vom Rechner bedient wird.

Die Verbindung zwischen Rechner und Funkgeraet kann aber auch ueber ein Modem erfolgen, das den Sprechkanal zur Datenuebertragung nutzt (mit Uebertragungsraten von 1200 Bit/s bezie- hungsweise 2400 Bit/s). Das Modem wird zwischen Rechner und Funkgeraet geschaltet, die Steuerung erfolgt im einfachsten Fall ueber Modembefehle nach Hayes-Standard. Mehrere fuehrende Hersteller bieten inzwischen auch Datenfunkgeraete mit integriertem Modem an, die unmittelbar fuer die mobile Datenuebertragung im Buendelfunknetz eingesetzt werden koennen. Das Funkgeraet - stationaer oder mobil - ist dann als Peripheriegeraet an einen Rechner angeschlossen, der programmgesteuert Daten sendet, empfaengt, speichert beziehungsweise ausdruckt.

Die mobile Datenuebertragung ist unbestritten ein gewichtiger Wettbewerbsfaktor fuer Unternehmen, die schnell und direkt auf Anforderungen ihrer Maerkte reagieren wollen. Dabei ist der Buendelfunk nur einer unter einer Reihe von Funkdiensten, die dafuer geeignet sind, aber er kann die groesste Uebertragungsstabilitaet bei den geringsten Kosten aufweisen. Speziell fuer die Anwender des jetzt eingestellten Temex-Dienstes bietet Buendelfunk damit eine preiswerte und rasch einsetzbare Alternative zur Steuerung und Ueberwachung dezentraler Anlagen und Systeme. Ebenso ist in allen Faellen, wo neben Sprache auch Daten schnell und kostenguenstig im regionalen Umfeld mobil uebertragen werden sollen, Buendelfunk gegenwaertig eine attraktive Loesung.