Regulierer muß Mietpreis für die letzte Meile festlegen

Mobilcom legt im Tarifkampf bei Ferngesprächen nach

05.02.1999
SCHLESWIG (CW) - Der Preissturz im Telefongeschäft hält an. Nachdem die Telekom vor wenigen Tagen Tarifsenkungen ankündigte, kontert der norddeutsche Anbieter Mobilcom postwendend mit neuen Kampfangeboten.

Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Ron Sommer, konnte sich nur kurz als Preisbrecher feiern lassen (siehe Seite 12). Der von ihm für April 1999 geplante Fernzonentarif von sechs Pfennigen (21.00 Uhr bis 6.00 Uhr) ist als Dumping-Preis bereits wieder Makulatur. Unterboten wurde die Telekom-Offerte von Sommers Erzrivalen Gerhard Schmid. Der Chef der Mobilcom AG zeigt sich zumindest nach außen von der jüngsten Telekom-Offensive unbeeindruckt und setzt noch einen drauf: Mobilcom bietet ab sofort in der Zeit zwischen 22.00 Uhr und 7.00 Uhr Ferngespräche für vier Pfennige pro Minute an. Von 19.00 Uhr bis 22.00 Uhr kostet ein Gespräch acht Pfennige pro Minute.

Das Angebot von Mobilcom ist jedoch nicht uneingeschränkt nutzbar. In den Genuß der Vier-Pfennig-Tarifierung kommen nur Kunden, die sich bei Mobilcom registrieren lassen, das heißt, fest an den Anbieter aus Schleswig binden. Außerdem rechnen die Norddeutschen ihre Gespräche auch weiterhin nicht im Sekunden-, sondern im Minutentakt ab. Diese Einschränkung soll übrigens auch für die Sechs-Pfennig-Gebühr der Telekom gelten. Ob die Bonner dieses Entgelt im April einführen können, hängt von der Zustimmung der Regulierungsbehörde ab.

Anbieter nähern sich der Schmerzgrenze

Glücklich ist die Regulierungsbehörde in Bonn über die jüngste Preisentwicklung nicht. Ihr Präsident, Klaus-Dieter Scheurle, vertritt die Meinung, daß auf dem Telefonmarkt die Grenze des unlauteren Wettbewerbs erreicht ist. In einem Interview mit dem "Berliner Tagesspiegel" riet Scheurle den Verbrauchern, weniger auf die Schlagzeilen und mehr auf das Kleingedruckte zu achten. Weitere nennenswerte Preissenkungen bei Ferngesprächen hält er für unwahrscheinlich, rechnet künftig aber im Ortsnetz mit einem verschärften Wettbewerb.

Die Regulierungsbehörde muß nach einem Beschluß des Verwaltungsgerichtes Köln bis zum 8. Februar 1999 eine endgültige Entscheidung über den Mietpreis für die Teilnehmeranschlußleitung, das heißt die Kupferader von der Vermittlungsstelle der Telekom in den privaten Haushalt, treffen. Eine solche Festlegung war im November letzten Jahres gescheitert, nachdem die Telekom auf Anraten von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller ihren Antrag auf einen Tarif in Höhe von 47,26 Mark zurückgezogen hatte. Unterdessen liegt mit 37, 30 Mark ein neues Gesuch des Bonner Carriers vor (siehe CW 4/99, Seite 6).

Während im Ortsnetz ein Preiskampf bisher weitgehend ausblieb, deutet bei Ferngesprächen vieles darauf hin, daß sich die Anbieter der Schmerzgrenze nähern. Angesichts einer durchschnittlichen Interconnection-Gebühr von 2,7 Pfennigen pro Minute, die Wettbewerber an die Telekom für die Netzzusammenschaltung und Leitung zahlen müssen, wird der Spielraum für Tarifsenkungen immer enger. Das beweist auch die aktuelle Mobilcom-Offerte. Erstmals ist der Provider von seinem Modell abgewichen, rund um die Uhr einen einheitlichen Tarif anzubieten. Diesem Ansatz bleiben die Norddeutschen nur in ihrem Call-by-call-Angebot treu. Hier gilt ab sofort ein Minutenpreis von 16 statt bisher 19 Pfennigen. Damit ist Mobilcom jedoch teurer als andere Anbieter wie zum Beispiel Teldafax, Viatel, Otelo etc..