Diskussion IT & Business

Mobile Computing bestimmt nächsten Innovationszyklus

25.09.2013
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Das Trendthema Mobile Computing elektrisiert die IT-Branche. Auf der Stuttgarter Messe IT & Business zeigte sich, dass die Anbieter das Potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft sehen.

Die Frage nach der Bedeutung von Mobility-Lösungen, -Geräten und -Services stelle sich nicht mehr, sagte Christian Illek, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, auf einer Podiumsdiskussion des Branchenverbands Bitkom anlässlich der IT & Business. Sie werde eindrucksvoll von den Kunden beantwortet: "Drei Viertel aller heute verkauften mobilen Endgeräte sind Smartphones", zitierte Illek eine Marktstudie. "Der mobile Datenzugang ist breit akzeptiert." Der Privatkundenmarkt gebe in diesem Segment das Tempo vor, und die professionellen Anbieter und Anwender hätten bisweilen Probleme, Schritt zu halten.

Uwe Küll; Hartmut Thomsen, SAP; Christian Illek, Microsoft; Volker Gruhn, Adesso; Bettina Laurick, GFT Technologies
Uwe Küll; Hartmut Thomsen, SAP; Christian Illek, Microsoft; Volker Gruhn, Adesso; Bettina Laurick, GFT Technologies

Dafür sind offenbar auch die teilweise veralteten gesetzlichen Rahmenbedingungen verantwortlich, wie Bettina Laurick in der Diskussion verdeutlichte. Das Geschäftsleitungsmitglied des IT-Dienstleisters GFT Technologies nannte hier den Bankenbranchen: Oftmals seien hier die Kundenbetreuer zwar mit Tablets unterwegs, doch das Arbeitsrecht verhindere den Einsatz vor Ort außerhalb der Arbeitszeiten: "Was nützt die beste Technik, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen?", fragte die GFT-Managerin.

Mobilisierte Arbeitsprozesse

Dennoch halten die mobilen Lösungen mehr und mehr Einzug in die Arbeitsprozesse der Unternehmen. Den Anfang machen in der Regel die Fachbereiche Kundenservice und Vertrieb, wo der Nutzen in der Regel offensichtlich ist. Das zeigt sich etwa, wenn Mitarbeiter vor Ort beim Kunden Dokumente und Daten einsehen und ohne Medienbrüche bearbeiten können.

Foto: Maksym Yemelyanov, Fotolia.com

Mit der Mobilisierung wächst die Angst vor Sicherheitslecks und Datenschutzverfehlungen. Unternehmen sind immer wieder mit dem Phänomen konfrontiert, dass Nutzer im privaten Umfeld, etwa in sozialen Netzen und mobilen Apps, freizügig mit Informationen umgehen. Dieselben Kunden reagieren aber hochsensibel, wenn Unternehmen ihre persönlichen Informationen zu kommerziellen Zwecken erheben und speichern wollen.

Das Gesetz bestärkt die auf Datenschutz bedachten Anwender in Deutschland, in dem es Anbietern einen eher restriktiven Umgang mit Personendaten auferlegt. Darüber sind die Anbieter aus der IT-Branche nicht immer glücklich: "Deutschland mit seiner Ingenieurskultur ist in dieser Hinsicht zum Teil sehr genau", beobachtet Hartmut Thomsen, Geschäftsführer SAP Deutschland. "100-prozentige Datensicherheit wird es allerdings nie geben."

SAP bildet wichtige Business-Prozesse mobil ab

Gesetzliche Restriktionen mögen den Weg in die Mobility-Zukunft verzögern, sie werden den Prozess aber nicht aufhalten. Längst arbeitet IT-Anbieter an Szenarien, die über den Kundenkontakt sowie die Service- und Verkaufsprozesse hinausgehen. So hat SAP die 25 häufigsten Unternehmensprozesse (zum Beispiel interne Reiseplanung oder Einkaufsgenehmigung) analysiert und in mobilen Abläufen auf HTML5-Basis implementiert. Das ist, so sagte Thomsen, nur der Anfang, ohne weitere Details zu nennen.

Vor allem in der Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) beziehungsweise im Industrie-4.0-Umfeld tun sich enorme Potenziale auf. Vorreiter unter den deutschen Anwendern ist die Automobilbranche, die ihre Fahrzeuge - das hat sie zuletzt eindrucksvoll auf der Branchenmesse IAA bewiesen - intensiv mit Kommunikationstechnik ausstatten, so dass sich diese selbsttätig untereinander und mit Data-Centers verbinden können. Kunden und Anwenderunternehmen verspricht diese Entwicklung neue Services und Geschäftsmodelle sowie einen enormen Innovationsschub.

Der Charme für IT-Anbieter und -Dienstleister besteht wiederum darin, dass nicht nur Investitionen am Frontend, sondern auch im Backend anfallen, weil die Menge an erzeugten Daten auch verarbeitet werden muss. "Das Potenzial im Mobility-Markt ist viel größer als die hohe Zahl an verkauften Devices vermuten lässt", freute sich Thomsen. "Es dürfte eher um den Faktor hundert als um den Faktor zehn höher liegen." Kein Wunder also, dass Mobility unter Anbieter ein heiß diskutiertes Thema ist. (hv)