Mobile Banking steckt noch in Kinderschuhen

Mobile Banking steckt noch in Kinderschuhen

11.12.2007
Das Beratungsunternehmen Forrester stellt in seiner Studie „European Mobile Banking: An Inconvenient Truth“ fest, dass die meisten Banken ihren Kunden Finanzdienstleistungen auch per SMS und per mobilem Internet anbieten. Doch nur wenige Handybesitzer nutzten diese auch.

Die Nutzung ist am höchsten bei jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren. Die derzeitigen mobilen Kunden sind desweiteren in der Regel männlich mit leicht überdurchschnittlichen Einkommen. Sie stehen neuen Technologie aufgeschlossen gegenüber und waren auch die ersten, die anfingen, das Internet täglich zu nutzen. Viele Banken haben in mobile Bankangebote investiert, stellen die Forrester-Experten unter Leitung von Benjamin Ensor fest. Europäische Banken sind schon recht lange mit einem eigenen Angebot dabei. Bereits 1997 hat die niederländische Bank ABN AMRO ihren ersten mobilen Service für Aktienhändler gestartet. Viele Banken in Europa boten in den Jahren 2000 und 2001 auf dem WAP-Standard basierende Angebote an, - nur um sie kurz danach wieder dicht zu machen, weil die Nutzer ausblieben.

Seitdem sind die meisten Banken nach und nach wieder mit zusätzlichen Mobil-Angeboten auf den Markt zurückgekehrt. Fast alle großen Banken in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien in den Niederlanden und Schweden bieten inzwischen einen mobilen Service an, so die Studie. Die Angebote reichen dabei von simplen Alarm-SMS bis hin zur Möglichkeit der Abwicklung von komplizierten Geschäftstransaktionen.

Basis- oder Premium-Angebote?

„Die Komplexität der dabei verwendeten Technologie bedeutet, dass Banken entweder einige Basis-SMS-Dienste für einen großen Kundenkreis zu geringeren Kosten oder ein Angebot mit zahlreichen Funktionen für eine kleinere Anzahl an Kunden zu höheren Kosten anbieten können“, heißt es in der Studie. Ein typisches Anwendungsbeispiel in Europa sei der SMS-Service der britischen Lloyds TSB. Die Kunden könnten sich für kostenlose wöchentliche SMS registrieren, die ihre letzten sechs Transaktionen und ihren derzeitigen Kontostand auflisten. Für zusätzliche 2,50 Pfund im Monat erhalten die Kunden zusätzlich SMS-Warnungen, wenn der Kontosaldo ein bestimmtes Limit unterschreitet. Bei der niederländischen Rabobank ist es möglich, per Handytelefonat kostenlos Kontostände und Zahlungsvorgänge abzufragen. Überweisungen, Daueraufträge und eine Übersicht über getätigte Kredite sind hier ebenfalls möglich.

86 Prozent aller Erwachsenen in Europa nutzen ein Handy. Für Banken, die mobile Bankdienstleistungen anbieten, bedeutet das, dass jeder Kunde mit Handy ein potentieller Nutzer sein kann. Denn alle Handys beherrschen zumindest SMS. Kompliziertere Dienstleistungen sind nur dann nutzbar, wenn der Kunde auch das richtige Handy-Modell besitzt, das über die benötigten Funktionen verfügt. Bei der Rabobank haben sich die Verantwortlichen sogar dafür entschieden, einen eigenen mobilen Service Provider, RaboMobiel, ins Leben zu rufen.

Breite Akzeptanz fehlt noch

Das größte Problem ist die teilweise geringe Akzeptanz der mobilen Bankdienstleistungen. Die erfolgreichsten Banken in Europa sind der Studie zufolge für SMS die Société Générale dessen Messalia Service 675.000 registrierte Nutzer hat. Bei der britischen First Direct gibt es 460.000 registrierte Nutzer für Banken-SMS. Beide sind der Studie zufolge aber eher Ausnahmen. Nur fünf Prozent der europäischen Internet-Nutzer sind auch Nutzer von mobilen Bankdienstleistungen – nur wenig mehr als in den USA oder in Kanada. Schweden und Italien, die die höchste Penetration mit Handys in Europa aufweisen, führen mit 11 beziehungsweise 9 Prozent aller Internetuser, die auch mobiles Banking nutzen. In Großbritannien, normalerweise ein Land, wo neue Technologien gut angenommen werden, nutzen nur 3 Prozent aller Internetzunter Bank-Services über das Handy.

Die Nutzung ist am höchsten bei jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren. Die derzeitigen mobilen Kunden sind desweiteren in der Regel männlich mit leicht überdurchschnittlichen Einkommen. Sie stehen neuen Technologie aufgeschlossen gegenüber und waren auch die ersten, die anfingen, das Internet täglich zu nutzen.

Die meisten Bannkunden machen nur einfache Dinge beim Handy-Banking. 57 Prozent der Nutzer von mobilen Angeboten von Banken sagen, sie würden so ihren Kontostand überprüfen. Kontostands-Warnungen und Überweisungs-SMS sind mit 40 Prozent ähnlich populär. Darüberhinaus prüfen 27 Prozent kürzlich abgeschlossene Kontovorgänge telefonisch mit ihrem Handy. Da die meisten einfach SMS-Dienste bevorzugen, finden komplizierte Bankdienstleistungen wie Überweisungen, sehr viel weniger statt.

Was sind die größten Hindernisse aus Sicht der Studie, die ausgeräumt werden müssten, damit mehr Kunden mobiles Banking nutzen würden? 46 Prozent der Befragten mobilen Haushalte gaben an, sie könnten keinen Vorteil durch Mobile Banking erkennen. Da es bereits Online-Banking, Geldautoamten und SB-Terminals gibt, sehen viele Kunden keinen zusätzlichen wert für sich. 40 Prozent der Befragten gaben an, sie wüssten gar nicht, ob ihre Bank überhaupt mobile Services anbieten würde – oder sie sagten, dass sie nicht genug darüber wüssten. Überaschenenderweise sind Sicherheitsbedenken nicht der wichtigste Hinderungsgrund. Aber immerhin noch 21 Prozent gaben, das sie nicht an die Sicherheit von mobilen Banken glaubten. Außerdem sagten 17 Prozent der Befragten, sie wüssten nicht genug über die anfallenden Kosten auf Seiten der Bank oder auch von Seiten des Mobilfunkanbieters.

Wichtig: Klare Strategie und Werbung

Forrester empfiehlt deshalb, eine klare Strategie kombiniert mit ausreichend Werbung für die aus Bankensicht oft kostspielig entwickelten mobilen Dienste. Den Kunden müsse klar gemacht werden, welchen Nutzen sie aus den mobilen Bankdienstleistungen ziehen könnten. Dafür böte sich die eigene Bank-Website an, wo User-Szenarien und Online-Videos aufklären könnten. Statt Online-Banking auf dem Handy nachzubilden, sollten die Manager vor allem ihr Augenmerk auf Basis-SMS-Dienste und lokalisierte Funktionen wie die mobile Filial- und Geldautomatensuche richten.

Statt Selbstbedienung am Automaten, Banking mit dem Handy. Nur: Die Kunden können darin (noch) keine Vorteile entdecken.

Foto: BenjaminEnsor

Benjamin Ensor, Principal Analyst bei Forrester.